Umfrage auf Emder Engelke-Markt Wie halten sich Schausteller eigentlich warm und bei Laune?
An diesem Montag startet der Engelke-Markt in Emden. Wir haben mit denen gesprochen, die täglich in den Buden stehen. Wie hält man die vielen Stunden in der Kälte aus? Und was hat man immer dabei?
Emden - Am Montagvormittag ist erwartungsgemäß noch nicht viel los auf dem Emder Engelke-Markt. Aber die Stimmung bei den Organisatoren und Verkäufern ist gut. Marktmeister Uwe Hellmann, bekannt von der Losbude, und Schausteller-Chef Klaus Alberts scherzen miteinander. Wir wollten wissen, wie man sich warm hält, wenn man den ganzen Tag in einer Bude steht. „Wenn Uwe mal kalt wird, dann ärgere ich ihn ein bisschen und der Blutdruck geht hoch“, sagt Klaus Alberts mit einem Lachen.
Das aber ist offenbar gar nicht nötig: Uwe Hellmann ist vorbereitet. Seine Losbude ist mittlerweile bestens isoliert, ein Ofen sorgt für noch mehr Wärme. Ohne Isolierschicht lässt es sich vielleicht eine Stunde aushalten, sagt er. Dann aber kriecht die Kälte die Beine hoch. Das muss nicht sein. Ansonsten steht noch eine Kaffeemaschine bereit. So eine Schicht kann lang sein: Ab halb 11 ist Hellmann auf dem Markt und das bis 20 Uhr. „Meine Kinder helfen mir aber auch mit“, sagt er. Was er bei seiner Schicht immer dabei hat? Die Pfeife – für die frische Luft zwischendurch, witzelt er.
Drei Schichten Kleidung und klassische Musik
Erst um halb 11 anfangen? Das kommt für Marlon Meyer vom Stand mit den großen Pfannen voll Champignons und Blumenkohl und den Baguettes nicht infrage. „Wenn ich öffne, will ich schon einige Waren präsentieren können“, sagt er. Deswegen geht’s für ihn um 8 Uhr los. Es werden Baguettes beschmiert und Soßen angerührt. Feierabend ist, wenn der Weihnachtsmarkt schließt. „Es ist schon ein harter Monat“, sagt er. „Aber wir sind die Zeiten gewohnt.“ Bei den Matjestagen steht er von 8 bis teils 4 Uhr parat. Und: Während seine Frau beim Verkaufswagen mit den gebratenen Mandeln und anderem Süßkram etwas mehr dem Wind und der Kälte ausgesetzt ist, hat es Marlon Meyer eigentlich ganz kuschlig. Aus den Pfannen dampft es. Die Seiten der Bude sind geschlossen.
„Wenn es ganz kalt ist, trage ich drei Schichten Kleidung.“ An diesem Montag hält sich die Kälte noch in Grenzen, also sollen zwei Schichten reichen. Trotzdem trippelt er von einem Fuß auf den anderen: „Man darf nicht zu lange an einer Stelle stehen“, sagt er. Am besten ist es natürlich, wenn man viel zu tun hat. Dazu gehört auch ein nettes Gespräch. Seit mehr als 30 Jahren kommt er mit seiner Bude nach Emden und kennt mittlerweile viele hier. Was für ihn immer zu einer Schicht dazu gehört: alte Weihnachtslieder. Als wir mit ihm sprechen, läuft ein Song von Ronny. „Das erinnert mich an meine Kindheit“, sagt er.
Gute Gespräche halten warm
Bei Gertrud Eden, Anja Schultze und Gisela Gerdes wird schon der erste Glühwein bestellt. Aber alkoholfreier, wie die Käufer betonen. Die drei Frauen arbeiten ehrenamtlich bei der Bude des Van-Ameren-Bads und haben sichtlich Spaß bei der Sache. Ihre Schicht geht an diesem Tag von 10.30 bis 15 Uhr. „Wir kennen uns schon lange und haben uns viel zu erzählen“, sagt Anja Schultze gut gelaunt. Wenn also mal nicht viel zu tun ist, wissen sie die Zeit zu überbrücken. „Noch schöner wäre es natürlich, wenn viel los wäre“, sagt Gertrud Eden.
So oder so: Frieren müssen sie nicht. Ein Ofen sorgt für „sehr angenehme“ Temperaturen. Kaffee und Kakao stehen auch parat. Was haben die drei immer dabei? Ihre Smartphones. Etwa 70 Leute teilen sich die Schichten an der Glühweinbude, sagen sie. Ein paar Dienste wollen die drei noch schieben.
Von der Stammkundin zur Verkäuferin
Neben der Glühwein-Bude halten Kevin von Halle und Neu-Mitarbeiterin Julia Röhrig die Stellung beim Crêpes-Stand. Schausteller von Halle ist 90 Prozent des Jahres mit den Autoscootern der Familie in der Region unterwegs. Die sind aber jetzt eingelagert für den Winter. Auf dem Emder Weihnachtsmarkt ist er mit den süßen Backwaren schon seit einigen Jahren. „In Emden bin ich gerne“, sagt er. Er habe viele Stammkunden, viele blieben für ein Gespräch stehen.
Und: Stammkundin Julia Röhrig steht jetzt auf der anderen Seite der Crêpes-Platten. Dafür ist Kevin von Halle dankbar. In seiner Branche – wie in fast jeder heutzutage – fehlt das Personal. Klar: „Wir arbeiten, wenn andere feiern.“ Und wie hält man sich warm? Julia Röhrig und Kevin von Halle machen es während des Gesprächs unbewusst schon vor: Sie halten immer mal wieder die Hände über die heißen Crêpes-Platten. Zwei bis drei Kakao trinkt er am Tag bei der Van-Ameren-Bad-Bude. Das hilft auch. Mittagessen gibt‘s aber auf dem Markt nicht für ihn: „Ich sehe das hier ja jeden Tag.“ Stattdessen setzt er sich zum Essen in angrenzende Restaurants.