Der Ausrufer Bernd Krüger heißt alle Gäste herzlich willkommen

Doris Zuidema und Reederei Norden-Frisia
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Von Doris Zuidema und Reederei Norden-Frisia
| 19.06.2024 18:18 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Bernd Krüger macht „das Schönste, was ich mir vorstellen kann“. Der 75-Jährige begrüßt und informiert die Gäste dreimal wöchentlich. Foto: Ortgies
Bernd Krüger macht „das Schönste, was ich mir vorstellen kann“. Der 75-Jährige begrüßt und informiert die Gäste dreimal wöchentlich. Foto: Ortgies
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Er informiert, scherzt, unterhält und plaudert. Bernd Krüger ist Ausrufer auf Norderney, und er nimmt sich so viel Zeit, wie die Gäste wollen.

Norderney - Bimmelimmelim, Bimmelimmelim, Bimmelimmelim: Jeden Montag, Mittwoch und Freitag um 11 Uhr lockt der Klang einer Metallglocke die Gäste auf Norderney zum Seehunddenkmal in die Poststraße. Geschwungen wird sie von Bernd Krüger, der seit nunmehr 15 Jahren als Ausrufer auf Norderney die Gäste begrüßt und ihnen das Neuste verkündet: „Beeekanntmachung! Beeekanntmachung!“

Über die Süßwasserlinse und teure Currywurst

Warum die Currywurst von Starkoch Nelson Müller, der im vergangenen Jahr auf Norderney das Restaurant „Müllers“ eröffnet hat, tatsächlich 17,50 Euro wert ist? „Schauen Sie sich Nelson Müllers Video über die Zubereitung der Soße an. Da ist Gold drin“, scherzt der Ausrufer mit dem blauen Umhang und der roten Mütze.

Warum das Wasser, das aus den Leitungen kommt, leicht bräunlich ist? „Das liegt daran, dass das Wasser aus der unter Norderney befindlichen Süßwasserlinse gewonnen wird und durch eine Torfschicht gesichert ist“, berichtet er.

Er berichtet nicht nur über Neues von der Insel, Bernd Krüger unterhält die Gäste auch gut mit seinen Döntjes. Foto: Ortgies
Er berichtet nicht nur über Neues von der Insel, Bernd Krüger unterhält die Gäste auch gut mit seinen Döntjes. Foto: Ortgies

Dass die Norderneyer mit dem einzigen, gerade gebauten Kreisverkehr gar nicht gut zurechtkommen, warum das geplante Hotel Luv nicht höher als das Conversationshaus sein darf und warum das 1800 erbaute Conversationshaus ganz viele Jahre Kurhaus hieß und erst jetzt wieder der gepflegten Konversation dienen darf: Das alles erzählt er in lockerem Plauderton den Umstehenden.

Gewürzt sind all die Informationen stets mit Döntjes: „Es ist nicht immer der Wind, wenn der Strandkorb wackelt.“

Vorbeieilende Norderneyer – „Moin, Gerd!“ – grüßt Bernd Krüger ebenso, wie die Stammgäste, die auf der Bank bereits auf Krügers Auftritt gewartet haben: „Diese beiden Damen kommen schon seit mindestens 30 Jahren“, berichtet er den Schaulustigen. Kinder bekommen eine kleine Süßigkeit.

Bernd Krüger weiß alles und kennt jeden

Bernd Krüger weiß alles, kennt jeden und nimmt zu jedermann Kontakt auf. Dabei stammt er gar nicht von Norderney, sondern aus Hameln.

Bernd Krüger nimmt sich Zeit für "seine" Gäste. Sie dürfen ihn Löcher in den Bauch fragen. Foto: Ortgies
Bernd Krüger nimmt sich Zeit für "seine" Gäste. Sie dürfen ihn Löcher in den Bauch fragen. Foto: Ortgies
40 Jahre lang hat der inzwischen 75-Jährige in der Inselverwaltung gearbeitet.

Der Ausrufer hatte früher eine große Bedeutung für die Norderneyer. Damals, als es noch kein Radio und kein Fernsehen gab und Zeitungen die Insel erst Tage später erreichten, war der Gemeindediener dafür zuständig, amtliche Bekanntmachungen auszurufen. Nachdem es jahrzehntelang keinen Ausrufer auf Norderney mehr gegeben hatte, führte Kurdirektor Wilhelm Loth das Amt 2008 wieder ein, und bat Bernd Krüger, es zu übernehmen. Und das tut er mit Leib und Seele.

Ausrufer früher einzige Informationsquelle

Eigentlich ist der „Job“ des Ausrufers nach einer guten Viertelstunde beendet. Doch viele Gäste umringen Bernd Krüger, stellen ihm Fragen. Wo finden sie denn nun eigentlich die Stolpersteine, die hier auf Norderney verlegt worden sein sollen? Was ist das für eine Baustelle direkt am Hafen? Und wie kommt man von hier aus am besten zur Weißen Düne?

Brnd Krügers Begrüßungen sind lebendig und unterhaltsam. Foto: Ortgies
Brnd Krügers Begrüßungen sind lebendig und unterhaltsam. Foto: Ortgies

Bernd Krüger nimmt sich Zeit für alle. Ihm ist es einerlei, ob er eine halbe Stunde, eine Stunde oder anderthalb Stunden ehrenamtlich arbeitet. „Das, was ich mache, ist das Schönste, was ich mir denken kann“, sagt der Mann mit dem blauen, an einen Superhelden erinnernden Umhang, der mit Abzeichen von der Insel gespickten roten Mütze und den beiden Metallglocken: der großen aus Messing, mit der er bimmelt, und der kleinen im Ohrläppchen, dem Ehrenzeichen der Ausrufer. Das hat er sich verdient.

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