Nach langer Suche Hierhin zieht die Tafel in Leer

| | 26.04.2024 17:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
In Leer musste sich die Tafel eine neue Bleibe suchen: Nun hat sie eine gefunden. Foto: Gateau/dpa
In Leer musste sich die Tafel eine neue Bleibe suchen: Nun hat sie eine gefunden. Foto: Gateau/dpa
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Die Tafel in Leer muss aus der Friesenstraße weg. Nach mehr als einem Jahr Suche haben die Verantwortlichen einen neuen Standort in Leer gefunden.

Leer - Die Verzweiflung war groß bei den Verantwortlichen der Leeraner Tafel. Seit Mitte vergangenen Jahres wissen sie: Im Juli müssen sie aus ihren Räumen in der Friesenstraße raus. Doch wohin? „Wir mochten es nicht aussprechen, aber auch die Möglichkeit der Schließung stand im Raum“, sagt Andreas Bartels, der für den Evangelischen Diakonieverband in Ostfriesland die Leeraner Tafel betreut. Doch das schlimmste aller Szenarien ist nicht eingetreten: Die Tafel hat eine neue Bleibe und wie Bartels sagt, ist sie „sogar noch ein bisschen perfekter“ als die derzeitige in der Friesenstraße. Allerdings zu einem höheren Mietpreis.

Wo kommt die neue Tafel hin?

Das neue Domizil der Tafel in Leer wird am Logaer Weg sein. Im Komplex des ehemaligen Autohauses Sat wird sich die Tafel neue Räume einrichten. Bis diese Möglichkeit gefunden wurde, hatte es gedauert. „Wir haben uns mindestens zehn Komplexe angeschaut“, erzählt Ingo Brookmann, stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Diakonieverbands in Ostfriesland. Doch nichts passte so richtig. Entweder waren die Räume nicht geeignet oder zu weit von Leer entfernt. „Die Kundinnen und Kunden müssen ja auch zur Tafel kommen können“, sagt Brookmann.

Im ehemaligen Autohaus Sat entsteht die neue Tafel-Ausgabe. Foto: Nording
Im ehemaligen Autohaus Sat entsteht die neue Tafel-Ausgabe. Foto: Nording

Anfang des Jahres reichte es Heike Hommers. Sie kümmerte sich im Kirchenamt um den Tafelumzug. „Ich bin hartnäckig geblieben und habe dann bei den üblichen Immobilienportalen geschaut“, sagt sie. Da habe sie das Autohaus gefunden, das auch eine Teilvermietung anbot. „Der ganze Komplex wäre für uns viel zu groß gewesen“, sagt sie. Der Vermieter stand der Tafel ihrer Schilderung nach zwar positiv gegenüber, erbat sich aber dennoch Bedenkzeit, um auch andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Einige Zeit später dann der erlösende Anruf: Eine Teilflächenvermietung sei möglich. Die Tafel hatte ein neues Zuhause gefunden. Die Erleichterung war groß.

Warum zieht die Tafel um?

Die Sparkasse Leer-Wittmund hatte das Haus 2022 verkauft. Die neuen Eigentümer hatten schnell durchblicken lassen, dass der Mietvertrag zu den jetzigen Mietbedingungen nicht über 2023 hinaus verlängert werde. Im Juli 2024 sollte Schluss sein. „Man muss auch sagen, dass wir mit der Miethöhe durch die Sparkasse eine Art Sozialsponsoring bekommen haben“, sagte Andreas Bartels, der Ansprechpartner für die Tafel beim Diakonieverband ist, vor einiger Zeit dieser Zeitung. Die Leeraner Tafel sammelt bei Supermärkten Lebensmittel ein, die sie nicht mehr verkaufen können, und gibt diese gegen einen symbolischen Kaufpreis an Bedürftige weiter. Rund 700 Menschen im Monat versorge das 18-köpfige Ehrenamts-Team so, hatte Andreas Poppen, Leiter der Leeraner Tafel, erklärt.

Was ist besonders am neuen Tafelstandort?

„Der neue Standort ist noch etwas perfekter als der alte“, sagt Andreas Bartels. Das liege vor allem daran, dass die Zugänge zum Gebäude komplett barrierefrei seien. Das sei ein Vorteil zum verschachtelten Gebäude in der Friesenstraße. Ansonsten müsse noch etwas Arbeit in den Umbau fließen. In Leichtbauweise werden in die bisherigen Lagerräume nun Wände eingezogen. So entsteht neben einem Ausgaberaum auch ein Plätzchen für die Kühlkammern, ein Entsorgungsraum und ein Lagerplatz, erläutert Constanze Schulz, Architektin bei 3-D-Architekturwerkstatt in Leer, die das Projekt betreut.

Die Verantwortlichen der Leeraner Tafel freuen sich über die neue Bleibe: (von links) Architektin Constanze Schulz, Andreas Bartels, Andreas Poppen (Tafel-Leiter), Hans-Detlev Hartmann (Tafel-Mitarbeiter), Dr. Frank Wollenhaupt (Tafel-Botschafter), Heike Hommers und Ingo Brookmann vom Diakonieverband. Foto: Nording
Die Verantwortlichen der Leeraner Tafel freuen sich über die neue Bleibe: (von links) Architektin Constanze Schulz, Andreas Bartels, Andreas Poppen (Tafel-Leiter), Hans-Detlev Hartmann (Tafel-Mitarbeiter), Dr. Frank Wollenhaupt (Tafel-Botschafter), Heike Hommers und Ingo Brookmann vom Diakonieverband. Foto: Nording

Ein Pausenraum für die ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie ein Büro für Tafel-Leiter Andreas Poppen werden auch eingerichtet. Die Kundinnen und Kunden müssen beim neuen Standort der Tafel übrigens nicht fürchten, dass sie vom Logaer Weg aus gesehen werden. „Der Eingang ist hinten, die Privatsphäre kann gewahrt bleiben“, sagt Hommers.

Wann ist der Umzug?

Los geht es am neuen Standort, wenn alles gut läuft, am 1. Oktober. „Es wird für uns dann ein besonderes Erntedankfest“, sagt Pastor Andreas Bartels. So lange kann die Tafel noch an der alten Stelle bleiben. „Das ist eine riesige Erleichterung für uns. Die Vermieter in der Friesenstraße sind uns entgegen gekommen“, sagt Brookmann. Sogar einen Teil des Umzugs unterstützen sie finanziell, verrät er. Dafür sei man sehr dankbar. Bis dahin brauche es allerdings noch Genehmigungen von der Stadt und dem Gesundheitsamt. „Aber auch dort unterstützen uns die Mitarbeitenden sehr“, sagt Brookmann. Daher seien sie optimistisch, dass im Oktober die Arbeit losgehen könne.

Kann die Tafel nun dort bleiben?

Die Verantwortlichen für die Tafel sind nun gebrannte Kinder. Daher haben sie mit dem neuen Vermieter ausgemacht, die Mietlaufzeit auf zehn Jahre festzulegen. „Mit einer Option auf Verlängerung“, sagt Heike Hommers. Das sei wichtig, denn schließlich investiere die Tafel gerade in den Umbau viel Geld. „Wir werden komplett durch Spenden finanziert“, betont Bartels, daher müsse man gut haushalten. Der drohende Verlust der Räume habe in der Vergangenheit eine Welle der Solidarität losgetreten. Daher habe man nun die Möglichkeiten gehabt, die neuen Räume auszuwählen. Dafür sei das ganze Team der Tafel dankbar. „Wir hoffen, dass diese Solidarität weitergeht, denn wir müssen die höhere Miete auch aus Spenden finanzieren“, so Brookmann.

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