Serie „Beziehungskiste“ Fremdgegangen im Freundeskreis – Lars aus Leer braucht Hilfe

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Von Ute Nobel
| 07.02.2024 09:33 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Fremdgehen mit dem besten Freund des Partners – das geht gar nicht. Aber wie soll der Freundeskreis auf einen solchen Vertrauensbruch reagieren? Symbolfoto: Adobe Stock
Fremdgehen mit dem besten Freund des Partners – das geht gar nicht. Aber wie soll der Freundeskreis auf einen solchen Vertrauensbruch reagieren? Symbolfoto: Adobe Stock
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Betrogen durch den besten Freund: In Lars’ Freundeskreis gibt es Ärger. Das Vertrauen ist futsch, aber er will den Übeltäter auch nicht als Freund verlieren. Was tun?

Leer - In unserer Serie Beziehungskiste geben Experten Lesern und Leserinnen Rat. Heute gibt es eine Frage von Lars (Name von der Redaktion geändert), 24 Jahre alt, aus dem Landkreis Leer:

Wir haben ein Problem in unserem Freundeskreis. Mein Kumpel Peter war mehrere Jahre lang mit seiner Freundin Steffi zusammen, sie haben viel zusammen unternommen, gingen oft feiern – und auch der beste Freund meines Kumpels, Matthias, war häufig dabei. Im Herbst haben sich Peter und Steffi getrennt. Sie und Peter hatten aber weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis und haben gemeinsam etwas unternommen, eigentlich war alles in Ordnung.

Eine Freundin von Steffi ließ jetzt aber auf einer Party eine gewaltige Bombe platzen, vermutlich, weil sie als Mitwisserin dem Druck nicht mehr standhalten konnte: Steffi hat Peter während ihrer Beziehung mehrfach betrogen – und zwar mit dessen besten Freund Matthias.

Matthias ist nach diesem Vertrauensbruch in der Gruppe jetzt sowas wie geächtet. Alle fragen sich: Wie kann der Freundeskreis darauf reagieren und wie kann es weitergehen? Denn ein Großteil der Gruppe will eigentlich, dass er wieder Teil des Freundeskreises ist. Aber wie kann man das Vertrauen wieder aufbauen? Wenn ich zum Beispiel eine Frau kennenlernen würde, wüsste ich nicht einmal, ob ich sie Matthias überhaupt vorstellen würde – aus Angst vor einem Betrug.

So sehr wir uns auch wünschen, dass es in Beziehungen immer harmonisch läuft: In der Realität kriselt es eben doch immer mal wieder im Zusammenleben mit anderen Menschen.

Hier wollen unsere Experten in der Serie Beziehungskiste helfen. Habt Ihr Fragen oder Konflikte, für die Ihr einen Rat sucht? Oder benötigt ihr einen Rat für einen Freund oder eine Verwandte? Die gestellte Frage besprechen wir dann mit einem der Experten und veröffentlichen Frage und Antwort (wenn gewünscht auch anonymisiert) jeden Mittwoch in unserer Zeitung und auf unseren Webseiten. Alle Zuschriften werden selbstverständlich sensibel behandelt. Schreibt uns gerne an beziehungskiste@zgo.de oder stellt Eure Frage ganz einfach hier:

Antwort von Luca Leander Wolz – angehender Psychologe

Lieber Lars,

vielen Dank für Deine nicht so ganz einfache Frage. Nach solch einem Vertrauensbruch ist es verständlicherweise erst einmal nicht so leicht „normal“ weiterzumachen und ich denke auch, das ist der falsche Ansatz. Was es braucht, ist Verständnis, Kommunikation und Selbstvalidierung.

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Zunächst einmal sollten beide inneren Bestrebungen, Matthias als Freund zu halten und gleichzeitig vorsichtig zu sein, ihren Platz haben dürfen. Beides sind nachvollziehbare Reaktionen. Wichtig ist, um den Weg für eine neue Vertrauensbasis zu ebnen, sich Zeit zu geben. Hierbei kann es hilfreich sein, seine eigenen Gefühle und Gedanken zu validieren. Validierung ist eine Methode aus der Psychotherapie und meint sein, subjektives Befinden wahrzunehmen, zu benennen und anzuerkennen. Der Wunsch, Matthias auszuschließen, ist erst einmal okay. Der Wunsch, ihn wieder zu integrieren, ist erst einmal okay. Das nimmt Druck und öffnet den Raum für wohlüberlegte, unaufgeregte Gespräche. Sprecht vielleicht zunächst einmal zusammen im Freundeskreis ohne Matthias und schafft dabei auch Raum für eure Emotionen. Was hat euch konkret verletzt? Was sind mögliche Lösungen? Je klarer ihr für euch seid, desto besser seid ihr für ein gemeinsames Gespräch mit Matthias vorbereitet.

An klärenden Gesprächen mit Matthias führt kein Weg vorbei. Dabei kann es helfen, auf folgende Dinge zu achten: Jeder und jede sollte Zeit bekommen, seine oder ihre Meinung zu äußern. Praktiziert hierbei aktives Zuhören: Versucht, die jeweils andere Person ausreden zu lassen, betrachtet das Gesagte möglichst mit Verständnis und Wohlwollen. Je eher wir aufrichtige Empathie für jemand anderen aufbringen können, desto verbundener fühlen wir uns und desto leichter baut sich wieder Vertrauen auf. Lasst dementsprechend auch Matthias, Peter und Steffi ihre Sichtweisen erzählen.

Natürlich steht und fällt der gelungene Vertrauensaufbau mit Matthias damit, dass sich alle mit seiner Anwesenheit im Freundeskreis wohlfühlen. Deswegen sollten vor allem auch Peters und Steffis Meinung wertgeschätzt werden.

Letzten Endes ist neues Vertrauen eine Frage der Zeit – klingt banal, ist aber so. Ihr braucht als Freundesgruppe neue positive Erfahrungen zusammen mit Matthias, in denen ihr schöne Erlebnisse miteinander teilt und damit das Vergangene langsam loslasst.

Ich wünsche euch viel Erfolg dabei!

Liebe Grüße

Luca

Luca Leander Wolz ist angehender Psychologe und gibt Lesern und Leserinnen Rat in der Serie Beziehungskiste. Foto: Privat
Luca Leander Wolz ist angehender Psychologe und gibt Lesern und Leserinnen Rat in der Serie Beziehungskiste. Foto: Privat

Luca Leander Wolz ist der Neuzugang im Experten-Team der Beziehungskiste. Der gebürtige Emder lebt in Münster, hat ein abgeschlossenes Bachelor-Studium der Psychologie und macht aktuell seinen Master in „Klinische Psychologie und Psychotherapie“. Im Herbst 2024 ist er damit fertig und darf den Titel „Psychologe“ tragen. Anschließend wird Wolz seine Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten machen.