Hilfe für Leeraner Obdachlosen Schicksal von Kai und Mamba erreicht Zehntausende

|
Von Vera Vogt
| 29.12.2023 17:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Kai und Mamba sind in Leer sehr bekannt. Foto: Stefan Ostendörp
Kai und Mamba sind in Leer sehr bekannt. Foto: Stefan Ostendörp
Artikel teilen:

Viele Leeraner kennen Kai und Hündin Mamba. Ein Straßenfotograf kam mit ihm ins Gespräch und wollte Spenden sammeln. Die Rückmeldung haute ihn um.

Leer - Sehr viele Leeraner kennen sie, Kai Groen und seine schwarze Hündin. Besser bekannt sind sie als Kai und Mamba. Man trifft sie häufig in der Leeraner Innenstadt. Einige geben ihnen Geld, andere gehen an ihnen vorbei. „Heute geht es um Kai, er ist obdachlos, er ist krank und es gab Menschen, die ihm in der letzten Zeit echt ganz böse Dinge angetan haben, er hat sich über eine ganz, ganz lange Zeit lang auf der Straße so viel Geld zusammengesammelt, dass er sich einen alten Wohnwagen leisten konnte“, mit diesen Worten beginnt Stefan Ostendörp seinen Video-Aufruf auf Instagram. Kais Wohnwagen sei zerstört worden, aufgeschnitten, es regne rein. Noch schlimmer: Jemand hatte Rattengift hineingestreut, das Mamba fraß – sie überlebte das nur knapp.

Kai und Mamba trifft man oft in der Leeraner Innenstadt. Foto: Stefan Ostendörp
Kai und Mamba trifft man oft in der Leeraner Innenstadt. Foto: Stefan Ostendörp

Stefan Ostendörp erfährt das alles, als er mit Kai spricht. Ostendörp ist Straßenfotograf. Das heißt, er spricht Menschen an, die er interessant findet, macht von ihnen Fotos und lädt diese mit kurzen Videos in den sozialen Netzwerken hoch. Stefan, alias @strassen_affe, folgen allein bei Instagram mehr als 16.000 Menschen. Bei einer Tour durch die Leeraner Innenstadt auf der Suche nach interessanten Gesichtern traf er Kai und Mamba.

Hündin Mamba ist immer mit dabei. Foto: Stefan Ostendörp
Hündin Mamba ist immer mit dabei. Foto: Stefan Ostendörp

Straßenfotograf wollte seine Reichweite nutzen

„Ich habe ihn zwei Mal fotografiert. Normalerweise schicke ich den Leuten die Fotos zu, für Kai habe ich sie ausgedruckt und immer mitgenommen. Dann konnte ich sie ihm geben, als ich ihn nochmal traf“, so Ostendörp. Er sei mit ihm ins Gespräch gekommen. Habe von den Vorfällen rund um den Wohnwagen und Mamba erfahren und wollte helfen. „Ich dachte, ich könnte meine Reichweite, die ich mir mit den Videos und Fotos aufgebaut habe, ein bisschen nutzen.“ Er rechnete mit 100 Euro, was dann kam, hatte er nicht erwartet.

Viele reagierten auf das Video, das Stefan Ostendörp hochlud. Screenshot: Vogt
Viele reagierten auf das Video, das Stefan Ostendörp hochlud. Screenshot: Vogt

So viele Nachrichten, dass man kaum hinterher kam

Er hat das Video veröffentlicht, allein auf Instagram wurde mehr als 45.000 Mal angeschaut. 500 Euro Spendenziel hatte Ostendörp eingestellt „auch damit hätte ich schon nicht unbedingt gerechnet.“ Die Rückmeldungen hauten ihn um.

Kai und Mamba sind ein Team. Foto: Stefan Ostendörp
Kai und Mamba sind ein Team. Foto: Stefan Ostendörp

„Es kamen so viele Nachfragen rein, ob er dieses oder jenes gebrauchen könnte, wie es ihm geht, dass die Menschen helfen wollen. Es waren so viele Nachrichten, dass ich kaum hinterherkam, sie alle zu beantworten“, so Ostendörp. Und nicht nur das: Es kam auch sehr viel mehr Geld zusammen, als er erwartet hätte. „Rund 3500 Euro“, sagt er. Das Geld sei jetzt bei einem guten Bekannten von Kai sicher verwahrt. „Bei denjenigen, die ihm auch schon mit dem letzten Wohnwagen geholfen haben“, sagt Ostendörp, der Kai und Mamba kurz vor Weihnachten traf, um ihnen die Nachricht zu überbringen.

Weihnachten bei jemandem zu Hause

„Kai war sehr gerührt“, sagt Ostendörp, der als Webdesigner sein Geld verdient. Aber nicht nur die Spendensumme an sich ist etwas Positives. Ein Graffiti-Sprayer habe kistenweise Hundefutter vorbeigebracht. „Ich bin einfach froh, dass ich mit der Aktion vielleicht ein bisschen helfen konnte“, sagt Ostendörp. „Kai ist einfach ein herzensguter Mensch. Aber ich war komplett platt, wie viel Rückmeldungen da von den Leuten kam“, sagt er.

Hündin Mamba. Foto: Stefan Ostendörp
Hündin Mamba. Foto: Stefan Ostendörp

Unter anderem hatten sich einige Leute gemeldet, die Kai und Mamba zu Weihnachten einladen wollten. „Es klappte, es war eine Person dabei, bei der die beiden die Weihnachtszeit verbringen konnten“, erklärt Ostendörp. „Es gab auch so viele positive Kommentare, so viele Leute haben den Beitrag geteilt. Das war eine wahnsinnig krasse Erfahrung“, sagt der Straßenfotograf.

Es geht um viel mehr als Geld

Hilfe und Unterstützung gibt es aber nicht nur durch solche Initiativen, wie Ostendörp sie angestoßen hat. Unter anderem gibt es die Anlaufstelle „Haus Deichstraße“ vom Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband Leer. Dort werden eine Reihe verschiedener Hilfsangebote für Wohnungslose, von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen und hilfebedürftige Personen vorgehalten. Hierzu zählen neben der Übernachtung auch speziellere Hilfen wie Beratung, Kleiderkammer, Babykoffer, Teeniebag, Krankenhaustasche, Fahrradwerkstatt, Suchdienst und ein medizinisches Versorgungsangebot. Außerdem gibt es die Ambulante Wohnungslosenhilfe der Evangelisch-reformierten Kirche Leer. Unbürokratische Hilfe zu leisten unter anderem bei Behördengängen, Fragen des Unterhalts, Suche einer Wohnung oder neuer Sozialkontakte sei das Anliegen der Ambulanten Wohnungslosenhilfe, schreiben die Verantwortlichen. Dabei arbeite sie intensiv mit dem Deutschen Roten Kreuz zusammen, das in Leer einen Tagesaufenthalt und eine Übernachtungsmöglichkeit für durchreisende mittellose Menschen unterhält.

Aber bei der Aktion des „strassen_affen“ ging es ebenfalls nicht nur um Geld. Sondern eben auch um direkte Hilfe und vor allem die Sichtbarkeit von Wohnungslosen. „Kai erzählte, dass ihn sehr viel mehr Menschen auf der Straße ansprechen. ‚Du bist doch der aus dem Video‘, sagen sie dann. Manche geben etwas, andere nicht. Das ist auch okay. Aber sie kennen seine Geschichte und sehen ihn eher als die Person, die trotz Schwierigkeiten immer ein nettes Wort für andere übrig hat.“

Ähnliche Artikel