Havarie in der Nordsee Frachter kollidieren nordöstlich vor Langeoog – ein Seemann tot geborgen

Sven Schiefelbein
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Von Sven Schiefelbein
| 24.10.2023 13:55 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Auch der Seenotkreuzer Bernhard Gruben ist zur Unglücksstelle ausgerückt. Foto: DGzRS/Frank Kahl
Auch der Seenotkreuzer Bernhard Gruben ist zur Unglücksstelle ausgerückt. Foto: DGzRS/Frank Kahl
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In der Deutschen Bucht sind zwei Frachtschiffe kollidiert, eines von ihnen ist gesunken. Ein Seemann ist tot geborgen worden, zwei wurden gerettet – nach vier weiteren wird mit Hochdruck gesucht.

Wittmund - In der Nordsee ist es am frühen Dienstagmorgen zu einem Schiffsunglück gekommen. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) stießen etwa gegen 5 Uhr zwei Frachtschiffe zusammen. Der Unglücksort liegt etwa 12 Seemeilen (22 Kilometer) südwestlich der Insel Helgoland und 17 Seemeilen (31 Kilometer) nordöstlich der Insel Langeoog.

Das Havariekommando, das die Einsatzleitung übernommen hat, geht davon aus, dass eines der beiden Frachtschiffe – die Verity – nach der Kollision gesunken ist. Ein Sprecher der DGzRS sagte auf einer Pressekonferenz, dass das letzte Funksignal der Verity gegen 5.20 Uhr empfangen worden war. Das andere Frachtschiff, die Polesie, hingegen ist schwimmfähig, heißt es. Es hat 22 Menschen an Bord. Über ihren Zustand war zunächst nichts bekannt, doch am frühen Nachmittag meldete das Havariekommando: „Die 22 Menschen an Bord der Polesie sind nach derzeitigem Kenntnisstand unverletzt.“

Großeinsatz auf See

Auf See läuft derweil eine großangelegte Suche nach Schiffbrüchigen – denn mehrere Menschen wurden zunächst vermisst. Erst war die Zahl unklar, doch inzwischen steht fest, dass es sieben Schiffbrüchige gab. „Ein Seemann ist tot geborgen worden“, sagte ein DGzRS-Sprecher auf Nachfrage. Zwei weitere konnten gerettet werden. Einer von ihnen ist inzwischen zu einem Krankenhaus ans Festland gebracht worden. Der andere Mann wurde zunächst vom Seenotkreuzer „Hermann Marwede“ aufgenommen – er sollte anschließend ebenfalls zu einem Krankenhaus gebracht werden.

Derweil läuft nun die Suche nach vier weiteren Seeleuten: Rund um die Unglücksstelle sind zahlreiche Schiffe im Einsatz, darunter die Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“ und „Bernhard Gruben“ der DGzRS, der Lotsentender „Wangerooge“, das Wasserschutzpolizeiboot „Sylt“ und der Notschlepper „Nordic“. Weitere Schiffe verschiedener Behörden hatten sich ebenfalls auf den Weg zur Unglücksstelle gemacht. Am Vormittag herrschen dort starke Winde (sechs Beaufort) und ein Seegang um die drei Meter. Doch gegen Nachmittag verbesserten sich die Bedingungen. Laut Havariekommando soll es gegen 15 Uhr eine Tauchaktion geben, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich die Vermissten noch im Schiff befinden.

Hubschrauber und Sensorflugzeug überfliegen Gebiet

Gesucht wird auch aus der Luft: Unter anderem sucht die Besatzung des SAR-Hubschraubers „Sea King“ der Deutschen Marine nach Schiffbrüchigen.

Das Havariekommando in Cuxhaven lässt außerdem das Gebiet von einem Mehrzwecktransportflugzeug vom Typ DO 228 überfliegen. Der Marineflieger ist mit Radar, Infrarot- und Ultraviolett-Sensoren sowie Mikrowellenradiometer, Fluoreszenz-Laser und Videokameras ausgerüstet – und ist für seinen Auftrag als „Öljäger“ ausgerüstet. Er kommt unter anderem zum Einsatz, um Verschmutzungen auf der Wasseroberfläche zu erkennen. Um die Suche nicht zu behindern, ist der Luftraum in einem Radius von rund 19 Kilometern oberhalb der Unglücksstelle gesperrt worden.

Suche nach der Ursache

Nahe der Unglücksstelle befindet sich auch das im Jahr 2020 von der Papenburger Meyer-Werft gebaute Kreuzfahrtschiff „Iona“ – es unterstützt die Suche, heißt es vonseiten der DGzRS. An Bord sind Ärzte, die Verletzte versorgen können. Und weiteres medizinisches Personal bringt das Havariekommando per Helikopter zur Unfallstelle.

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Auf die Frage, wie es zu dem Unglück gekommen ist, konnte eine Sprecherin des Havariekommandos am späten Dienstagvormittag noch keine Angaben machen.

Die Verity, die laut Havariekommando gesunken war, ist 91 Meter lang und 14 Meter breit. Das unter der Flagge des Vereinigten Königreichs fahrende Schiff war auf dem Weg von Bremen nach Immingham in Großbritannien. Die mehr als doppelt so lange Polesie – sie ist 190 Meter lang und 29 Meter breit – fährt unter der Flagge Bahamas und war laut Havariekommando von Hamburg nach A Coruña in Spanien gestartet.