Serie „So lebt Ostfriesland“ Graf Bobby von Sonnenschein – ein Star-Schwein ohne Allüren

| | 04.12.2023 12:27 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
In seiner Hütte im Stroh liegend: So fühlt sich Graf Bobby von Sonnenschein sauwohl. Fotos: Ortgies
In seiner Hütte im Stroh liegend: So fühlt sich Graf Bobby von Sonnenschein sauwohl. Fotos: Ortgies
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Ein Schwein mit Adelstitel: Da würde man doch ein Schloss als Wohnsitz vermuten. Doch Graf Bobby von Sonnenschein aus Aurich-Sandhorst lebt eher bescheiden.

Aurich - Bobby ist der Star des Bioland-Hofs Sonnenschein in Aurich-Sandhorst. Mehr als 4500 Menschen folgen dem stattlichen Eber auf Instagram, wo er unter dem Namen „Graf Bobby von Sonnenschein“ in die Kamera grunzt. Bobby war auch schon Werbestar der Biomarke Alnatura. Sein Foto hing in allen Filialen. Viele Menschen kommen nur seinetwegen auf den Hof, darunter Bundestagsabgeordnete auf Wahlkampftour. „Es gibt so viele Leute, die sich nach Bobby erkundigen“, sagt seine Besitzerin Nadja Poppen. „Er ist ein Zugschwein für den Hof.“

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Zu Besuch bei Graf Bobby von Sonnenschein| So lebt Ostfriesland
30.11.2023

2020 wurde Bobby zum internationalen Medienstar. Weil das Angler Sattelschwein zu fett für den Schlachter war, wurde es verschont. Bobby durfte weiterleben. Familie Poppen stattete ihn mit einem Instagram-Profil aus. Über Patenschaften sollte Bobby seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Das hat so gut funktioniert, dass der Eber mittlerweile über ein Eigenheim verfügt. Dort verbringt er die meiste Zeit des Tages.

Eine Hütte in Kuppelform

Der Adelstitel trügt: Aus menschlicher Sicht mutet Bobbys Eigenheim bescheiden an. Es handelt sich um die ausrangierte Gondel einer Windenergieanlage. Die Kuppelform erinnert an ein Iglu. Innen ist die Schweinehütte mit Stroh ausgelegt. „Schweine sind sehr reinliche Tiere“, sagt Nadja Poppen. Sie würden niemals ihren Schlaf- oder Essbereich als Toilette benutzen. Sein Geschäft verrichtet Bobby draußen. Dort steht ihm eine große Wiese zur Verfügung, inzwischen eher eine Matschlandschaft, in der er sich suhlen kann. Im Sommer nimmt er gerne Matschbäder.

Die ausrangierte Gondel einer Windenergieanlage dient Bobby als Unterschlupf. Besitzerin Nadja Poppen gewährt dem Grafen Streicheleinheiten.
Die ausrangierte Gondel einer Windenergieanlage dient Bobby als Unterschlupf. Besitzerin Nadja Poppen gewährt dem Grafen Streicheleinheiten.
Vor der Hütte hat der Eber viel Auslauf. Im Sommer nimmt er dort gerne Matschbäder.
Vor der Hütte hat der Eber viel Auslauf. Im Sommer nimmt er dort gerne Matschbäder.

Familie Poppen hat Bobby mal einen Platz weiter vorne auf dem Hof zugewiesen, damit Besucher ihn schon von der Straße aus sehen können. Damit war der Graf nicht einverstanden. Nach fünf Tagen büxte er aus und kam wieder an die alte Stelle weiter hinten. „Hier ist sein Platz“, sagt Nadja Poppen.

Mutter fraß ihm alles weg

Früher wohnte Bobby mit seiner Mutter zusammen. Doch die fraß ihm alles weg, und Bobby magerte zusehends ab. Auch ein anderer Eber als Gesellschaft war keine gute Idee. Als der größer wurde, unterdrückte er Bobby. Nun darf der Graf so leben, wie es ihm am besten gefällt: als Einzelschwein. Was nicht heißt, dass er einsam wäre. Bobby bekommt täglich Streicheleinheiten.

Mit Futter lockt Nadja Poppen Bobby aus seiner Hütte.
Mit Futter lockt Nadja Poppen Bobby aus seiner Hütte.

Mit seinen mächtigen Eckzähnen wirkt der 400-Kilo-Koloss auf den ersten Blick gefährlich. „Er beißt nicht“, versichert Nadja Poppen. „Er ist ein total Lieber.“ Am liebsten würde Bobby an diesem kalten Herbsttag in seiner Hütte bleiben, doch mit einer Schaufel Futter lockt seine Besitzerin ihn nach draußen an den Trog. „Komm, mein Großer“, sagt die 44-Jährige und hält ihm die Futterschaufel vor den Rüssel. Rund 1,5 Kilo Getreide und Ackerbohnen verputzt der Eber täglich, dazu Kleegras-Silage und als Verwöhn-Snacks Äpfel und Möhren.

Graf Bobby von Sonnenschein neben seinem Eigenheim.
Graf Bobby von Sonnenschein neben seinem Eigenheim.

So wird Graf Bobby von Sonnenschein wahrscheinlich noch viele Jahre das Leben genießen. Normalerweise wäre er im Alter von zehn Monaten geschlachtet worden. Dieses Schicksal bleibt ihm erspart.

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