Redewendung in Serie Wieso sagt man eigentlich...mit offenem Visier kämpfen?

|
Von Vera Vogt
| 28.12.2023 08:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Artikel hören:
Diethelm Kranz vom Ostfriesischen Landesmuseum Emden schrieb ein Buch über Redewendungen. Foto: Ortgies
Diethelm Kranz vom Ostfriesischen Landesmuseum Emden schrieb ein Buch über Redewendungen. Foto: Ortgies
Artikel teilen:

In dieser fünfteiligen Serie geht es um Redewendungen. Dieses Mal: Mit offenem Visier kämpfen. Wir erklären, wo die geflügelten Worte herkommen. Riskieren Sie ein Auge?

Emden - Wir schauen in dieser fünfteiligen Serie, wo der Hund begraben liegt und kämpfen dabei mit offenem Visier: In unserer fünfteiligen Serie stellen wir Redewendungen vor und erklären, wo sie herkommen. Diese Zeitung darf dabei Auszüge aus dem neuen Buch „Die Liebe gewinnt immer – Mit 50 Redewendungen und geflügelten Worten durch das Ostfriesische Landesmuseum Emden“ veröffentlichen. Herausgeberin des Buches ist die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer seit 1820, kurz 1820dieKUNST.

Redewendungen und geflügelte Worte begleiten uns tagtäglich, bereichern die Sprache, aber lassen wohl manchmal auch ein paar Fragezeichen zurück. Wieso sagt man eigentlich...

„Mit offenem Visier kämpfen“

Rüstungen hatten bis zur Entwicklung durchschlagskräftiger und zielgenauer Schusswaffen militärisch eine große Bedeutung und mit Sicherheit viele Vorteile. Ein Nachteil allerdings war ihr hohes Gewicht, ein zweiter die in ihnen an warmen Sommertagen entstehende Hitze. Bei Vollvisierhelmen stellten die mangelnde Belüftung und die eingeschränkte Sicht eine weitere Gefahr dar. Es entwickelten sich Visiere mit diversen Klappen, so dass mitunter „ein Auge riskiert“ werden konnte. Insbesondere Armbrustschützen oder Musketiere versuchten, die nun zeitweise ungeschützten Bereiche zu treffen, um ihre Gegner kampfunfähig zu machen.

Dieser Vollvisierhelm eines Trabharnischs stammt aus der Zeit von 1590 bis 1610. Foto: Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Dieser Vollvisierhelm eines Trabharnischs stammt aus der Zeit von 1590 bis 1610. Foto: Ostfriesisches Landesmuseum Emden

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der mit dem Hochklappen des Visiers verbunden ist. Dadurch gab man dem Kontrahenten die Möglichkeit, einem ungeschützt tief in die Augen zu blicken. Wer „mit offenem Visier“ kämpfte, kämpfte also, ohne etwas verbergen oder vortäuschen zu wollen. Wer auch das untere Visierteil öffnete „zeigte Gesicht“. Dazu kam, dass sich häufig ähnlich ausgerüstete Kontrahenten auf dem Schlachtfeld begegneten und damit „auf Augenhöhe“ waren.

  • Das Buch ist im Kunst-Laden des Museums erhältlich. Im Buch soll der Versuch unternommen werden, alte Redewendungen und geflügelte Worte anhand von Museumsobjekten zu illustrieren und andersherum museale Objekte mit Hilfe besonderer Elemente unserer Sprache zu erläutern.
Ähnliche Artikel