Weihnachtsaktion 2023 Blickpunkt-Auge kümmert sich um Schicksale
Trotz Wind und Wetter: Sonja Ostendorp und Hermann Reiners helfen sehbehinderten Menschen in Ostfriesland. Aber es gibt auch Schwierigkeiten.
Ostfriesland - Es ist kalt, grau und regnerisch – in Ostfriesland keine Seltenheit. Und trotzdem sind Sonja Ostendorp und Hermann Reiners mit ihrem Beratungsmobil für Blickpunkt-Auge in der gesamten Region unterwegs – bei Wind und Wetter. Die beiden schreckt das nicht ab.
„Erste Anlaufstelle für Sorgen und Probleme“
„Wir möchten die niedrigschwelligste Hilfe anbieten, die es für sehbehinderte Menschen gibt“, sagt Reiners, der sogenannter Blickpunkt-Auge-Berater in Papenburg ist. Dasselbe macht Sonja Ostendorp in Weener. Die beiden sind selbst sehbehindert und können somit nachempfinden, was die Menschen, die auf sie zukommen, durchmachen.
OZ+GA-Weihnachtsaktion 2023
Spendenzeitraum: Ab dem 22.11.2023 bis Anfang 2024
Spendenkonto: Ein Herz für Ostfriesland gGmbH
IBAN: DE28 2859 0075 0011 1112 01 Ostfriesische Volksbank eG
Stichwort: OZ+GA-Weihnachtsaktion 2023 Die Spendernamen werden veröffentlicht. Wer dies nicht möchte, vermerke das bitte. Die Verwaltungskosten werden von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen. Bei Beträgen ab 199 Euro kann per E-Mail an info@einherzfuerostfriesland.de eine Spendenquittung beantragt werden.
Berater für Blickpunkt-Auge zu sein, das heißt Menschen auf der Straße und im Büro zu begegnen, die in irgendeiner Form Hilfe mit oder wegen einer Sehbeeinträchtigung brauchen. „Wir sind die erste Anlaufstelle für die Sorgen und Probleme der Menschen“, sagt Ostendorp. Die Blickpunkt-Auge-Berater arbeiten ehrenamtlich für den Blindenverband Niedersachsen (kurz: BVN), für den OZ- und GA-Leser spenden können.
Beratungsmobile sind in ganz Ostfriesland unterwegs
Regelmäßig fahren die ehrenamtlichen Berater mit einem Beratungsmobil Einrichtungen in der Region an. Von Altersheimen bis Schulen kann so ziemlich alles dabei sein. „Rhauderfehn und Wiesmoor sind wir beispielsweise dieses Jahr erstmalig angefahren. Damit hat sich unser Einzugsgebiet vergrößert“, freut sich Reiners. Das Blickpunkt-Auge-Mobil ist mit umfangreichem Informationsmaterial ausgestattet. Interessierte können auch vor Ort Hilfsmittel ausprobieren, wie etwa verschiedene Brillen, sprechende Haushaltswaagen oder aber auch einfache Würfelspiele. „Da würden wir aber gerne wesentlich mehr anschaffen“, sagt Reiners.
Dass dabei einige Kosten anfallen, ist klar. „Wir machen das zwar ehrenamtlich, aber man braucht auch einen Fahrer“, sagt Reiners. Der müsse aber wiederum bezahlt werden. Auch die Instandhaltung des Mobils an sich gehe ins Geld. Fixkosten, die andere Investitionen derzeit quasi unmöglich machen, weiß Ina Engelhardt vom BVN. Sie lassen sich extra schulen, um das Angebot mit Expertise zu unterfüttern. Sie seien sowas wie eine Schnittstelle, „eine Vermittlung“, sagt Herman Reiners.
Kommt man, etwa mit dem Schicksal erblindet zu sein, zu ihnen, dann spenden sie Trost und können die ersten wichtigen Schritte einleiten „in ein neues, ebenso lebenswertes Leben“, wie Ostendorp sagt. Die Hilfe sei dabei „extrem vielschichtig“, sagt Reiners. Sie seien sowas wie Allround-Berater und versuchen die Menschen, an die richtigen Adressen zu vermitteln.
Eine Geschichte, die BVN-Sozialarbeiterin Heidi Bentlage von der Arbeit der Berater teilt, ist die einer Mutter. Diese habe ein Kind geboren. Das sei dann aber blind zur Welt gekommen. „Die Verzweiflung und Trauer darüber war extrem groß“, sagt sie. Sie seien da gewesen und hätten einfach zugehört – wieder und wieder. Daher lohne es sich, in solchen Fällen nicht abzulassen. „Das macht unsere Blickpunkt-Auge-Berater so aus: Sie sind immer am Ball und bleiben dran bis zum Ende“, sagt Bentlage.
Berater-Ausbildung ist extremer Kostenfaktor
Nahbar macht die Berater allerdings nicht nur die örtliche Nähe, sondern auch die Nähe in der Betroffenheit. Die meisten der Blickpunkt-Auge-Berater sind selbst seheingeschränkt und sind somit Ansprechpartner, die genau wissen, wovon sie sprechen.
Überschreitet ein Anliegen ihren Kompetenzbereich, sei das gar kein Grund zur Sorge für die Betroffenen, versichert Sonja Ostendorp. Denn für jedes Anliegen wurde bislang noch die richtige Anlaufstelle gefunden. Braucht man etwa rechtliche Hilfe oder Beratung, dann gibt es im Verband bei „Rechte behinderter Menschen“ eine kostenfreie Rechtsberatung des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband. Dort sitzen – meist selbst gehandicapte – Juristen und helfen mit Anträgen, Widersprüchen oder Klagen.
Probe-Hilfsmittel dringend benötigt
Am meisten fehlten Hilfsmittel, die damit ganz oben auf dem Wunschzettel des BVN stehen. Man denke an: Vorlesegeräte, Farberkenner, neue Apps und vieles, vieles mehr, sagt Sweers. „Blindenstöcke sind wohl ausreichend da, aber da hört es eigentlich auch schon wieder auf“, sagt Ina Engelhardt. Ihre Kollegin Andrea Sweers stimmt da ein: „Es wäre halt total wertvoll, wenn wir den Menschen teurere Geräte vorführen und sie sie ausprobieren lassen könnten“. Alles, was eine Sprachfunktion habe, kostete auch gleich ein Vielfaches mehr. „Viele Menschen sind nicht bereit, so ein finanzielles Risiko einzugehen.“ Beziehungsweise manche Menschen wissen nicht, ob sich Antragverfahren bei Krankenkassen für bestimmte Geräte oder Produkte überhaupt lohnen. Beim BVN könnten sie dann in Zukunft die Dinge austesten und so eine Entscheidung fällen. „Das kann das Leben so einfach verschönern“, sagt Sweers.
Manche Menschen helfen sich lieber selbst
Ein Aspekt in der Arbeit von Blickpunkt-Auge beziehungsweise auch vom BVN, ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Nicht jeder Mensch wolle vollumfängliche Hilfe, viele wollen sich lieber selbst helfen. Unter anderem dafür stehen gleich mehrere Selbsthilfegruppen in Emden, Papenburg, Wiesmoor, Holtland, Esens und Norden bereit, die sich monatlich treffen, sagt Sweers.
Nicht nur Ratschläge und emotionale Hilfe gebe es dort, sondern auch unkomplizierten Spaß in der Gemeinschaft, sagt sie. So finden in dieser Jahreszeit mehrere Weihnachtsfeiern statt, zu denen der BVN und Blickpunkt-Auge eingeladen haben. Lustige Feiern sollen es werden, so Reiners. Man wolle öfter einladen, nur machten da die Finanzen nicht mit.
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