Hochzeit auf Norderney „Wer am Strand heiraten will, braucht einen Plan B“
Ein Ja-Wort am Meer wird immer beliebter. Paare unterschätzen, wie launisch das Wetter auf Norderney ist. Hochzeitsplanerin Lisa-Marie Müller weiß, wie es richtig geht.
Norderney - 24 Grad. Das Meer rauscht, die Sonne lacht von einem strahlend blauen Himmel, unter den Füßen warmer, weicher Sand, die Möwen singen ihr Lied. Am weiten Strand den Mann oder die Frau des Lebens heiraten. Ein Traum.
12 Grad. Das Meer tost, Sturm peitscht Regen und feinen Sand in die Gesichter, zerrt am Schleier der Braut. Die Gäste frieren. Ein Albtraum.
„Wer auf Norderney heiratet, braucht neben der Trauung am Strand immer einen Plan B“, sagt Hochzeitsplanerin Lisa-Marie Müller. „Mit einer kleineren Gästeschar kann das Paar in der Hochtiedsstuuv in einem kleinen Fischerhäuschen im Wäldchen getraut werden. Sind mehr Menschen eingeladen, kommt der Weiße Saal im Conversationshaus in Betracht“, erläutert sie. Denn: Hochzeiten auf Norderney werden immer beliebter.
Fast alle Brautpaare kommen vom Festland
98 Prozent der Paare, die diesen wichtigen Tag ihres Lebens der Hochzeitsplanerin Lisa-Marie Müller anvertrauen, kommen vom Festland. „Was viele nicht wissen, ist, wie wechselhaft das Wetter auf Norderney sein kann“, sagt Müller, die unter dem Firmennamen „Inselbraut“ Trauungen auf der Insel bis ins kleinste Detail plant und organisiert. 60 Hochzeiten waren es im vergangenen Jahr.
Lisa-Marie Müller kümmert sich um den richtigen Fotografen, den Blumenschmuck, die Musik, das Restaurant, darum, dass ein Stylist am Hochzeitstag in die Unterkunft der Braut kommt und sie schminkt und frisiert. Am Strand schenkt Lisa-Marie Müller den Sekt aus, hält neugierige Gaffer fern, und, und, und. „Alle Einzelheiten werden vorher mit den Paaren besprochen“, sagt die 31-Jährige.
„Insbesondere, wenn viele Gäste dabei sind, ist es in der Urlaubssaison gar nicht mal so einfach, für alle eine Unterkunft zu organisieren. Aber ich bin auf Norderney gut vernetzt“, sagt die gebürtige Insulanerin, die Hotelfachfrau gelernt hat und sich 2018 mit ihrem Unternehmen selbstständig gemacht hat.
Feier wird oft mit einem Urlaub verbunden
Das Besondere an den Inselhochzeiten sei, dass die Gäste meist nicht nur für einen Tag zur Feier anreisen – wie auf dem Festland üblich – sondern oft auch noch ein paar Tage Urlaub anhängen, wenn sie schon mal da sind. „Das Paar hat dann richtig Zeit für seine Gäste“, sagt Lisa-Marie Müller. Darin, Braut und Bräutigam von sämtlichen Verpflichtungen zu entbinden und ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich voll der Familie und den Freunden zu widmen, sieht sie ihre Aufgabe.
Und was sind das für Leute, die eine solche Hochzeit wollen? „Manche Menschen haben schon als Kinder mit ihren Eltern auf Norderney Ferien gemacht. Andere haben als Paar hier einen schönen Urlaub verlebt und sich in die Insel verliebt. Aber es gibt auch welche, die sind noch nie zuvor hier gewesen, finden aber die Vorstellung einer Strandhochzeit toll“, berichtet die „Inselbraut“.
Inselhochzeiten sind oft eher klein und fein
So, wie die Motivation unterschiedlich ist, sind es auch die Hochzeiten. „Das reicht von den ganz kleinen Feiern, nur mit Eltern und engen Freunden, bis hin zum großen Fest mit 80 Personen.“ Die meisten Hochzeitsgesellschaften seien aber etwa 20 bis 40 Personen stark. Für einige Paare sei es eine gute Gelegenheit, dem ganz großen Fest mit Kollegen und Vereinskameraden aus dem Weg zu gehen, berichtet Lisa-Marie Müller.
Wer viele Leute dabei haben möchte, sollte früh mit der Planung beginnen. Ein Jahr vorher ist eine Anmeldung beim Standesamt auf Norderney möglich. „Ich hatte aber auch schon mal eine Spontanhochzeit mit zehn Personen, bei der die Planung erst vier Wochen vorher begonnen hat“, erinnert sich Lisa Marie Müller.
Und dann gab es da noch das ganz mutige Paar, das auf jeden Fall am Strand heiraten wollte. Ohne Plan B. „Da habe ich zum Himmel geblickt und gedacht: ,Oh, bitte Wolke, zieh‘ vorbei.‘“ Der Mut des Paares wurde belohnt. „Am Hochzeitstag war das Wetter herrlich, einen Tag später furchtbar.“