Kita-Plätze fehlen weiterhin 117 Kinder bekommen dieses Jahr keinen Kita-Platz in Emden
In Emden gehen wieder Mädchen und Jungen leer aus bei der Kita-Platz-Vergabe. Wieso ist das so? Können pro Gruppe nicht mehr Kinder betreut werden? Und wie ist die Ausbau-Planung?
Emden - In Emden werden zum kommenden Kindergartenjahr, das am 1. August 2024 beginnt, voraussichtlich 117 Mädchen und Jungen keinen Kita-Platz haben, 13 keinen Platz in einer Krippe. Die Zahlen stellte Renate Bonn-Sommer, zuständig für die Kita-Planung bei der Stadt Emden, im Jugendhilfeausschuss des Emder Rats am 30. Mai 2024 vor. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren 71 Kinder ohne Kita-Versorgung, 57 ohne einen Krippenplatz, hieß es von Bonn-Sommer im Juni 2023. Seit Jahren brauchen mehr Kinder in Emden einen Betreuungsplatz als die vorhandenen Einrichtungen bereithalten können.
„Diese Diskussion ist die Folge dessen, dass nicht schnell genug gebaut werden konnte“, sagte Renate Bonn-Sommer aktuell. Viele Geflüchtete kamen 2015/16 insbesondere aus Syrien, seit 2022 kamen vielen Kriegsvertriebene aus der Ukraine, die Corona-Pandemie sorgte für Herausforderungen und Kitas müssen deutlich mehr leisten als früher. Unter anderem durch steigende Zinsen, die Baukrise und Personalmangel habe der ehrgeizige Ausbau der Kita-Landschaft in Emden dem Bedarf entsprechend nicht so schnell wie geplant vorangehen können. „Einfach einen Container aufzustellen, ist nicht so möglich“, sagte sie.
Können mehr Kinder in die Gruppen?
Vielleicht. In Emden gibt es ein deutschlandweit wohl einzigartiges Modell, bei dem Kita-Gruppen, die eine Betreuungszeit von mehr als sechs Stunden haben, auf 22 Kinder begrenzt sind. Normalerweise sind bis zu 25 Kinder erlaubt. Als viele Geflüchtete aus der Ukraine kamen, erlaubte das Land es sogar, 26 Plätze in den Gruppen zu belegen. Das Emder Modell stammt aus dem Jahr 2013, als fast 100 freie Kita-Plätze vorhanden waren. Man wollte die Betreuungsqualität verbessern und verkleinerte somit nach einem Ratsbeschluss die Gruppen. Im Folgejahr gab es trotzdem noch 45 freie Plätze. Danach stieg der Bedarf.
Nun wurde nach hitziger Diskussion im Jugendhilfeausschuss geschlossen für den Antrag der CDU-Fraktion gestimmt, dass die Stadtverwaltung bis zur nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses prüft, in welcher Kita weitere Plätze belegt werden könnten, wenn die pauschale Platzreduzierung für eine Zeit ausgesetzt wird. „Nach aktuellem Stand werden aufgrund der pauschalen Reduzierung durch das ‚Emder Modell‘ über 80 Plätze in den Kindertageseinrichtungen nicht belegt“, heißt es von der Stadt. „Es ist nicht solidarisch, dass Kinder nicht versorgt sind“, sagte Jörg Christians, Leiter des Fachbereichs Jugend, Schule und Sport. Für nagelneue, personell gut bestückte Einrichtungen müsse es möglich sein, dass dort das Emder Modell modifiziert werde.
Die Stadt muss nun auch prüfen, in welchen Kitas eventuell Kriterien vorliegen, die weiterhin eine Platzreduzierung nötig machen. Dazu gehört etwa der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund und dadurch bedingte Sprachbarrieren, die Personalausstattung und räumliche Bedingungen. „Es gibt durchaus Kita-Leitungen, die Gruppen anpassen wollen. Bei anderen will ich das lieber nicht“, sagte Renate Bonn-Sommer. Die nächste Ausschusssitzung ist voraussichtlich nach der Sommerpause am 4. September 2024. Sollte das Emder Modell in einigen Kitas modifiziert werden, dann dürfte das also erst ab dem Kita-Jahr 2025/26 greifen.
Wie geht der Ausbau weiter?
Weiterhin ist in der Planung, dass in der ehemaligen Emsschule eine Kita mit drei Kita-Gruppen für bis zu 25 Kinder sowie eine Krippengruppe mit 15 Plätzen entstehen soll. Das anfangs größer geplante Krippen-Angebot wurde bereits etwas eingedampft, weil der Bedarf nicht so groß ist, erklärte Bonn-Sommer. Einen konkreten Zeitplan für die Emsschule gibt es noch nicht. Zuletzt hieß es im März, dass das denkmalgeschützte Gebäude entkernt werden sollte. Die Bauantrags-Unterlagen seien eingereicht. Außerdem soll eine Kita mit bis zu vier Gruppen á 25 Plätze im Stadtteil Borssum entstehen. Ein Grundstück dafür sei schon gefunden, sagte Renate Bonn-Sommer. Die Gelder für die Kita seien zwar auch schon im Haushalt eingeplant, bis aber alles rund um die Bauplanung erledigt ist, könne es noch ein Jahr dauern.
Bitter: Zum 1. August 2024 muss eine Zusatzgruppe mit 22 Plätzen für ukrainische und andere Kinder schließen, weil der Gebäudeeigentümer Eigenbedarf angemeldet hat, so Christians. Und: Die Plätze einer Kita-Gruppe konnten nicht vergeben werden, weil die Personallage zu instabil war, sagte Bonn-Sommer. Der Platzbedarf insbesondere im Stadtteil Barenburg sei weiterhin sehr hoch, im Stadtteil Borssum sei er etwas gesunken, sagte sie. Auch im Stadtzentrum und in Port Arthur/Transvaal sei die Nachfrage hoch.