Frau am Freitag Ein Kanzler, ein „Nö“

Petra Herterich
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Eine Kolumne von Petra Herterich
| 14.06.2024 14:24 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) telefoniert beim Gipfeltreffen der G7-Staaten. Foto: Michael Kappeler/dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) telefoniert beim Gipfeltreffen der G7-Staaten. Foto: Michael Kappeler/dpa
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Männer sind ja immer so wortkarg. Aber der Kanzler schießt den Vogel ab. Ein „Nö“ reicht ihm. Die Frau am Freitag würde ihm gerne ein paar Worte ausleihen. Einige Vorschläge hat sie schon.

Es heißt ja auch: „Ein Mann, ein Wort – eine Frau, ein Wörterbuch.“ Die Frau am Freitag verliert hier jetzt auch mal wieder mehr als nur ein Wort über die aktuelle Lage. Das wird natürlich nicht staatstragend. Denn wer regiert, braucht nicht viele Worte. Das hat der Kanzler gerade erst wieder gezeigt. Auf die Frage, ob er sich nicht zum Ausgang der Europawahl und dem schlechten Abschneiden seiner SPD äußern wolle, antwortete er kurz und bündig: „Nö.“ Ein Kanzler-Wort – oder ist es eher ein Laut? –, das einem in den Ohren dröhnt.

Die letzten zwei Neffen der alten Tante SPD scheinen wahrlich nicht besonders redegewandt zu sein. Vor dem „Nö-Kanzler“ namens Scholz hatten wir schon den „Basta-Kanzler“ namens Schröder. Der beendete Diskussionen auch gerne auf seine eigene Weise: „Basta“. Sein Genosse Scholz lässt die Diskussion jetzt gar nicht erst aufkommen: „Nö“ – Ende der Durchsage.

Die Frau am Freitag würde diesem zugeknöpften Kanzler nur allzu gerne ein paar Worte schenken. Worte wie Vertrauensverlust, Fehler, Mut, oder auch Kanzlerfrage – mancher würde ihm wahrscheinlich sogar das Wort Rücktritt nahelegen. Die Frau am Freitag hätte noch den sperrigen Begriff „Demokratiefördergesetz“ im Angebot – um endlich die politische Bildung in dieser Gesellschaft zu stärken. Aber der Kanzler sagt nur: „Nö.“ Man möchte ihn schütteln, in der Hoffnung, dass doch noch ein ganzer Satz aus ihm rauskommt.

Die Frau am Freitag hat diese Ein-Wort-Sätze immer gehasst. Vor allem, wenn sie als Antwort daherkommen – egal, wie die Frage auch lautet. Gut, in manchen Fällen mag „Nein“ ein ganzer Satz sein – etwa, wenn man zum hundertsten Mal um dasselbe gebeten wird oder wenn Mann nicht begreift, dass Frau ihn nicht will. Dann ist ein klares „Nein!“ mehr als nur ein Wort. Aber „Nö“? Das klingt doch eher nach Schmollen als nach deutlicher An- oder Absage. Dabei kann man die doch wohl von einem Kanzler erwarten. Muss er eben mal wortwörtlich – tapfer bleiben.

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