Was Sie heute wissen müssen Gallimarkt eröffnet | Demokratie in Gefahr | Statkraft investiert
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Redaktionsleitung der Ostfriesen-Zeitung.
„Radeau, radeau, raditjes doe...“ – Leer ist an diesem Mittwoch in die fünfte Jahreszeit gestartet. Der Gallimarkt ist eröffnet. Es ist schon jedes Mal ein Spektakel, wenn der Leeraner Bürgermeister Claus-Peter Horst zusammen mit den Herolden den Markt auf der Treppe vor dem Rathaus offiziell eröffnet. Für Hörgeschädigte gab es in diesem Jahr erstmals einen Gebärdendolmetscher, so dass diese die Eröffnung gut mitverfolgen konnten. Bis Sonntag steht die Stadt im Zeichen des größten Volksfestes in Ostfriesland. Weit über hunderttausend Besucher werden erwartet. 19 Fahrgeschäfte stehen in der Stadt, dazu Buden und Festzelte. Dafür wurden kilometerweise Stromkabel auf dem Festgelände verlegt. Karin Lüppen geht daher der Frage nach, wie viel Strom der Gallimarkt eigentlich verbraucht. Überhaupt sind meine Kolleginnen und Kollegen aus der Lokalredaktion in Leer während des kompletten Gallimarktes live dabei und halten Sie, liebe Leserinnen und Leser, rund um das Fest auf dem Laufenden. In einem Dossier finden Sie zudem alle Informationen, die Sie für einen Besuch brauchen: unter anderem eine interaktive Karte mit Parkmöglichkeiten und der Lage der Fahrgeschäfte. Auch alle bislang veröffentlichen Berichte über den Gallimarkt sind dort zu finden.
Während sich in Leer die Fahrgeschäfte drehen, dreht sich im Rest Ostfrieslands das Tagesgeschäft weiter. Emden steht vor einem finanziellen Desaster. Der Entwurf des Haushaltes für 2024 weist im Ergebnishaushalt ein Minus von rund 33 Millionen aus. Dieses Defizit steigt den Prognosen der Stadt zufolge bis 2027 – also innerhalb von drei Jahren – auf 141,5 Millionen Euro. Eingerechnet in diesen Summen sind bereits 8,5 Millionen Euro, die die Stadtverwaltung bei ihren inneren Strukturen einsparen will. Was kommt nun auf die Stadt und die Bürger zu? Womöglich Steuererhöhungen und eine Anhebung von Gebühren. Vor allem aber soll es ein umfassendes Sparpaket geben, kündigt die Stadtverwaltung an. Auch Gremien des Stadtrates arbeiten schon seit längerem an eigenen Vorschlägen, wie die Einnahmen der Stadt erhöht und die Ausgaben gesenkt werden sollen. Egal, wie die Einsparungen zustande kommen: Innerhalb des Stadtrats fürchtet man, dass Kürzungen und Streichungen vor allem bei den sogenannten freiwilligen Leistungen zu Unmut und Unverständnis sowie zu einem sozialen Unfrieden führen könnten.
Wenn die Unzufriedenheit steigt, sinkt unter anderem das Vertrauen in den Staat und seine Institutionen. Laut einer Studie der Körber-Stiftung haben 54 Prozent der Bevölkerung ein weniger großes bis geringes Vertrauen in die Demokratie. Kommunen spüren das auf vielfältige Weise; etwa, weil die AfD immer mehr Zulauf bei Wahlen bekommt oder weil Bürgermeister und Ratsmitglieder Beschimpfungen bis hin zu Drohungen ausgesetzt sind. Die Demokratie ist in Gefahr. Das zeigen nicht nur die Umfrage-Ergebnisse. In seinem Vortrag „Deutschland im 21. Jahrhundert – Stresstest für die Demokratie“ ging der Alt-Bundespräsident Christian Wulff an diesem Donnerstagabend bei den Emder Forschungstagen auf die Gefahren für die Demokratie ein. In einer gut einstündigen Rede richtete er einen dringenden Appell an die Zuhörer. Seine Kernbotschaft: Demokratie geht alle an. Sie ist keine Selbstverständlichkeit und kann nur gelingen, wenn alle an ihr arbeiten und sie gemeinsam gestalten. „Das 21. Jahrhundert braucht gemeinsame Anstrengungen und keine Nationalisten. Wir brauchen den gesamten Ideenreichtum und das Innovationspotenzial aller. Zugunsten des Zusammenhalts der Menschheit auf diesem Planeten werden sogar Staaten zusammenarbeiten müssen, die verfeindet sind und verfeindet bleiben“, so Wulffs Prognose.
Bleiben wir noch einmal in Emden. Die Stadt soll Wasserstoffdrehscheibe für Europa werden. An diesem Ziel feilt jetzt nicht nur der Oldenburger Energieversorger EWE, sondern auch das norwegische Energie-Unternehmen Statkraft. Die Realisierung einer 10 Megawatt-Elektrolyse-Anlage zur Herstellung von Wasserstoff am Emder Kraftwerk ist dabei wohl nur der Anfang. 30 Millionen Euro sollen dafür investiert werden. Stephanie Schuurman kennt die Einzelheiten zu dem Projekt.
Zum Abschluss möchte ich noch einen Blick über die Grenze werfen: In den Niederlanden sind zwei 19 Jahre alte Männer festgenommen worden. Sie stehen im Verdacht, für eine der Explosionen in Winschoten verantwortlich zu sein. Mehrfach war es in den vergangenen Wochen zu Explosionen in Winschoten und Groningen gekommen. Was weiß man über die Verdächtigen? Vera Vogt fasst das, was man bisher weiß, zusammen.
Was heute wichtig wird
- Die Auricher Bäckerei Meyer hat nach 125 Jahren ihre Geschäftsaufgabe verkündet. Es ist im Landkreis innerhalb von fünf Jahren der vierte Traditionsbetrieb, der schließt. Lässt sich das Sterben der kleinen Bäckereien noch aufhalten? Gabriele Boschbach fragt nach.
- Storag Etzel informierte im Kavernenbeirat die Bürger über das Kavernengelände und erhielt darin auch Kritik. Der Beirat wurde aufgelöst, allerdings gibt es Forderungen nach einer Wiederbelebung. Imke Oltmanns berichtet.
- Es ist der 29. April 1943. Maurice Windmüller wird im Durchgangslager Westerbork registriert. So ist es auf seiner Lagerkarte vermerkt. Seine Eltern Ruth Windmüller-Kornblum und Salomon Kornblum sind zu diesem Zeitpunkt schon tot. Ruth wurde in Auschwitz vergast, Salomon starb an Erschöpfung. Claus Hock wirft einen Blick auf die Zeit von Maurice Windmüller in Westerbork.
- An diesem Donnerstag werden die Flügel der Roten Mühle in Greetsiel geröntgt. Claus Hock ist dabei und gibt einen Zwischenstand. Denn die „Wiederbeflügelung“ der Roten Mühle hat eine weitere Hürde genommen: Die Gemeinde Krummhörn ist bereit, bis zu 80.000 Euro für die notwendigen Arbeiten dazu zu geben.
- Mit dem Gallimarkt hat am Mittwoch die fünfte Jahreszeit in Leer begonnen. Auch am Donnerstag sind die Kolleginnen und Kollegen aus der Leeraner Lokalredaktion vor Ort und halten die Leserinnen und Leser live mit Impressionen und bunten Geschichten auf dem Laufenden.
- Nordsee ist nicht nur Sankt Peter-Ording. Mit gesammelten Kräften will man das in Ostfriesland unterstreichen. Vera Vogt berichtet.