Dorfentwicklung in der Krummhörn Aktionsbündnis Greetsiel will Pläne zum Seniorenhuus nicht akzeptieren
Das Aktionsbündnis spricht bei der geplanten Umgestaltung des ehemaligen Seniorenhuus von einer „Horrorvorstellung“. Notfalls wollen die Mitglieder Klage einreichen.
Greetsiel - Nach dem Bekanntwerden der Pläne zur Umgestaltung des Seniorenhuus in Greetsiel hat sich das Aktionsbündnis zum Erhalt der Einrichtung zu Wort gemeldet. Die Pläne des Investors, 22 Wohnungen und zwölf Appartements zu schaffen, seien „nicht hinnehmbar“ und eine „Horrorvorstellung“, so Alfred Jacobsen vom Aktionsbündnis, „weil Greetsiel mitten im denkmalgeschützten Ortskern 34 Wohneinheiten in einem Gebäude nicht mehr verkraftet“. Das Bündnis richtet zudem scharfe Kritik an die Doornkaat-Stiftung, die Teile der benachbarten Freifläche an den Investor verkauft hat, damit dort Parkplätze entstehen können.
Am Donnerstag, 14. März 2024, waren bei einem Pressegespräch im Pewsumer Rathaus die Umgestaltungspläne für die Greetsieler Einrichtung vorgestellt worden. Eingeladen hatte dazu Gunnar Sander, Miteigentümer des Seniorenhuus und Chef von Sander-Pflege, der die Pläne gemeinsam mit seinem Architekten Jörg Krause vorstellte. Auch Bürgermeisterin Hilke Looden (parteilos) und Benjamin Buserath, Geschäftsführer der Touristik, waren anwesend.
„Noch mehr Wohneinheiten als ursprünglich geplant“
„Anstatt 32 Ferienwohnungen sollen dort jetzt 22 Wohnungen und 12 Appartements geschaffen werden, also noch mehr Wohneinheiten als ursprünglich geplant“, schreibt Alfred Jacobsen in seiner Stellungnahme. „Dies soll uns jetzt als Kompromisslösung und neuer Königsweg verkauft werden.“ Möglich sei diese Planung nur, weil Gunnar Sander Teile der Freifläche neben dem Seniorenhuus habe kaufen können, um dort die notwendige Parkfläche zu schaffen. Diese Fläche gehörte seit 2015 einem Investor, der dort eigentlich ein Mehrparteienhaus bauen wollte, dafür aber keine nötige Genehmigung bekam. „Seit neun Jahren läuft hier ein Klageverfahren, die Realisierung dieser Planung wäre aus unserer Sicht also recht unwahrscheinlich gewesen“, so Jacobsen weiter.
Den überwiegenden Teil der Fläche hatte die Doornkaat-Stiftung gekauft, der auch das angrenzende Steinhaus gehört. „Das heißt, sie haben sich damit zum Steigbügelhalter von Herrn Sander gemacht, denn der Kauf der gesamten Freifläche wäre für Herrn Sander wirtschaftlich nicht darstellbar gewesen.“ Zusätzlich freue sich Hero-Georg Boomgaarden, Vorsitzender der Ländlichen Akademie Krummhörn-Hinte und Pächter des Steinhauses, „als wenn dort keine Parkplätze im Ortskern entstehen würden, sondern ein Vogelschutzgebiet ausgewiesen wird“. Die Doornkaat-Stiftung spiele eine unsägliche Rolle, die die neuen Planungen erst ermöglicht hätten. „Hier ist etwas falsch im Staate Dänemark“, schreibt Alfred Jacobsen. „Für uns als Aktionsbündnis und auch dem überwiegenden Teil der Bevölkerung, sind solche Spielchen nicht hinnehmbar.“
Aktionsbündnis organisierte Kundgebung in Greetsiel
Das Aktionsbündnis hatte sich gegründet, nachdem im August 2023 auf einem großen Plakat vor dem Seniorenhuus zu lesen war, dass dort Ferienwohnungen entstehen sollen. Kurz vorher wollen Anwohner beobachtet haben, wie zum Teil teure Pflegebetten und technische Geräte einfach in Containern entsorgt wurden. Die Einrichtung war zum Jahreswechsel 2022/2023 geschlossen worden, ursprünglich, so hieß es damals vom Betreiber und Inhaber, um umfassend saniert zu werden. Investor Gunnar Sander wehrte sich im Anschluss gegen die Behauptung, dass der Bau von Ferienwohnungen von vorneherein geplant gewesen sei. Erst nach dem Auszug der Bewohner habe sich gezeigt, dass das Vorhaben aufgrund von Kostensteigerungen nicht mehr durchführbar sei. Das Seniorenhuus sei zuletzt eh nur zur Hälfte belegt gewesen.
Gleichzeitig machten die Greetsielerinnen und Greetsieler klar, dass sie nicht noch mehr Ferienwohnungen in ihrem Dorf haben wollen. Das Aktionsbündnis um Alfred Jacobsen organisierte dazu im September 2023 eine Kundgebung im Ortskern des Fischerdorfs, an der circa 300 Menschen teilnahmen. Auch die Bürgermeisterin Hilke Looden hatte teilgenommen und sich in ihrem Redebeitrag auf die Seite des Aktionsbündnisses gestellt. Gleichzeitig betonte sie aber auch später immer wieder, dass es schwierig werden wird, das Seniorenhuus als Seniorenheim weiter zu betreiben und dass die Gemeinde kaum Möglichkeiten habe, die Pläne des Investors aufzuhalten.
Aktionsbündnis will gegen Pläne klagen
Bei dem Pressegespräch am 14. März sagte Looden, dass es „wichtig ist, dass jetzt zügig was passiert“. Sie hoffe, dass mit der Vorstellung der Pläne ein Kompromiss zustande gekommen sei, dem viele Bürgerinnen und Bürger zustimmen könnten. Das hofft auch Gunnar Sander. „Es gab keine Alternative, den Pflegebetrieb aufrechtzuerhalten. Das haben wir lange probiert. Diese Lösung wird nicht alle glücklich machen, aber hoffentlich einen breiten Teil der Bevölkerung.“ Dieser Fortschritt sei besser als der lange Leerstand, so Looden.
Das sieht das Aktionsbündnis anders. Alfred Jacobsen kündigte in seiner Stellungnahme an, dass das Aktionsbündnis notfalls gegen die neuen Pläne klagen werde, sollte der Landkreis Aurich diese genehmigen – „denn Parkplätze im historischen Ortskern direkt neben dem auch denkmalgeschützten Steinhaus sind eine Horrorvorstellung und (…) ob es nun 32 oder 34 Wohneinheiten werden, so komprimiert in einem Gebäude, verkraftet Greetsiel nicht mehr“.
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