Eine große Feier nach der anderen Taufe, Einschulung, Konfirmation – Weihnachten mal fünf?
Im Leben eines Kindes werden wichtige Tage immer mehr zum Event. Manchmal beginnt es schon vor der Geburt, dann Taufe, erster Kitatag, Einschulung, Konfirmation. Das hat Folgen.
Ostfriesland - Berge von Geschenken, die passende Torte, eigens gebastelte Einladungskarten, die Wochen vor dem großen Tag rausgehen und schließlich die richtige Deko und Spiele nicht vergessen: Es klingt nach einem runden Geburtstag oder nach Weihnachten. Mittlerweile gibt es all das aber auch passend zur Taufe, zur Konfirmation, zur Einschulung. Auf unzähligen Internetseiten gibt es Tipps, verschiedene Anbieter in Ostfriesland haben einen Motto-Kuchen für jeden Anlass: „Ob Geburtstag, Verlobung, Hochzeit, Babyshower, Geburt, Taufe, Schulstart, Kommunion, Konfirmation, zur bestanden Prüfung oder deinem ganz besonderen Moment“, heißt es da.
Wir wollten wissen: Täuscht der Eindruck oder werden die Tage für Familien immer mehr zum Event?
Taufe: Aus finanzieller Sorge abgeblasen
Der Druck ist auf jeden Fall da, sagt Ulf Preuß, Sprecher der evangelisch-reformierten Kirche. Wenn es allerdings um die Frage geht, ob die Feierlichkeiten immer größer werden sagt er: „Ja und nein.“ Denn bei kirchlichen Feiern würden Eltern, die nicht das nötige Kleingeld dafür hätten, davon absehen, ein größeres Event davon zu machen. Vielmehr würden sie die Feiern ganz auslassen, aus Sorge nicht mithalten zu können. „Und man darf nicht vergessen, dass das ein relevanter Teil der Bevölkerung ist“, sagt er. „Studien haben ergeben, dass Eltern dann zum Beispiel ihre Kinder lieber nicht taufen lassen, um die finanzielle Belastung einer Feier zu vermeiden“, sagt er.
Konfirmation: Geschenke absolut nicht verwerflich
Die Konfirmation ist der „nächste Schritt“. „Jugendliche bestätigen damit den Bund, werden nahezu vollwertige Kirchenmitglieder“, sagt der Sprecher.
Die Zahlen der Konfirmationen bleiben laut des Statistik-Portals Statista von 2008 bis 2021 – abgesehen von einem Corona-Knick – auf einem absteigenden, dennoch recht hohen Niveau. Im Jahr 2021 feierte die evangelische Kirche insgesamt demnach 156.077 Konfirmationen in Deutschland. „Dass Geschenke da bei vielen Jugendlichen auch eine Rolle spielen, ist absolut nicht verwerflich, es ist nur ehrlich“, sagt Preuß. Beim vorbereitenden Fahrten oder im Unterricht würde es um den Glauben und die Gemeinschaft gehen.
Einschulung: Druck über Social Media
Anika Edelmann, Schulpsychologin beim Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück und zuständig für die Schulen der Stadt Leer, von Bunde, Weener, Jemgum, Moormerland und Westoverledingen, sieht sehr wohl einen Druck, der beim Thema Einschulung auf Familien lasten kann. „Wir alle erleben heutzutage, dass das Thema Einschulung große Diskussionen auslöst: Wie viel Geld gibt man für die Schultüte aus? Wie viel für die Einschulungsfeier? Was ist genug, was ist wirklich notwendig und kann ich auch übertreiben? Eltern sind heute bereit, tief in die Tasche zu greifen, um dem eigenen Kind ein tolles Fest zu ermöglichen“, sagt Edelmann.
Gender-Reveal und Baby-Shower – auch in Ostfriesland?
Generell bewegt sich die gesellschaftliche Großwetterlage eigentlich in andere Richtungen – viele Eltern lehnten es ab, das Kinderzimmer des Sohnes hellblau zu streichen oder die Tochter vorwiegend in rosa Röcke zu kleiden.
Mit Material von dpa