11. Internationales Gitarrenfestival Multikulturelles Saitenspektakel in der Scheune

Claus Hock
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Von Claus Hock
| 04.09.2023 07:27 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Spontane Session: Die beiden Festival-Organisatoren Sönke Meinen (links) und Philipp Wiechert (rechts) begleiteten Will McNicol bei dessen Auftritt. Foto: Jürgens
Spontane Session: Die beiden Festival-Organisatoren Sönke Meinen (links) und Philipp Wiechert (rechts) begleiteten Will McNicol bei dessen Auftritt. Foto: Jürgens
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11. Internationales Gitarrenfestival in Freepsum beschert dem Gulfhof wieder ein volles Haus. Veranstalter Sönke Meinen und Philipp Wiechert stellen ihr neues Album vor.

Freepsum - Das Attribut „international“ traf für das 11. Freepsumer Gitarrenfestival in ganz besonderem Maße zu. Nicht nur die Künstler und Künstlerinnen, die dort am Freitag und Samstag aufgetreten sind, sondern auch deren Repertoire war so international und multikulturell wie selten zuvor. Die beiden Veranstalter Sönke Meinen und Philipp Wiechert sowie „Hausherr“ Holger Rodieck konnten sich über eine gut gefüllte Scheune im historischen Krummhörner Gulfhof freuen.

Den Auftakt am Freitag machte Will McNicol, dessen verträumte Melodien das Freepsumer Publikum gleich in ihren Bann zogen. Neben Einflüssen aus der Folk-Musik seiner Heimat präsentierte der Schotte einen Ausflug in afrikanische Gefilde, indem er auf seiner Gitarre gekonnt den Klang einer Mbira imitierte. Das ist eine Art Daumenklavier bestehen aus einem Holzblock und Metallzungen. McNicol hatte dieses ungewöhnliche Instrument in Zimbabwe kennen gelernt.

Bratsche beim Gitarrenfestival

Ähnlich exotisch mutete die zweite Künstlerin des Abends an. Denn sie spielte keine Gitarre sondern eine Bratsche. Allerdings arbeitete die Niederländerin Roosmarijn nicht nur mit „klassischem“ Bogenstrich. Häufig hielt sie ihr Instrument wie eine Gitarre und zupfte die Saiten. Parallel dazu erzeugte sich schnarrende oder klopfende Rhytmusgeräusche und sang auch noch dazu. Dank Loopstations und Effektgeräten kombinierte sie das alles in eindrucksvoller Manier miteinander und kreierte einen eigenwilligen experimentellen Sound, der sich irgendwo zwischen Nick Drake und Björk bewegte.

Den Schlusspunkt am Freitagabend setzten die Sönke Meinen und Philipp Wiechert, die ihr gerade frisch erschienenes Album „Cocoon“ vorstellten. Das Duo überzeugte durch sein kongeniales harmonisches Verständnis ohne dass sich einer von ihnen dabei in den Vordergrund drängte. Die abwechslungsreiche Mischung aus eher ruhigeren von nordischem Folk inspirierten Balladen bis hin zu flinker Fingerstyle-Akrobatik sorgte von der ersten Sekunde an für helle Begeisterung in der Gulfhof-Scheune.

Landschaftspräsident veurteilt Neonazi-Konzert

Am Samstag hatten interessierte Gäste tagsüber zunächst die Gelegenheit an Workshops und einer Offenen Bühne teilzunehmen, bevor dann der zweite Abend abermals mit einem musikalischen Abstecher auf den schwarzen Kontinent begann. Sängerin Fama M’Bou vom Duo „Cocotá“ hat senegalesische Wurzel, was sich auch deutlich in ihrem von Christian Stoltz an der Gitarre einfühlsam begleiteten Repertoire widerspiegelte. Die sanft-einschmeichelnden Rhythmen gepaart mit englischem, französischem und afrikanischem Gesang waren ein gelungener Einstieg. Anschließend bewies der Belgier mit dem walisischen Namen Myrddin (so heißt ursprünglich der Zauberer und Barde, den wir als Merlin kennen), dass nicht nur Spanier feurige Flamenco-Fingertechniken beherrschen. Das Finale bestritt dann die dänische Formation „Stundom“, die mit ihrem Mix aus traditionellen Tänzen ihrer Vorfahren, klassischer Kammermusik und eigenen modernen symphonischen Elementen dem gewohnt fachkundigen Freepsumer Publikum ein weiteres außergewöhnliches Hörerlebnis bescherten.

Da das Gitarrenfestival von der Ostfriesischen Landschaft gefördert wird, ließ es sich deren Präsident Rico Mecklenburg nicht nehmen, am Freitag ein kurzes Grußwort zu sprechen. Darin lobte er ausdrücklich die multikulturelle Vielfalt der Veranstaltung. Im gleichem Atemzug verurteilte er in scharfer Form ein Festival, das Anfang August ebenfalls in der Krummhörn stattgefunden hatte und bei dem als rechtsradikal eingestufte Bands aufgetreten waren. „So was brauchen wir hier nicht und so was wollen wir hier bei uns auch nicht haben“, stellte der Landschaftspräsident unmissverständlich klar.

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