Neues Angebot in Ostfriesland Bin ich alkoholabhängig?

| | 06.11.2023 12:40 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Ist es nur ein bisschen viel Alkohol in letzter Zeit oder schon eine Sucht? Symbolfoto: Pixabay
Ist es nur ein bisschen viel Alkohol in letzter Zeit oder schon eine Sucht? Symbolfoto: Pixabay
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Bei der Fachstelle Sucht können sich Ostfriesen digital und anonym beraten lassen. Im Chat gehen die Berater der Frage nach, ob es Sucht ist und was man dagegen machen kann – bevor es zu spät ist.

Leer - Der Montagmorgen fiel wieder schwerer als die anderen Wochentage, die Feier am Wochenende war gut und der Abschlusswein am Sonntagabend belief sich – statt wie geplant auf ein Glas – auf eine Flasche. Passiert, denkt man. Aber ist es nicht schon der dritte Montag in Folge mit diesem Gefühl? Ist es nur ein bisschen viel Alkohol in letzter Zeit oder schon eine Sucht?

Was und warum

Darum geht es: Suchtberatung geht in Ostfriesland auch online.

Vor allem interessant für: Menschen, deren Angehörige mit Sucht zu kämpfen haben und alle, die sich selbst suchtgefährdet sehen

Deshalb berichten wir: Das Angebot wurde bei einem Pressetermin vorgestellt.

Die Autorin erreichen Sie unter: n.nording@zgo.de

Wer sich nicht ganz sicher bei der Beantwortung dieser Fragen ist, kann sich an die Fachstellen für Sucht und Suchtprävention (Drobsen) in Leer, Emden, Aurich und Norden werden. Aber was, wenn mich da jemand sieht? Außerdem ist Sucht doch wohl ein ganz großes Wort. So schlimm ist es ja gar nicht. Diese Sorgen und Beschwichtigungen kennen die Berater der Drobs in Leer gut. In der Regel kämen die Menschen nämlich erst zu ihnen, wenn die Sucht schon sehr ausgeprägt ist und die damit einhergehenden Probleme groß. „Wenn man den Job verloren hat oder die Freundin einen verlassen hat“, gibt Klaus Weber, Bereichsleiter der Fachstellen in Leer, Emden, Aurich und Norden, zwei Beispiele.

Anonym mit Avatar

Für Menschen, die sich nicht sicher sind, ob sie süchtig sind, oder Angehörige von Süchtigen, gibt es bei der Suchtberatung nun ein neues Angebot. Bei der Suchtberatung digital können Menschen aus Ostfriesland mit Beratern aus der Region anonym über ihre Probleme sprechen. „Das geht zum Beispiel anonym via Chat“, erklärt Suchtberaterin Katrin Moser. Mit einem Avatar und einem Nicknamen können die Beratungssuchenden einen Gesprächstermin mit den Onlineberatern buchen und sich dann über ihre Symptome austauschen – ohne, dass der Berater weiß, wer ihm da gegenübersitzt.

Klaus Weber und Katrin Moser beraten Menschen von Leer aus digital. Foto: Nording
Klaus Weber und Katrin Moser beraten Menschen von Leer aus digital. Foto: Nording

„Die Hemmschwelle in die Beratungsstelle zu kommen ist groß“, sagt Weber. Aber nicht nur Scham sei ein Grund, warum Menschen nicht in die Beratung kämen. „Es gibt auch Menschen, die Sozialphobien hätten und deswegen nicht rausgehen. Das gibt es zum Beispiel bei Cannabis-Konsumenten“, so Weber. Allerdings gebe es auch ganz praktische Gründe, warum die Fachstelle nicht aufgesucht werden kann. „Die Menschen von den Inseln müssen nicht extra aufs Festland kommen“, gibt Weber ein weiteres Beispiel.

Wie funktioniert die digitale Suchtberatung?

Interessierte können sich unter www.suchtberatung.digital registrieren. „Es reicht ein Nickname und ein Passwort. Der Beratungssuchende gibt dann nur seine Postleitzahl an, damit die passende Beratungsstelle zugeteilt wird“, sagt Moser. Mehr müsse er nicht angeben. Dann könne er einen Termin mit einem Berater ausmachen. „Wir bieten Chats an, aber auch Video-Gespräche oder Telefonate“, sagt Weber. Er könne sich als Weiterentwicklung sogar Gruppentreffen über das Video-Format vorstellen. „Es ersetzt nicht das persönliche Gespräch, aber es ist eine tolle Ergänzung“, sagt er. In den Online-Gesprächen könnten sogar gemeinsam Therapie-Anträge ausgefüllt werden oder Online-Suchttagebücher geführt werden.

„Wir haben in der Corona-Zeit gelernt, dass Beratung online auch möglich ist“, sagt Henning Fitz, Geschäftsführer der Fachstelle. Doch wo andere einfach mit Programmen wie Microsoft Teams oder Zoom arbeiten können, müssen die Drogenberatungsstellen den Schutz sensibler Daten im Blick behalten. Das ist auch der Grund, warum die Fachstelle erst jetzt damit anfängt. Mit einer Förderung von Bund und Land wurde die Plattform datenschutzkonform aufgebaut und kann nun sicher genutzt werden. Die Online-Beratungen werden zum normalen Programm der Fachstellen angeboten. „Deswegen werden die Termine erstmal nur mittwochs vergeben“, so Fitz.

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