Aurich Jugendliche schnuppern Werkstattluft

Was kann ich gut? Was mag ich gern? Was passt zu mir? Durch Praktikumswochen soll in der Region Aurich insgesamt 690 Achtklässlern die Entscheidung für einen Beruf erleichtert werden.
Ostfriesland - Wände streichen, im Büro arbeiten, Fliesen legen, kochen oder doch an Autos rumschrauben? Welches Talent habe ich? Und welcher Beruf passt überhaupt zu mir? Für viele Jugendliche ist der Einstieg ins Berufsleben mit Fragezeichen versehen. Antworten erhielten jetzt rund 220 Achtklässler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Aurich und der Friederikenschule Großheidewährend eines Berufsorientierungsprogramms (kurz BOP).
Während einer Praxiswoche erkundeten die 13- bis 15-Jährigen zunächst die Werkstätten und Ausbildungsräume der Handwerkskammer für Ostfriesland und der Kreisvolkshochschule (KVHS) Aurich.

Seit mehreren Jahren engagieren sich die Projektpartner in dem Programm des Bundesinstituts für Berufsbildung, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Ziel ist es, die jungen Leute frühzeitig auf die Berufswahl vorzubereiten und so Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.
Gute Vorbereitung vermeidet Abbrüche
„Manchmal starten die Jugendlichen mit falschen Vorstellungen darüber, was sie erwartet. Das führt zu überflüssigen Ausbildungsschleifen und für die Unternehmen zu Fehlinvestitionen. Die Nachwuchskräfte fehlen dann auf dem Arbeitsmarkt“, erklärt Klaus Barghorn, Abteilungsleiter des Berufsbildungszentrums Technologie.

Acht allgemeinbildende Schulen machen mit
Drei Praxiswochen im April, Juni und November sind in diesem Jahr für insgesamt 690 Schülerinnen und Schüler von acht allgemeinbildenden Schulen aus der Region vorgesehen. Von 18 Berufsfeldern dürfen die Jugendlichen zwei auswählen und diese an jeweils zweieinhalb Tagen erkunden. Zur Auswahl stehen unter anderem die Bereiche Holz, Hochbau, Farbe, Metalltechnik, Pflege, Kfz-Technik, Hotel, IT oder Mediengestaltung. Die Lehrwerksmeister und Ausbilder bieten den Jugendlichen handlungsorientierte Übungen an.
In der Kfz-Werkstatt etwa wird ein Kundenauftrag vom Eingang über die Reparatur bis hin zur Rechnungsstellung bearbeitet. Auch werden Werkstücke erstellt, die mit nach Hause genommen werden dürfen. Beispielsweise in der Metallwerkstatt ein Miniklappstuhl als Handyhalter, ein Herz aus Kupferrohren in der Werkstatt für Sanitär Heizung und Klima (SHK) oder ein auf Leinwand übertragenes Bild der amerikanischen Freiheitsstatue in der Malerwerkstatt.
Mathe wird jetzt mal praktisch angewendet
Fleißig wird gefeilt, gesägt, gestrichen, gemauert und gebohrt. Dabei wird der gelernte Schulstoff im Ausrechnen von Maßen und Umrechnen von Einheiten angewendet. „Bei uns wird den Jugendlichen klar, wo ihre Talente liegen und was ihnen Spaß macht. In der Praxis können sie den Beruf im wahrsten Sinne des Wortes erfühlen“, berichtet Klaus Barghorn.
Im Vorfeld der Schnupperwoche besucht Projektkoordinatorin Hilke Lüschen von der KVHS in einer sogenannten Potenzialanalyse die Schulen und erarbeitet die Fähigkeiten und Berufswünsche der Teenies. Für Lehrer Alexander Wadehn von der Frederikenschule Großheide ist die Berufsorientierung ein echter Gewinn: „Die Schülerinnen und Schüler können ihre Stärken ausloten und erste Berufserfahrungen sammeln.“

Besonders die Potenzialanalyse findet er wichtig. Er bedauere, dass die Praxiswochen durch die Förderpartner von zwei auf eine Woche eingedampft wurden. Mit Sorge sieht er auf die Entwicklung, dass die Gelder für die Arbeit von Hilke Lüschen gestrichen werden sollen. „Wir haben einfach nicht die Kapazitäten neben dem Unterrichtsstoff, Berufswünsche für jeden Schüler adäquat und individuell auszuloten.“ Da müsse es ein Umdenken der Förderpartner geben.
Mädchen interessiert an Handwerksberufen
In der SHK-Werkstatt sind Emely Fink (14 Jahre) aus Halbemond und Stella Sophie Küster (13 Jahre) aus Roggenstede begeistert am Löten von Kupferrohren. Sie wollen den Beruf zur Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik erlernen. Emely Fink erzählt, sie sei handwerklich begabt und habe im Werken immer die Note „Eins“ bekommen. „Mir macht es auch Spaß, etwas mit den Händen zu machen“, berichtet ihre Werkbank-Nachbarin Stella Sophie Küster. Sie können sich eine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin vorstellen.