Frau am Freitag Robbe gegen Kind

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Eine Kolumne von Ute Nobel
| 18.08.2023 07:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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„Oh!“ Und: „Süß!“ Ist aus der hinteren Ecke der Redaktion zu hören. Die Kolleginnen stürmen zum Bildschirm, um zu gucken, was da mit glucksenden und jauchzenden Tönen gefeiert wird: ein Robbenbaby!

Mit großen Kulleraugen lugt es aus einem Korb hervor und sieht dabei einfach putzig aus. Die anwesenden Männer verdrehen die Augen. Die Kollegin fügt hinzu: „Wenn es euch schlecht geht, dann fahrt nach Norden und guckt euch die niedlichen Seehunde an!“ – Schwupps, ginge es einem gleich besser. Der Kollege antwortet trocken: „Das ist wie bei Kindern: Die sind süß, solange man sie nicht selbst an der Backe hat.“

So ein klitzekleines Bisschen möchte die Frau am Freitag dem Kollegen zustimmen. Obwohl sie dazusagen muss, wenn die Kinder friedlich in einem Korb säßen und daraus hervorlugten, dann wären die mit Sicherheit auch süß anzuschauen. Da steht es also eins zu eins zwischen Robbe und Kind. Nur blieben die Kinder nicht in dem Korb sitzen. Vermutlich würden sie ihn auf ein Bobbycar schnallen und damit einen Hügel hinunterfahren. Bis einer hinfällt und weint. Der Begriff Heuler wäre dann auch nicht weit hergeholt. Punkt für die Robbe.

Auch geben sich die lieben Kleinen selten mit Fisch zufrieden. Außer, er ist paniert, mit reichlich Fett in der Pfanne gebraten und mit Kartoffelbrei und Spinat serviert. Dabei wird der Spinat selbstverständlich auf dem Teller gelassen, der könnte ja gesund sein. Wenn so eine Robbe ein bisschen Alge an seinem Fisch findet, die frisst er garantiert mit, da ist sich die Frau am Freitag sicher. Weiterer Punkt für die Robbe.

Für die Kinder spricht wiederum, dass sie deshalb auch nicht so nach Fisch riechen. Punkt für die Kinder. Und auch beim Kuscheln sind sie nicht so glitschig und kalt wie die Robben. Mittlerweile steht es schon wieder unentschieden. Kinder könnten auch mit ihrer Selbstständigkeit punkten, schließlich sind sie irgendwann in der Lage, sich die Schuhe selbst anzuziehen. Andererseits: Robben brauchen gar keine Schuhe. Es scheint ein sehr knappes Rennen zu werden.

Wenn die Frau am Freitag sich entscheiden müsste, bliebe sie selbstverständlich trotzdem bei ihren Kindern. Sie muss nur einfach – tapfer bleiben. Und zur Not hilft es ja laut der Kollegin immer, sich süße Robbenbabys anzuschauen.

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