Gedenken in Ostfriesland Was geschah in der NS-Zeit? KZ Gedenkstätte Engerhafe sucht Guides

Werner Jürgens
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Von Werner Jürgens
| 15.02.2024 16:06 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Mehr als sieben Jahrzehnte nach ihrem Tod haben die Todesopfer des KZ Engerhafe im Jahr 2016 individuelle Gräber bekommen. Auf jeden der 188 Grabsteine stellten die Gäste der Gedenkfeier damals eine Kerze. Foto: Archiv/Luppen
Mehr als sieben Jahrzehnte nach ihrem Tod haben die Todesopfer des KZ Engerhafe im Jahr 2016 individuelle Gräber bekommen. Auf jeden der 188 Grabsteine stellten die Gäste der Gedenkfeier damals eine Kerze. Foto: Archiv/Luppen
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Die Gedenkstätte KZ Engerhafe will das Team erweitern und sucht engagierte Guides für die Aufarbeitung dunkler Kapitel der Regionalgeschichte.

Engerhafe - Auch in Ostfriesland gab es während der Zeit des Nationalsozialismus Konzentrations- und Arbeitslager. Der Verein der Gedenkstätte KZ Engerhafe hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten. Das Interesse an dieser historischen Thematik ist nach wie vor ungebrochen. Deswegen sucht der Verein jetzt „Guides“, die ihn bei Führungen vor Ort in Engerhafe und in der Bildungsarbeit beispielsweise an Schulen aktiv unterstützen.

Derweil schreitet der Sanierungsprozess des alten Engerhafer Pfarrhauses voran. Drinnen wird eine multimediale Ausstellung rund um die Geschichte des Konzentrationslagers und über Zwangsarbeit auf der ostfriesischen Halbinsel vorbereitet. Diese soll am 25. Mai beginnen und dann von Dienstag bis Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet sein. Auch dafür könnten die Verantwortlichen noch personelle Verstärkung gebrauchen.

Die Menschen wollen wissen, was vor ihrer Haustür passiert ist

„Corona hat uns zwar ein bisschen zurückgeworfen, aber im vergangenen Jahr hatten wir rund 1000 Besucher und Besucherinnen und allein jetzt im Januar waren es auch schon wieder um die 400“, sagt Hilke Osterwald, die 1. Vorsitzende des Gedenkvereins. Federführend als hauptamtlicher Leiter und Koordinator zuständig für die Bildungsarbeit ist Heiko Kiser. Wie das Angebot im einzelnen aussieht, kommt ganz auf die Bedürfnisse und Wünsche der jeweiligen Interessenten an.

Sie möchten ihr Team gerne erweitern: Die 1. Vorsitzende des Gedenkvereins KZ Engerhafe Hilke Osterwald (Mitte) und ihre beiden pädagogischen Mitarbeiter Heiko Kiser und Lilo Keßler. Foto: Jürgens
Sie möchten ihr Team gerne erweitern: Die 1. Vorsitzende des Gedenkvereins KZ Engerhafe Hilke Osterwald (Mitte) und ihre beiden pädagogischen Mitarbeiter Heiko Kiser und Lilo Keßler. Foto: Jürgens

„Wir richten uns meistens erst einmal danach, was die Menschen, mit denen wir zu tun haben, über das Thema wissen oder was für Fragen sie uns stellen“, erläutert Heiko Kiser das pädagogische Konzept. Dabei betreuen er und sein – ihn selbst eingeschlossen – derzeit insgesamt fünfköpfiges Team nicht nur Führungen vor Ort in Engerhafe. Sie sind ebenso außerhalb im Einsatz; und das sehr häufig an Schulen, die teilweise im Zuge mehrmonatiger Projekte längerfristig begleitet werden. „Das reicht inzwischen von Leer bis Wilhelmshaven“, ergänzt Lilo Keßler, die als Ansprechpartnerin für die Sekundarstufen I und II sowie die Berufsbildenden Schulen fungiert. Wichtig ist dem Verein der regionale Bezug. „Wir stellen oft fest, dass das Interesse vor allem dann besonders groß ist, wenn die Leute sich bewusst werden, was damals quasi vor ihrer Haustür passiert ist“, so Heiko Kiser.

Das muss ein „Guide“ mitbringen

Neben Neugierde und Offenheit sowie einem kommunikativen Auftreten und sicherem Sprechen vor Gruppen sollten „Guides“ grundlegendes Wissen zur Historie des Nationalsozialismus sowie gute Deutschkenntnisse mitbringen. Weitere Sprachkenntnisse wie Englisch, Niederländisch, Plattdeutsch sind bisweilen ebenfalls gefragt und daher durchaus gern gesehen. Außerdem müssen sich die Bewerber und Bewerberinnen mit der Theorie und Praxis der pädagogischen Arbeit an der Gedenkstätte auseinandersetzen. „Wir werden jedoch von niemanden ein Geschichtsstudium verlangen“, beruhigt Heiko Kiser. Die ausgewählten „Guides“ erhalten ohnehin eine persönliche Begleitung und Einarbeitung, um sie mit der Bildungsarbeit in Engerhafe und im Umgang mit Gruppen vertraut zu machen.

Zur Vorbereitung werden drei ganztägige Workshops durchgeführt. Sie finden am 11. Mai, 22. Juni und 10. August ganztägig in Engerhafe statt. Die Teilnahme an diesen Terminen ist ebenso obligatorisch wie die Hospitation bei einer Führung eines erfahrenen „Guides“ und eine eigene Rundführung. Anschließend kann man sich bei freier Zeiteinteilung mit dem Team für weitere eigene Einsätze abstimmen. Dafür winkt dann auch ein Anerkennungshonorar von 20 Euro pro Stunde.

Drei Bewerbungen liegen dem Verein bereits vor, darunter eine aus den Niederlanden. Weitere Bewerbungen nach Möglichkeit verbunden mit einem Motivationsschreiben als PDF oder eventuelle Rückfragen werden noch bis zum 31. März 2024 unter der folgenden E-Mail-Adresse entgegengenommen: h.kiser@gedenkstaette-kz-engerhafe.de.

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