Weihnachtsaktion 2023 Weihnachtsspenden für Arbeit des Blindenverbands

Lukas Münch
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Von Lukas Münch
| 22.11.2023 06:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Andrea Sweers vom BVN in Leer hat immer ein offenes Ohr für Betroffene. Foto: Ortgies
Andrea Sweers vom BVN in Leer hat immer ein offenes Ohr für Betroffene. Foto: Ortgies
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Der Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen bietet Betroffenen kostenfreie Unterstützung in allen Lagen. Die Weihnachtsaktion von „Ein Herz für Ostfriesland“ unterstützt die wertvolle Arbeit.

Ostfriesland - Es genügt ein Moment der Unachtsamkeit – und nach einem Unfall ist man plötzlich blind. Eine Krankheit führt dazu, dass man nicht mehr richtig sehen kann. Was tun, wenn das Leben so auf den Kopf gestellt wird?

Bei solchen Schicksalsschlägen ist der Blinden- und Sehbehindertenverband die erste Anlaufstelle für Betroffene und ihre Angehörigen. Der Verband leistet Hilfe in allen Lagen. Dieses Engagement möchte „Ein Herz für Ostfriesland“, das gemeinnützige Hilfswerk der Zeitungsgruppe Ostfriesland, in diesem Jahr mit seiner Weihnachtsaktion unterstützen. Die Leserinnen und Leser von Ostfriesen-Zeitung und General-Anzeiger sind gebeten, die wertvolle Arbeit des Verbandes mit ihren Spenden zu unterstützen.

Gabriele Geppert, Heidi Bentlage und Andrea Sweers (von links nach rechts) arbeiten beim BVN in Leer. Sie haben Freude an ihrer Arbeit – und strahlen das auch aus. Foto: Ortgies
Gabriele Geppert, Heidi Bentlage und Andrea Sweers (von links nach rechts) arbeiten beim BVN in Leer. Sie haben Freude an ihrer Arbeit – und strahlen das auch aus. Foto: Ortgies

Bei den Weihnachtsaktionen wird traditionell für einen guten Zweck Geld gesammelt. Geld, das wichtig dafür ist, dass gemeinnützige Arbeit in unserer Region verrichtet werden kann. Geld, das Menschen in ganz verschiedenen Notlagen hilft. In diesem Jahr steht der Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen e. V., Region Ostfriesland (kurz BVN) im Fokus der Aktion. Das gespendete Geld wird dem BVN ohne Abzüge zu Gute kommen. Infos dazu, wie man einen Beitrag leisten kann, gibt es hier. Die folgenden Texte werden auch hörbar verfügbar sein – zu finden über den QR-Code.

OZ+GA-Weihnachtsaktion 2023

Spendenzeitraum: Ab dem 22.11.2023 bis Anfang 2024

Spendenkonto: Ein Herz für Ostfriesland gGmbH

IBAN: DE28 2859 0075 0011 1112 01

Ostfriesische Volksbank eG

Stichwort: OZ+GA-Weihnachtsaktion 2023

Der BVN hilft bei vielen Problemen – kostenlos

Die Mitglieder des BVN leisten eine vielseitige Arbeit. Sie helfen bei der Bewältigung der neuen Situation. Sie hören zu, wenn jemand ein offenes Ohr für seinen Kummer braucht. Sie spenden Trost – und sie geben ganz praktische Tipps. Ein ganz großes Thema sind die rechtlich-bürokratischen Probleme, die es zu lösen gibt. Darüber hinaus leistet der BVN Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Damit er seine Unterstützung weiterhin kostenlos anbieten kann, ist der Verband auf Spenden angewiesen.

Die Weihnachtsaktion von „Ein Herz für Ostfriesland“ will aufmerksam machen auf die vielen Stunden Arbeitskraft, die die Aktiven in ihre Verbandsarbeit stecken. Sei es nun in seelischen oder juristischen Fragen: Der BVN kümmert sich direkt um die Menschen, die ihn kontaktieren.

Jeder Euro wird zweimal umgedreht

Bei einer Mitgliederzahl von knapp 430 Personen, von denen einige als Fördermitglieder nur den halben Beitrag zahlen, muss jeder Euro in der Kasse zweimal umgedreht werden. Die Strukturen sind schlank, aber einige Ausgaben müssen sein. Zwei Dienstwagen für die Verbandsarbeit in einer Region, in der es mit Bus und Bahn schwierig ist. Aufwendungen für die Mitarbeiter, die kompetente Beratung bieten. Die Erlebniskiste – ein großer Autoanhänger, mit dem sich das Blindsein erfahren und erleben lässt. Diese laufenden Kosten müssen gedeckt werden. Große Investitionen nebenher sitzen nicht drin. Von der Weihnachtsaktion wurden Andrea Sweers und ihre Mitstreiter überrascht. Einen richtigen Wunschzettel haben sie noch gar nicht. Wofür sie die Spenden konkret einsetzen wollen, werden sie sich noch genau überlegen.

Andrea Sweers ist Sozialarbeiterin in der BVN-Niederlassung in Leer. Sie weiß aus ihrer täglichen Arbeit: „Eine Sehbeeinträchtigung ist keine Alters- oder Generationenfragen, sondern zieht sich durch die gesamte Gesellschaft.“ Das spiegelt sich auch in den Angeboten des Verbandes.

Die erste Anlaufstelle beim Schicksal Sehnot

„Wir bezeichnen uns gerne als ‚den Sozialverband fürs Auge‘“, sagt Sweers. Trifft einen selbst oder auch Angehörige das Schicksal, mit einer Sehbeeinträchtigung oder gänzlichen Erblindung leben lernen zu müssen, dann sind sie und ihre Kolleginnen Heidi Bentlage, Ina Engelhardt und Gabriele Geppert die ersten Ansprechpartnerinnen.

Damit die Menschen im Ernstfall wissen, wohin sie sich wenden können, ist der BVN auch in der Öffentlichkeitsarbeit sehr aktiv. „Unsere sogenannten ‚Blickpunkt Auge‘-Berater kümmern sich darum, ein so niedrigschwelliges Angebot bereitzustellen wie nur irgendwie möglich“, sagt Andreas Sweers. Blickpunkt-Auge-Beratungsstellen befinden sich in Aurich, Weener, Papenburg sowie in Leer. Außerdem touren die Berater mit ihrem Mobil durch Ostfriesland, um die Menschen möglichst bereits auf der Straße zu erreichen. Im Optimalfall soll man wissen, dass das Angebot des BVN besteht, auch wenn mit den eigenen Augen noch nichts im Argen liegt, sagt Hermann Reiners, Blickpunkt-Auge-Berater in Papenburg.

Seelsorge an der Tagesordnung

Reiners und die anderen Berater arbeiten ehrenamtlich und sind häufig selbst in ihrem Leben unmittelbar von einer Seheinschränkung betroffen. „So sind sie wirklich die idealen Ansprechpartner für ein erstes Gespräch“, sagt Heidi Bentlage.

Bentlage und ihre Kolleginnen wiederum helfen den Menschen, nach dem teilweisen oder kompletten Verlust ihrer Sehkraft wieder ins Leben zurückzufinden. Sie müssen viel Einfühlungsvermögen zeigen. Die Beraterinnen besuchen die Betroffenen auch in deren Zuhause, wenn es erforderlich ist. In einem Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen. „Es ist zunächst viel Trauerarbeit und -bewältigung gefragt“, sagt Bentlage. Und: „Das größte Geschenk ist, wenn die Menschen einem vertrauen“, sagt Sweers.

Wie findet man zurück ins Leben?

Der nächste Schritt sei, aufzuzeigen, dass es „1000 Möglichkeiten gibt, glücklich zu sein“ – auch mit einer Sehbehinderung. Ist der erste Schock verdaut, müssen die Betroffenen sich schon den bürokratischen Herausforderungen stellen. Beim Ausfüllen von Anträgen und bei rechtlichen Fragen gibt es praktische Hilfe – alles auf Kosten des Verbandes. Die Betroffenen können dabei auf Experten zählen: auf die zum Verband gehörende Rechtsberatung und -vertretungsstelle „Rechte behinderter Menschen“ (RBM), im Jahr 2009 in Leben gerufen. Die RBM kümmert sich um Anträge, Formulare, um Widerspruchsverfahren und auch um Rechtsstreitigkeiten.

Der BVN in Ostfriesland betreibt auch Aufklärungsarbeit. Foto: Ortgies
Der BVN in Ostfriesland betreibt auch Aufklärungsarbeit. Foto: Ortgies

„Der Clou ist: Die meisten Anwälte sind selbst sehbeeinträchtigt und können sich extrem gut in die Gefühlswelt der Betroffenen hineinfühlen“, so Sweers. Das sei ein wichtiger Aspekt, den man nicht vergessen dürfe. Die Inanspruchnahme der Rechtsbetreuung ist kostenlos und wird auch vom Verband getragen – ein weiterer hoher Kostenfaktor.

Neben diesen Angeboten spielt noch etwas eine große Rolle im BVN: Gemeinschaft. In Gesprächskreisen und an Stammtischen tauschen die Mitglieder sich aus, führen ernste Gespräche, haben aber auch Spaß. Die Gemeinschaft gibt Halt und Zuversicht.

„Redet man erstmal über seinen Schmerz, seine Erfahrungen und generell den Alltag mit Seheinschränkung, dann gibt das den Menschen ein gutes Gefühl“, sagt Andrea Sweers. Das sieht man nach ihren Worten auch immer gut im Dezember – bei den gemeinsamen Weihnachtsfeiern.

Video
Weihnachtsspenden für Arbeit des Blindenverbands | Audio-Version des Artikels von OZ und GA
21.11.2023

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