50 Jahre Hochschule in Ostfriesland Seefahrtsschule lässt Leer zum Reederei-Standort aufsteigen

| 22.08.2023 12:45 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Roelf Briese hat sein Kapitänspatent in Leer abgelegt. Später studierte er Schiffbau. Der früheren Seefahrtschule und dem heutigen Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften der Hochschule Emden/Leer ist er nach wie vor verbunden. Foto: Privat
Roelf Briese hat sein Kapitänspatent in Leer abgelegt. Später studierte er Schiffbau. Der früheren Seefahrtschule und dem heutigen Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften der Hochschule Emden/Leer ist er nach wie vor verbunden. Foto: Privat
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Der Leeraner Kapitän und Reeder Roelf Briese kennt die Seefahrtschule in Leer noch als Schüler. Später lehrte er dort. Noch heute schlägt sein Herz für den Fachbereich.

Emden/Leer - Als Kapitän hat Roelf Briese wohl alle Weltmeere bereist. In Leer gründete er die Reederei Briese. Das Unternehmen hat heute mehr als 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit. Dependancen sind unter anderem in Houston (USA), Singapur oder auch Dubai. Doch das Herz des Chefs schlägt auch heute noch für Ostfriesland - und den Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften der Hochschule Emden/Leer am Standort Leer.

Sein Handwerk gelernt hat Briese an der Seefahrtschule in Leer, aus der später der Fachbereich Seefahrt der Hochschule Emden/Leer hervorging. Dort hat Briese zunächst sein Kapitänspatent gemacht, ehe im weiteren Verlauf ein Schiffbaustudium folgte. Schnell fuhr Briese danach zur See, arbeitete später als Diplom-Ingenieur - unter anderem auch in Emden bei der Firma Thyssen Nordseewerke.

Viele Schüler gründeten Reedereien

Nach einer Anfrage der Fachschule Seefahrt, die damals noch nicht in den FH-Bereich integriert war, wechselte Roelf Briese seinen Arbeitsplatz und arbeitete ab 1980 als Professor an der Fachhochschule Ostfriesland (FHO) im Fachbereich Seefahrt, der bis Ende der 1970er Jahre eingegliedert worden war.

Vor allem in der Anfangszeit, so Briese, waren an der Seefahrtschule viele Schüler, die bereits während ihrer Ausbildung den Gang in die Selbständigkeit planten und im Anschluss beispielsweise Reedereien gründeten. Ziemlich genau so, wie es auch Roelf Briese selbst getan hatte.

Bis heute hat Leer für die Seefahrt einen immens hohen Stellenwert. Die Stadt ist der zweitgrößte Standort für Reedereien bundesweit. Für Roelf Briese ist dies kein Zufall. Der Fachbereich Seefahrt trug maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Immerhin sei es in Leer gelungen, bedarfsgerecht auszubilden und somit die hiesige Wirtschaft zu stärken.

Groß geworden durch die Seefahrtschule

„Der Wirtschaftsstandort Leer, die maritime Verbundwirtschaft, hat einen großen Vorteil: Die Menschen hier identifizieren sich eher mit der Branche, als es anderswo der Fall ist“, so Briese. Mit „anderswo“ meint er beispielsweise die Hansestädte Lübeck oder auch Hamburg, wo Mitarbeiter vielfach den Arbeitsplatz wechselten. In Leer sei das anders, hier sind viele Mitarbeitende seit der Gründung einer Reederei „mit an Bord“, seien nicht so sprunghaft. Zudem seien die Jobs seiner Ansicht nach sicher.

Roelf Briese sagt von sich selbst, er sei durch die Seefahrtschule groß geworden. Seine Wurzeln hat er im Fischerdorf Ditzum, sein Vater war Fischer und arbeitete einst auch auf dem später gesunkenen Frachtschiff Melanie Schulte. Ursprünglich wollte Briese nicht als „Big Player“ auf den Weltmeeren aktiv sein: Angefangen hat alles 1983 mit einem einzelnen Schiff, das damals in Oldersum gebaut wurde. Daraus wurden bis heute 155 Schiffe.

Seefahrt geriet in die Krise

Roelf Briese kennt aber auch schlechte Jahre: 2005/2006 waren die Studierendenzahlen im Bereich Seefahrt am Standort Leer äußerst gering und der Fachbereich stand auf der Kippe, wie er sich erinnert. Gemeinsam mit früheren Kommilitonen gründete Briese in der Folge die Reedereigemeinschaft Emsachse. Über zehn Jahre stellte die Emsachse drei Stiftungsprofessuren bereit, um damit „den Fachbereich am Leben zu halten“. Bis dahin war bereits über eine Zusammenlegung mit Elsfleth nachgedacht worden. Doch dazu kam es nicht.

Auch nicht, als ab 2010 die – wie Briese sagt – „Saure-Gurken-Zeit“ begann. Die Seefahrt geriet in die Krise, viele Reedereien machten Pleite oder mussten schließen. Das hatte auch Folgen für die Reedereigemeinschaft: Briese und seine Mitstreiter mussten noch einmal Geld investieren, damit das Projekt - und damit der Fachbereich Seefahrt - erfolgreich weiterbestehen konnte.

Inzwischen ist die Krise überwunden. Und trotz seiner 78 Jahre denkt Roelf Briese nach wie vor nicht ans Aufhören. Teilweise zum Ärger seiner Frau, die sich so langsam mehr gemeinsame Zeit wünschen würde. Doch fortwährend hat Briese Ideen für neue Projekte, neue Möglichkeiten – und ist dabei immer wieder mit seinen Gedanken bei seiner eigenen Ausbildung an der Seefahrtschule. Denn das sei für ihn „die schönste Zeit“ gewesen.

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