Was Sie heute wissen müssen Clans in Ostfriesland | Gekündigter Schwimmlehrer | Schimpfwörter auf Platt

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Eine Kolumne von Nikola Nording
| 10.10.2023 06:26 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Im Mai dieses Jahres hatte eine explodierte Autobombe nicht nur die Bewohner von Wittmund aufgeschreckt, sondern auch Menschen darüber hinaus besorgt. Schnell machten Vermutungen die Runde, dass es sich bei dem Anschlag um Clan-Kriminalität handeln könnte. Damals hüllte sich die Polizei in Schweigen. Nun, ein rund halbes Jahr später, hat Manfred Hochmann mit dem Auricher Polizeichef Stefan Zwerg sprechen können und der bestätigte: Die Clan-Kriminalität hat Ostfriesland ins Visier genommen. Der Hauptverdächtige des Anschlags wurde festgenommen, aber auch das Netz dahinter wurde von der Polizei in Kleinstarbeit aufgedeckt. Unter anderem hat das mit einer Initiative zu tun, die mittlerweile überall in Ostfriesland an den Start gegangen ist: Polizei, Staatsanwaltschaft und die Kommunen arbeiten zusammen und bekämpfen die Clans mit Bürokratie und Kontrollen. Und das ist offenbar durchaus erfolgreich, verrät Zwerg.

Der Krieg in Israel tobt. Stündlich werden neue Gräueltaten aus dem Land, das am Samstag von der Terrorgruppe Hamas attackiert wurde, bekannt. Raketen, Luftschläge, Bodenoffensiven – Vokabeln, die wegen des Ukraine-Krieges mittlerweile unliebsam vertraut geworden sind. Die Hamas-Kämpfer dringen in israelisches Gebiet ein und töten, entführen und vergewaltigen. Die Staatengemeinschaften reagieren zu Recht mit aller Härte. Am Montag teilten sowohl die Europäische Union als auch das deutsche Entwicklungsministerium mit, dass die Finanzhilfen für die palästinensischen Gebiete ausgesetzt werden. Das hatten am Wochenende im Gespräch mit meiner Kollegin Petra Herterich bereits die Heseler CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann und der ehemalige Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe aus Bunde, gefordert. Die Auseinandersetzungen im Krisengebiet sind sehr alt und verworren. Für diejenigen, die in Sachen Nahost-Konflikt eine schnelle Auffrischung brauchen, hat die Süddeutsche Zeitung am Wochenende die wichtigsten Fragen zum Konflikt zusammengestellt. Mich hat dieser Text direkt abgeholt.

Schwimmen lernen ist für Kinder wichtig – nicht nur im wasserreichen Ostfriesland. Ein einfühlsamer Lehrer in einem Schwimmkurs ist dabei eine Menge wert. Das sahen auch viele Eltern in Andreas Kuppe. Sie sehen es noch, doch Andreas Kuppe darf nur noch bis zum Ende des Jahres im Schwimmbad Plytje in Leer seine Kurse anbieten. Zum 31. Dezember wurde ihm gekündigt. Die Gründe wurden ihm nicht genannt, sagt er. Meine Kollegin Rieke Heinig hat beim Bad und auch bei Bürgermeister Claus-Peter Horst, der Aufsichtsratschef des Plytje ist, nachgefragt und ebenfalls die Gründe nicht erfahren. Kuppe räumt ein, dass es hin und wieder Streit mit der Badleitung gab. Doch reichte das für die Kündigung aus? 170 Kinder stehen auf jeden Fall nun ohne Schwimmkurs da und ihre Eltern machen mobil.

Während die Leeraner Eltern noch am Anfang stehen, haben die Eltern in der Krummhörn einen neuen Meilenstein erreicht. Im Kampf um die Grundschulen und Kita-Plätze in der Gemeinde haben sie am Montag die Unterschriftenliste für ein Bürgerbegehren bei Bürgermeisterin Hilke Looden eingereicht. 1028 Unterschriften hätten sie gebraucht, übergeben haben sie 2481. Das machte sogar die Verwaltungschefin sprachlos. Nun wird geprüft, ob die Unterschriften gültig sind, und dann könnten bald die Krummhörner darüber abstimmen, ob die Grundschulen Pewsum, Loquard und Greetsiel sowie alle Kita-Standorte erhalten bleiben sollen. Hannah Weiden hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Am Wochenende fand in Leer das Science-Fiction-Literaturfestival „Hinterm Mond“ statt. Autoren des Genres lasen aus ihren Romanen. Die nächste Geschichte aus Norden hätte man vor ein paar Jahren auch bei so einem Festival erzählen können. Allerdings kommt diese aus dem Auricher Kreishaus. Minibusse ohne Fahrer sollen Norden erobern. Heino Hermanns berichtet über das Projekt der Bahn und wie die Fahrzeuge später in Norden unterwegs sein könnten. Projektstart ist allerdings frühestens Mitte 2027.

Ein selbstfahrendes Auto wäre für Alfred Meyer sicher auch etwas. Dann könnte er während der Fahrt noch mehr Dinge erledigen. Mein Kollege Ole Cordsen hat dem ehemaligen Bürgermeister von Wiesmoor ein Porträt gewidmet und beim Lesen kam mir irgendwann der Gedanke: „Das macht er auch noch?“ Denn die Liste der Vereine, Verbände und Engagements, die Meyer hat, ist lang. Rund 20 Stunden investiert er ehrenamtlich in seine Stadt. Vom Verlegen von Kabeln beim Blütenfest über die Reparatur von Werkzeugen für seine Nachbarn – Meyer machts. Dafür wird dem vollbärtigen Mädchen für alles, wie Ole schreibt, am kommenden Donnerstag das Bundesverdienstkreuz verliehen. Zu recht, wie ich finde.

Der Herbst ist mittlerweile angekommen und das bedeutet für mich: Der Kleiderschrank muss aufgeräumt werden. Die Sommerkleider dürfen zurück in den Karton, in diesem Jahr kamen sie eher selten zum Einsatz. Stattdessen krame ich die Wintermode hervor. Dabei sortiere ich jedes Mal auch Kleidungsstücke aus, die ich nicht mehr trage. In Wittmund war meine Kollegin Susanne Ullrich nun auf einer Kleidertausch-Party. Kleider, die man selbst nicht mehr trägt, wurden hingehängt und man selbst konnte schauen, ob einem nicht die Klamotten der anderen gefallen. „Ich bin mit drei Hosen gekommen und gehe mit zwei Jacken und einer Tasche“, hat ihr eine Teilnehmerin erzählt. Die Klamotten, die keine neue Besitzerin fanden, gingen als Spende ans Frauenhaus. Nachhaltig, praktisch, gut.

Über so manchen Fehlkauf habe ich mich schon ordentlich geärgert. Da hätte ich das Video von meiner Kollegin Jutta Martens gut gebrauchen können: In ihrer Platt-Serie hat sie sich nämlich in einem zweiten Teil mit plattdeutschen Schimpfwörtern beschäftigt. Besonders den Klappstohl nehme ich künftig in mein Repertoire auf.

Was heute wichtig wird

  • Die Emder Stadtverwaltung legt an diesem Dienstag den Entwurf des Haushaltes für 2024 vor. Fest steht bereits: Die Finanzlage der Stadt ist so angespannt, dass die Emderinnen und Emder den Gürtel enger schnallen müssen. Heiko Müller berichtet.
  • Seit Jahren plant die Gemeinde Ihlow den Ausbau ihres Angebotes für Wohnmobilisten. Dabei pendelt sie zwischen dem Rundum-sorglos-Paket und der Sparvariante. Was braucht ein Wohnmobilist zum Glücklichsein? Nicole Böning erklärt es.
  • Die reformierte Gemeinde in Loga führt EC-Kollekte ein. Künftig soll man in der Kirche nicht nur mit Klimpergeld, sondern direkt mit Karte zahlen können. Rieke Heinig hat sich das neue System erklären lassen.
  • In der Krummhörner Ortschaft Visquard gibt es demnächst eine Ausstellung zur verheerenden Weihnachtsflut des Jahres 1717. Hannah Weiden blickt auf diese Katastrophe zurück und zeigt auf, was sich im Küstenschutz seitdem geändert hat.
  • Nach einem Streit mit einem Carolinensieler über dessen Hund soll ein Mann Frikadellen mit Schrauben präpariert haben. Die warf er aus seinem Auto heraus vor die Tür des Mannes, um den Hund zu ködern. Nun steht er wegen Tierquälerei vor Gericht. Susanne Ullrich berichtet.
  • Die Zeichen stehen auf Gallimarkt: Am Dienstagnachmittag startet der traditionelle Galli-Viehmarkt in der Ostfrieslandhalle. Denise Cordes und Klaus Ortgies schauen sich die rund 1000 Tiere dort an.
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