Ein bewegtes Leben Auf einer Zeitreise mit Rocksängerin Inga Rumpf

| | 19.10.2023 15:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Inga Rumpf stellt in Jheringsfehn ihre Autobiografie „Darf ich was vorsingen?“ in einer musikalischen Lesung vor. Foto: Jim Rakete
Inga Rumpf stellt in Jheringsfehn ihre Autobiografie „Darf ich was vorsingen?“ in einer musikalischen Lesung vor. Foto: Jim Rakete
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Sie sang schon als Kind für fünf Mark, später lebte sie in einer WG mit Udo Lindenberg. Mit ihrer Autobiografie kommt Inga Rumpf am 28. Oktober nach Moormerland.

Hamburg/Jheringsfehn - Sie war eine der ersten Rocksängerinnen in Deutschland, tourte mit ihren Bands Frumpy und Atlantis durch die USA und macht später solo Karriere: Inga Rumpf hat ihre Erinnerungen in eine Autobiografie gefasst und veröffentlicht. In Kürze wird sie das Buch in einer Lesung – aber auch mit Songs – in Moormerland vorstellen. Wir haben vorab mit der Sängerin aus Hamburg gesprochen.

Frau Rumpf, was gab den Anstoß zu Ihrer Autobiografie?

Inga Rumpf: Ich hatte vor einiger Zeit meine Fotos und Videos digitalisiert, einen kleinen Film daraus gemacht und Texte dazu geschrieben. 2019 habe ich alles wiedergefunden. Es sind ja teilweise lustige Geschichten, die ich erlebt habe. Ich dachte, das müsste ich weiter ausführen. Ich habe ganze Ordner mit Zeitungsausschnitten und meine Terminkalender rausgeholt und mein Archiv vor mich auf den Tisch gestellt. Ich konnte so direkt über mich selbst recherchieren. Eigentlich kam mir Corona entgegen – ich hatte keine Termine, keiner wollte was von mir. So konnte ich schreiben.

Musikalische Lesung

Inga Rumpf gastiert am Sonnabend, 28. Oktober, in der Kirche Jherings-/Boekzetelerfehn mit ihrem Programm „Zeitreise“. Veranstalter ist der Verein Kultur und mehr Moormerland. Ab 20 Uhr (Einlass 19.30 Uhr) berichtet die Hamburger Sängerin über ihr Leben und ihre musikalische Karriere. Karten gibt es im Vorverkauf für 25 Euro (Abendkasse 28 Euro) bei der Touristik Moormerland, Dr.-Warsing-Straße 79 in Moormerland und per E-Mail an info@kultur-moormerland.de. Es gibt außerdem die Möglichkeit, unter Tel. 04954 / 6652 Karten zu bestellen.

Das Buch

„Darf ich was vorsingen“ ist der Titel der Autobiografie von Inga Rumpf. Das Buch ist im Verlag Ellert & Richter erschienen. Es hat 352 Seiten mit 90 Abbildungen und kostet 20 Euro. ISBN: 978-3-8319-0823-3

Was erfährt denn der Leser aus Ihrem Leben, was er noch nicht weiß?

Rumpf: Das Buch ist chronologisch aufgebaut, ab der Zeit, in der ich als Kind angefangen habe zu singen. Es geht los, als ich vier Jahre alt war, da habe ich zum ersten Mal mit Singen fünf Mark verdient. Das war in der Nachkriegszeit viel Geld und ich dachte: Das mache ich jetzt öfter. Ich habe meiner Mutter zuliebe eine Lehre gemacht, aber immer Interesse an der Musik gehabt. Meine erste Band waren The City Preachers, daraus entstand Frumpy und danach Atlantis. Wir waren nicht nur in Europa unterwegs, sondern sind bis nach Amerika gekommen. Das steckt alles drin in diesem Leben, genau wie die Zeit mit Udo Lindenberg, er war Schlagzeuger bei den City Preachers. Ich erzähle auch ein bisschen von der WG, die wir hatten, über die Zeit in Hamburg mit Onkel Pö und die Musikszene. Zwar ohne Details, aber es geht um alles, was ich mit Sex, Drugs und Rock‘n‘Roll in jener Zeit erlebt habe. Es geht weiter bis ins Jahr 2019, mit vielen musikalischen und privaten Anekdoten.

Da sind Ihre Sorgen sicher nicht anders als bei Ihren Zuhörern?

Rumpf: Es sind Erlebnisse, die wir alle kennen. Wenn ich auf der Bühne stehe, bin ich im Scheinwerfer und die Leute jubeln mir zu. Aber abseits der Bühne bin ich ein Mensch wie alle anderen, mit allen Rätseln des Lebens, seinen Sorgen und Problemen.

Als Frau im Musikgeschäft in den 60ern und 70ern war es sicher eine besondere Zeit, oder?

Rumpf: Ja, klar. Ich hatte Ende der 50er eine Skiffle-Group, davon gibt es sogar einen TV-Mitschnitt. Ich war praktisch die erste Frau mit Gitarre, da war ich 14 Jahre alt. Zu sehen ist das in einer Dokumentation des WDR-Rockpalast, „My Life Is A Boogie“. Ja, das war nicht immer einfach, aber ich habe immer das gemacht, wozu ich Lust hatte. Durch viel Fleiß und Disziplin habe ich mich bei den Herren Musikern durchgesetzt. Ich habe früh komponiert und getextet. Sie mochten meine Stimme und insofern hatte ich viel kreativen Kredit. Natürlich habe ich mich auch angepasst. Auf der Bühne hatte ich lange Haare, Jeans an und ein Hemd mit Batik drauf. Ich habe eine androgyne Figur, da dachten die Leute, das ist ein Typ, der da singt, auch wegen der tiefen Stimme. Erst auf den zweiten Blick haben die gemerkt, das ist eine Frau.

Was ist denn heute anders?

Rumpf: Es hat sich viel verändert. Unser erstes Album mit Frumpy hieß „All will be changed“, so ist es wirklich gekommen. Das gesamte Geschäft hat sich stark verändert. Wir sind teilweise nur noch Dienstleistende. Das Downloadsystem ist nicht gut für die Kreativität der Musiker. Kreativität ist mit hohen Produktionskosten verbunden, aber wir bekommen das Geld nicht mehr rein, das wir investieren. Die Musikindustrie setzt auf teure Superstars, die kleineren Acts, und nicht zuletzt der musikalische Nachwuchs, fallen dann häufig hinten runter.

Das habe ich schon öfter gehört, auch von Veranstaltern bei uns vor Ort. Ist das eine bedenkliche Entwicklung?

Rumpf: Nach Corona konnten etliche Veranstalter gar nicht mehr existieren, und das ist noch nicht besser geworden. Ich bin froh, dass ich diese Zeit so gut hinter mich gebracht habe. Natürlich muss man sich heute mit dem digitalen Handwerkszeug auskennen. Die junge Generation wächst da hinein, so wie wir damals auch in neue Techniken hineingewachsen sind.

Werden Sie von jungen Künstlern angesprochen und um Rat gefragt?

Rumpf: Ja, natürlich tauscht man sich untereinander aus. In den 80er Jahren habe ich viele Workshops mit jungen Musikern gemacht und war Dozentin an der Musikhochschule. Aus der Zeit sind in der Lesung einige Anekdoten dabei. Ich werde an dem Abend natürlich auch Musik machen, sitze am Piano und spiele einige Songs auf der Gitarre.

Bekommen wir in der Lesung einen Querschnitt aus Ihrem Leben?

Rumpf: Ja, von meiner Kindheit ausgehend über die 60er und 70er Jahre, die Zeit mit Frumpy und Atlantis, bis heute mit meinem Leben auf dem Lande, gar nicht so weit von hier. Aber natürlich gibt es auch etwas über die Musiker, denen ich begegnet bin, wie Udo Lindenberg und Vince Weber, oder meine Tour mit dem Godfather of Blues, B.B. King.

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