Zum Jahreswechsel Warum bringen Schornsteinfeger eigentlich Glück?

| | 31.12.2023 10:04 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Sie sind in Emden als Schornsteinfeger zuständig: Sven Bergmann (von links, im Uhrzeigersinn) Heiko Frühling, Wilfried Lautenbach, Karl Schneider, Thorsten Klemd und Rollf Kuper. Foto: Ortgies
Sie sind in Emden als Schornsteinfeger zuständig: Sven Bergmann (von links, im Uhrzeigersinn) Heiko Frühling, Wilfried Lautenbach, Karl Schneider, Thorsten Klemd und Rollf Kuper. Foto: Ortgies
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Zum Jahreswechsel „sammeln“ sich einige Leute gerne noch ein bisschen Glück ein. Traditionell sollen Schornsteinfeger Glück bringen. Warum ist das so? Und welche Herausforderungen hat die Berufsgruppe?

Emden - Wer ein bisschen abergläubisch ist, verschenkt zum Jahreswechsel gerne mal einen Glücksbringer - oder sucht sich einen Schornsteinfeger und fragt ganz beiläufig, ob man ihn mal anfassen darf.

Was kurios klingt, passiert tatsächlich häufiger, denn: Es soll schließlich Glück bringen, beispielsweise die goldenen Knöpfe, den schwarzen Koller oder den Ruß der Schornsteinfeger zu berühren.

Aber warum ist das eigentlich so?

Der Ursprung dieses Aberglaubens liegt im Mittelalter, heißt es vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. Schon damals boten Schornsteinfeger das Kehren von Schornsteinen an. Die Dienstleistung war gefragt, denn zu viel Ruß im Schornstein bedeutete Brandgefahr.

Schnell konnte aus einem brennenden Schornstein ein verheerender Brand entstehen und auf ein ganzes Stadtviertel übergreifen. Da die Arbeit außerdem schmutzig, schwierig und gefährlich war, überließen die Bewohner sie nur zu gerne dem Schornsteinfeger. Er brachte Sicherheit und damit Glück ins Haus. Dieser Glaube hat sich bis jetzt gehalten.

Viel Glück fürs neue Jahr, wünschen die Schornsteinfeger Sven Bergmann (von links), Thorsten Klemd, Rollf Kuper, Karl Schneider, Heiko Frühling und Wilfried Lautenbach. Foto: Ortgies
Viel Glück fürs neue Jahr, wünschen die Schornsteinfeger Sven Bergmann (von links), Thorsten Klemd, Rollf Kuper, Karl Schneider, Heiko Frühling und Wilfried Lautenbach. Foto: Ortgies

Was haben Schornsteinfeger heute alles zu tun?

Das Aufgabenfeld von Schornsteinfegerinnen und -fegern hat sich stark verändert. Sie fegen und kehren zwar immer noch Schornsteine aus. Bei regelmäßigen Kontrollen sorgen sie auch dafür, dass Schornsteine, Abgasleitungen, Kaminöfen, Heizungs- oder Lüftungsanlagen sauber sind und einwandfrei funktionieren.

Außerdem ist die Nachfrage zur Austauschpflicht von Kamin- und Kachelöfen, die bestimmte Grenzwerte für Abgase überschreiten, groß. Ende 2024 laufen die letzten Übergangsfristen der Bundesimmissionsschutzverordnung aus. Feuerstätten, die vor 2010 errichtet und nicht nachgerüstet wurden und keiner Sonderregelung unterliegen, dürfen dann nicht mehr betrieben werden.

Deutlich mehr Tätigkeiten sind aber noch dazu gekommen. Unter anderem beraten sie in Fragen zur Energiewende und rund um Alternativen für fossile Energien, so der Bundesverband. Insbesondere in Zeiten von steigenden Gaspreisen ist die Nachfrage danach groß, wie Wärmeenergie eingespart werden kann.

Schornsteinfeger sollen Glück bringen, weil sie schon früher in den Häusern Ruß aus den Schornsteinen kehrten und somit die Brandgefahr verringerten. Foto: Ortgies
Schornsteinfeger sollen Glück bringen, weil sie schon früher in den Häusern Ruß aus den Schornsteinen kehrten und somit die Brandgefahr verringerten. Foto: Ortgies

Was sind besondere Herausforderungen?

Nicht nur haben Schornsteinfeger deutlich mehr Aufgaben als früher, sie stehen auch vor einer anderen Herausforderung: Die Leute, deren Feuerstätten oder Schornsteine überprüft werden müssen, sind immer seltener zuhause. Das sagt Rollf Kuper, Schornsteinfegermeister aus Hinte, der in Emden zuständig ist. Denn: Zwar können sich Mieter oder Hauseigentümer seit einer Gesetzesänderung ihren Schornsteinfeger selbst aussuchen, die meisten aus der Berufsgruppe arbeiten aber immer noch regulär in ihren Bezirken. Und die sind ganz schön groß.

Jedes Haus oder jede Wohnung mit Feuerstätte und/oder einer Heizungsanlage, die Abgase erzeugt, muss regelmäßig von einem Schornsteinfeger besucht werden. Je nach Anlage, etwa bei Gas- oder Ölheizungen, kann das jährlich nötig sein. Hat man keine Feuerstätte und eine Wärmepumpe, dann ist der Besuch übrigens nicht notwendig.

In den anderen Fällen weiß der zuständige Schornsteinfeger, wann mal wieder ein Besuch dran ist. Er schaut bei den Häusern vorbei, steht oft vor verschlossenen Türen, wirft Zettel mit Terminvorschlägen ein, steht dann trotzdem vor verschlossenen Türen und so weiter. „Es ist immer eine Lauferei“, sagt Rollf Kuper. Vielen Bürgern sei gar nicht bewusst, dass es in ihrer Pflicht als Mieter und Eigentümer ist, die Kontrollen zu ermöglichen. Sonst kann eine Strafe drohen.

Wie viele Schornsteinfeger gibt es?

Mehr als 21.000 Berufsangehörige im Schornsteinfegerhandwerk gibt es zurzeit in Deutschland, davon rund 1.800 Auszubildende, heißt es vom Bundesverband. In Ostfriesland gibt es 58 Kehrbezirke mit der gleichen Anzahl an bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegern, heißt es von der Handwerkskammer für Ostfriesland (Stand 2021). Für Emden sind laut Rollf Kuper sechs Betriebe mit insgesamt etwa 15 Mitarbeitern zuständig.

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