Ostfriesen lieben „Fülle“ Gehört Füllkrug in die DFB-Startelf?

| | 24.06.2024 14:56 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Niclas Füllkrug zählte zu den Gewinnern im deutschen Team bei der EM-Vorrunde. Foto: DPA
Niclas Füllkrug zählte zu den Gewinnern im deutschen Team bei der EM-Vorrunde. Foto: DPA
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Niclas Füllkrug hat bei der EM noch keine 80 Minuten auf dem Feld gestanden und schon zwei Tore erzielt. Hat er im Achtelfinale eine Startelf-Chance verdient? Da gehen die Meinungen weit auseinander.

Ostfriesland - 13 Treffer in 19 Länderspielen, zwei EM-Tore in 80 Minuten – Niclas Füllkrug weist im Nationalteam eine überragende Tor-Quote auf und ist der treffsicherste Stürmer. Mit seinem Kopfballtor zum 1:1 gegen die Schweiz in der Nachspielzeit bewahrte er das DFB-Team am Sonntag vor einer Niederlage. Gehört der EM-Joker, der gegen Schottland in der 63. Minute, gegen Ungarn in der 58. und gegen die Schweiz in der 76. eingewechselt wurde, am Samstag im Achtelfinale in die Startelf? Viele ostfriesische Experten sehen das bei einer Umfrage unserer Zeitung so – aber nicht alle.

Ralf Ammermann (Trainer von Landesligist BW Papenburg) ist bei seiner virtuellen Aufstellung fürs Achtelfinale hin und her gerissen. „Füllkrug ist ein überragender Joker. Da weißt du als Trainer, dass du noch eine Waffe auf der Bank hast, wenn es mal nicht so läuft.“

Ralf Ammermann
Ralf Ammermann

Allerdings habe Kai Havertz gegen die Schweiz auch etwas unglücklich agiert. Ammermann war früher selber Stürmer und kann sich in beide Rollen hineinversetzen. „Mein Herz schlägt für Füllkrug in der Startelf, aber ich glaube, dass Julian Nagelsmann wieder mit Havertz beginnen wird.“ Das müsse nicht falsch sein. „Es kommt auch auf den Gegner und die Taktik an.“

Dagegen ist Trainer Jürgen Zimmermann von Bezirksligist Germania Wiesmoor ein Füllkrug-Fan ohne Wenn und Aber. „Ich hatte schon gegen die Schweiz gehofft, dass er von Beginn an spielt“, sagt er. „Er ist einfach unbekümmerter und haut die Dinger rein. ,Fülle‘ ist richtig torgeil. So einen brauchen wir vorne.“

Jürgen Zimmermann
Jürgen Zimmermann

Dem Germanen-Coach ist bewusst, dass Havertz eher den Stürmer fürs Kurzpassspiel mit Jamal Musiala und Florian Wirtz verkörpert. „Auf dieses Tiki-Taka-Spiel stellen sich die Gegner aber immer besser ein.“ Also wünscht sich Zimmermann im Achtelfinale Füllkrug in der Startelf. „Der hat einen Lauf, den brauchen wir über 90 Minuten.“

Ganz anders sieht das Trainer Jan-Henrik Koppelkamm vom Frauen-Oberligisten SV TiMoNo. „Jetzt passt Füllkrug nicht mehr in die Startaufstellung, weil er der Hoffnungsträger auf der Bank ist, der ein Spiel noch verändern kann.“

Jan-Henrik Koppelkamm
Jan-Henrik Koppelkamm

Außerdem passe Kai Havertz ideal ins Spielkonzept von Nagelsmann. „Er harmoniert vom Stil her besser mit Wirtz und Musiala“, meint Koppelkamm. „Es gibt auch Argumente, die für Füllkrug in der Startelf sprechen, aber ich würde ihn auch lieber in der Jokerrolle sehen.“

Auch Stürmer Tido Steffens vom Regionalliga-Aufsteiger BSV Kickers Emden bevorzugt Havertz in der Startelf. „Er ist vorne einfach beweglicher und hat es bislang gut gemacht.“ Außerdem sei „Fülle“ auch für ihn der bessere Einwechselspieler. „Er hat die Qualität, sofort bei 100 Prozent zu sein, wenn er aufs Feld kommt“, glaubt Steffens.

Tido Steffens
Tido Steffens

Der Kickers-Torjäger bringt aber noch eine ganz andere Variante ins Spiel: „Für mich wäre auch eine Doppelspitze mit Havertz und Füllkrug eine Option – vielleicht auch schon mal mit Beginn der zweiten Halbzeit.“

Vorsitzender Johannes Poppen von Landesligist GW Firrel ist ein großer Fan von Werder Bremen und damit auch ein Anhänger des Ex-Werder-Stürmers. „Ich habe noch vor Augen, wie ,Fülle‘ zu Beginn seiner Karriere einmal mit Werder in Firrel gespielt und auch einige Tore gemacht hat. Ich mag ihn gerne. Und sein Kopfballtor gegen die Schweiz war Weltklasse.“

Johannes Poppen
Johannes Poppen

Poppen hält ihn letztlich auch für die bessere Wahl im Sturmzentrum der DFB-Elf. „Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich mir nicht nur als Lokalpatriot Füllkrug in der Startformation wünschen.“ Wenn die Taktik aber in den Augen von Nagelsmann eher den spielerischen als den wuchtigen Stürmer erfordere, dann sei Füllkrug auch ein Super-Joker. „Aber gegen die Schweiz hätte ich ihn mir schon 20 Minuten eher gewünscht und nicht erst in der Schlussphase.“

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