Barfußpark in Etzel Ein Spaziergang ohne Schuhe

| | 05.04.2024 10:51 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Andrea Hinrichs (links) und Elke Schoolmann starten gut gelaunt in die neue Barfußpark-Saison. Foto: Ullrich
Andrea Hinrichs (links) und Elke Schoolmann starten gut gelaunt in die neue Barfußpark-Saison. Foto: Ullrich
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Der Barfußpark in Etzel ist erweitert worden. Auf sechs Kilometern Länge können Besucher auf nackten Sohlen die unterschiedlichen Untergründe beim Laufen hautnah erleben.

Etzel - Endlich wieder raus aus den Schuhen und auf nackten Sohlen hinein in den weichen Sand oder rauf auf den groben Holzschnitt: Der Barfußpark in Etzel in der Gemeinde Friedeburg startet in diesen Tagen in seine zweite Saison. Eine willkommene Abwechselung für Andrea Hinrichs und Elke Schoolmann. Wenn auch der erste Besuch ein kurzer ist. Noch sei es zunächst recht kalt an den Füßen, verraten sie. Der Mut, zumindest einen Teil der Wege barfuß zu absolvieren, wird jedoch belohnt: „Jetzt habe ich warme Füße“, teilt Hinrichs nur Minuten später mit.

Nicht jeder Untergrund ist weich. Auf dem Pfad wechseln sich grobe und feine ebenso wie weiche und härtere Materialien ab. Foto: Ullrich
Nicht jeder Untergrund ist weich. Auf dem Pfad wechseln sich grobe und feine ebenso wie weiche und härtere Materialien ab. Foto: Ullrich

Der Verzicht auf Schuhe ist in vielerlei Hinsicht eine Wohltat für den Körper: Die Bewegung „ohne“ tut nicht nur der Haltung von Fuß und Körper insgesamt gut, sie bringt zudem den Kreislauf in Schwung. Solch ein Training ist ein guter Start in den Tag, sind sich die Frauen einig. Fazit: „Das sollten wir öfters machen.“ Die Etzelerinnen waren bereits im Vorjahr des Öfteren in der aufwendig gestalteten Grünanlage zu Gast – und waren auch bei der offiziellen Eröffnung 2023 dabei. Für Andrea Hinrichs ist der Park eine kleine Oase der Ruhe. Ihr gefällt die Ausgewogenheit aus gärtnerischer Gestaltung und Natur. Der Mix aus Sträuchern und Blumen. Und die vielen kleinen Ruheplätze, die teils ganz versteckt lägen. Bänke oder Strandkörbe sind wie geschaffen zum Verweilen, finden die beiden Frauen. „Man muss sich schon die Zeit nehmen, es zu genießen. Man hat hier ja seine Ruhe.“ Denn auch wenn das Wetter gut sei, sei es nie voll. „Es verläuft sich“, sagt Elke Schoolmann. Neben Einheimischen sind auch Touristen unter den Besuchern.

Es gibt auch steinige Wege

Am liebsten laufen beide im Sand, erzählen sie. Es sei wie am Strand, erinnere sie an Urlaub und steigere das Wohlbefinden. Zudem sei das Gehen auf Sand nach dem Laufen über kleine Steine eine echte Wohltat, ergänzt Schoolmann lachend. „Die verschiedenen Untergründe sind schön, um ein Gespür zu bekommen.“ Ein Gespür dafür, wie vielfältig das Barfußlaufen die Sinne ansprechen kann. „Zu Hause läuft man ja nur im Gras.“ Sonst blieben die Schuhe meist an. Während manches der Sohle schmeichelt, gibt es aber auch Herausforderungen. Bei der Konzipierung des Pfades wurde das bewusst so gewählt. Für Andrea Hinrichs war im Vorjahr beim groben Kies Schluss: „Da bin ich dann schon mal vom Pfad runter.“

Zum Start in die neue Saison zeigen sich unzählige Tulpen in bunter Blütenpracht. Foto: Ullrich
Zum Start in die neue Saison zeigen sich unzählige Tulpen in bunter Blütenpracht. Foto: Ullrich

Grenzerfahrungen wie diese haben die Macher des Barfußparks bewusst eingeplant. Die Idee, Europas längsten Barfußpfad in Etzel zu bauen, hatte Helmuth Ohlhoff. Er ist Gründer und einer von drei Geschäftsführern der Barfußschuh-Marke Leguano mit Firmensitz in Rheinland-Pfalz. Wie das Unternehmen selbst mitteilt, ist Leguano mit mehr als 120 Filialen und fast 600 Mitarbeitern der größte deutsche Barfußschuhhersteller. Die Leguano Akademie und Barfußpark GmbH ist eine Unternehmenstochter, gegründet als Betreiberin des Parks in Etzel. Ohlhoff läuft selbst am liebsten ohne Schuhe. Sein Ansinnen sei es, Menschen für das Gehen ohne Schuhe zu begeistern und mit dem Park zugleich einen naturnahen Rückzugsort für Mensch und Tier zu schaffen.

Die Neuheiten 2024

Dieser hat sich im Vergleich zum Vorjahr auch direkt ein wenig verändert: Ein zweiter See erweitert jetzt nämlich den Barfußpark. Es ist die erste Ergänzung der ursprünglichen Parkfläche. Mit dem Weg, der den See umrundet, verlängert sich der Barfußpfad auf eine Strecke von etwa sechs Kilometern, sagt Helmuth Ohlhoff. Der zweite See ist nicht die einzige Neuheit, die es in der zweiten Besuchersaison geben soll, kündigt er in Gespräch mit der Redaktion an. Der Betreiber möchte auch die Aufenthaltsqualität seiner Gäste verbessern. Dafür hat er bereits das Gasthaus Wilken am See in Etzel gekauft. Ende 2022 hatten Eva und Uwe Wilken das Aus des Traditionshauses nach 100 Jahren verkündet.

Im ehemaligen Gasthaus Wilken an der B436 soll im Juni ein Café eröffnen. Später wird das Gebäude zu einem Hotel Garni umgebaut. Foto: Ullrich
Im ehemaligen Gasthaus Wilken an der B436 soll im Juni ein Café eröffnen. Später wird das Gebäude zu einem Hotel Garni umgebaut. Foto: Ullrich

Schon im Juni soll in den umgestalteten Räumen der Gaststätte nun ein Barfußpark-Café eröffnen, kündigt Ohlhoff an. Dort soll es ganz spezielle Köstlichkeiten geben: „Wir haben bereits eine eigene Konditorin eingestellt.“ Derzeit würden die Küche und die Ausstattung des Cafés erneuert. In einem weiteren Schritt soll der gesamte Komplex zu einem Hotel mit 15 bis 18 Zimmern umgebaut werden. Helmuth Ohlhoff: „Es soll ein kleines, schnuckliges Hotel Garni werden.“ Dort könnten neben Urlaubsgästen auch Seminarteilnehmer der Leguano-Akademie unterkommen. Einen Zeitplan für den Umbau gibt es bislang nicht.

Das Problem mit dem Parken

Mit dem Erwerb der Gastronomie ist allerdings auch das Problem mit der Anreise der Barfußpark-Besucher entschärft. Direkt am Hohejohlster Weg in Etzel gibt es nämlich keine Parkplätze. Die Besucher mussten in der vergangenen Saison stets auf dem Schützenplatz in Friedeburg parken und dann in einen Shuttlebus umsteigen. Das kostete Zeit – und bei Veranstaltungen in Friedeburg wurde es eng auf dem Schützenplatz. Jetzt aber gibt es direkt an der Bundesstraße 436 etwa 125 Parkplätze, berichtet Ohlhoff. Ohne den Shuttlebus aber geht es auch künftig nicht: Zwar seien es nur rund 900 Meter, schätzt er. Doch der Weg führe teilweise direkt an der Bundesstraße entlang. Da wolle man nichts riskieren.

Öffnungszeiten und Wissenswertes

Der Barfußpark in Etzel hat ab sofort wieder geöffnet. In den Monaten April und Mai und später im September kann das großzügige Grün in der Hohejohlster Straße an den Wochenenden immer am Freitag, Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Für Juni, Juli und August ist die tägliche Öffnung der Anlage geplant. Der Eintritt kostet für Erwachsene 9,50 Euro. Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 17 Jahren bezahlen 4,50 Euro. Für Kinder bis 6 Jahren sowie Schulklassen ist der Eintritt frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.leguano-barfusspark.eu. Zum Parkgelände kommen Besucher mit dem Bus-Shuttle. Parkplätze befinden sich an der Friedeburger Straße 19 (Bundesstraße 436) am ehemaligen Gasthaus Wilken am See in Etzel.

Ohlhoff ist gebürtiger Oldenburger. Er hat bereits früher einige Jahre lang in Ostfriesland gelebt und ist auch jetzt oft und gern selbst in der Gemeinde Friedeburg. Der Park auf einem ehemaligen Baumschulgelände entstand aus der Idee heraus, dort Schulungen für Leguano-Mitarbeiter anzubieten. Bald aber war klar, dass auch die Öffentlichkeit von dem Gelände profitieren soll. Elke Schoolmann ist froh über diese Entscheidung. „Es ist gut für Etzel, dass man das Dorf mal mit etwas anderem verbindet als mit den Kavernen.“

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