Kulturerhalt in Emden Dampflok ist jetzt Denkmal mit nationaler Bedeutung

| | 09.03.2024 09:58 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Die Ära der Dampfloks in Deutschland endete 1977 in Emden: Zuletzt gab es noch ein paar Fahrten für Eisenbahnfreunde, wie dieses Foto auf dem Emder Bahnhof zeigt. Foto: privat
Die Ära der Dampfloks in Deutschland endete 1977 in Emden: Zuletzt gab es noch ein paar Fahrten für Eisenbahnfreunde, wie dieses Foto auf dem Emder Bahnhof zeigt. Foto: privat
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In Emden kommt Bewegung in das Projekt „043“. So soll die alte Dampflok am Bahnhof wieder auf die Schiene gebracht werden.

Emden - Dass die alte Dampflok gegenüber des Emder Bahnhofs ein besonderes Denkmal ist, wissen Emder wie auch der „Arbeitskreis zur Erhaltung der Denkmallok e.V.“ schon längst. Jetzt bekam es der Arbeitskreis auch noch einmal schriftlich attestiert. Die Dampflok „043 903-4“ ist ein „Denkmal von nationaler Bedeutung“, wie das Landesamt für Denkmalpflege feststellte. Und das ist gewichtiger, als es sich ohnehin schon anhört. „Wir haben damit die Chance auf Fördergelder“, freut sich Reyk Gründig, der dem Arbeitskreis zum Erhalt der Dampflok sowie dem Verein der Modelldampffreunde, also der Minibahn, vorsteht.

Tatsächlich könnte das Projekt 043 - so nennt es der Arbeitskreis selbst - mit der Zertifizierung an Fahrt aufnehmen. Die Lok soll nämlich zurück auf die Schienen gebracht werden. Diese Idee war 2020 bei einer Begutachtung aufgekommen. Denn zu diesem Zeitpunkt war festgestellt worden, dass einfaches Verschönern mit Pinsel und Farbe nicht mehr ausreichen würde, um die Lok zu erhalten. 40 Jahre bei Wind und Wetter auf dem Sockel haben bei der Emder Denkmallok Spuren hinterlassen: „Die Lok wurde immer gehegt und gepflegt, aber jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, an dem wir mit Streichen nicht mehr weit kommen“, sagte der Arbeitskreisvorsitzende und Lokführer der Bahn, Reyk Gründig. Es würden beispielsweise Blecharbeiten anstehen, die der Verein nicht mehr alleine leisten könne. „Zum Stehen ist die Lok nicht gedacht.“

Kosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro

Auf bis zu zweieinhalb Millionen Euro Kosten wird das Vorhaben beziffert. Die Sanierung mit vielen Unbekannten, etwa wenn noch Hauptkomponenten des Fahrwerks ausgetauscht werden müssen, sei schwer kalkulierbar, erklärte Gründig. Schon der Transport zur Sanierungswerkstatt werde teuer. Generell aber, so hatte das Gutachten attestiert, ist die Dampflok in einem Zustand, bei dem sich der Erhalt und auch die Wiederinbetriebnahme lohnen. Das zuletzt ausgegebene Ziel des Arbeitskreises: die Lok zum 200. Geburtstag der Deutschen Eisenbahn wieder auf den Gleisen zu haben. Das ist 2035.

Ein Denkmal mit nationaler Bedeutung: die Dampflok „043 903-4“ am Emder Bahnhof. Foto: privat
Ein Denkmal mit nationaler Bedeutung: die Dampflok „043 903-4“ am Emder Bahnhof. Foto: privat

Jetzt könnte es durch den neuen Status zügiger vorangehen. Der Bau der Lok im Jahr 1943 in Nantes (Frankreich) unter der Besetzung der Nationalsozialisten und die letzte Zugfahrt einer Dampflok in West-Deutschland von Oldersum nach Emden im Jahr 1977 mit eben dieser Lok waren nur zwei von vielen vorgelegten Punkten, die zu dieser Entscheidung der Landesbehörde geführt haben, erläuterte Gründig jetzt. Insgesamt habe die Obere Denkmalschutzbehörde einige geschichtliche Aspekte aufgenommen, die letztlich zu dem wichtigen Statuswechsel führten. Für den Arbeitskreis ist das außerdem noch einmal eine wichtige Bestätigung ihrer bis dato unzähligen ehrenamtlichen Stunden, die sie in das Projekt gesteckt haben.

Nochmal Dampf beim Förderantrag

Mit diesem Motivationsschub im Rücken müssen die Denkmallokfreunde jetzt aber nochmal richtig Dampf machen. Noch vor Ostern müssen sie einen Förderantrag an die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Claudia Roth (Bündnis 90 / Die Grünen) stellen. Ihr Ressort entscheidet über Sonderprogramme zur Kultur- und Denkmalförderung.

Bei anderen Fördermöglichkeiten würde die Lok dagegen wohl durchs Raster fallen. Der Arbeitskreis zum Erhalt der Denkmallok in Emden habe glücklicherweise Mitglieder, die sich nicht nur mit der Eisenbahn auskennen, sondern auch mit den Termini in Förderanträgen. „Trotzdem ist es sportlich, den Förderantrag jetzt rechtzeitig auf den Weg zu bekommen“, sagte Gründig.

28 Mitglieder zählt der Arbeitskreis aktuell, sieben davon sind passive Fördermitglieder. Der Verein nimmt gerne noch weitere Fördermitglieder auf, zumal auch die von der Bundesbeauftragten geförderten Projekte meist „nur“ zu 50 Prozent unterstützt würden, wie Gründig sagte. Der Rest der benötigten Summe müsse aus anderen Mitteln generiert werden, dafür suche der Verein aktuell nach passenden Stiftungen und Unternehmen, die das Projekt unterstützen möchten.

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