Osteel „Ich mache das alles für meine Tochter“

Doris Zuidema
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Von Doris Zuidema
| 27.06.2024 09:55 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Jennifer Winzen aus Osteel möchte eine Selbsthilfegruppe Trisomie 21 ins Leben rufen. Sie ist selbst Mutter einer einjährigen Tochter mit dem Down-Syndrom. Foto: privat
Jennifer Winzen aus Osteel möchte eine Selbsthilfegruppe Trisomie 21 ins Leben rufen. Sie ist selbst Mutter einer einjährigen Tochter mit dem Down-Syndrom. Foto: privat
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Jennifer Winzen hat ein Kind mit Trisomie 21. Nun will sie eine Selbsthilfegruppe für Kinder mit Down-Syndrom und deren Familien gründen.

Osteel - Jennifer Winzen ist verliebt in ihre kleine Tochter. „Sie lacht immer.“ Vor einem Jahr und einer Woche hat Jennifer Winzen aus Osteel ihr kleines Mädchen entbunden. Zwei Wochen vor dem Geburtstermin erfuhr sie, dass die Kleine einen Herzfehler haben würde. „,Wir rocken das‘“, haben mein Lebenspartner und ich uns gesagt.“ Dass das Baby aber mit einem zusätzlich Gen, der Trisomie 21, geboren werden würde, traf das Paar unvorbereitet. „Da kommt keiner und macht dich auf Fördermöglichkeit aufmerksam oder sagt auch nur, dass dir zwölf statt acht Wochen Mutterschutz zustehen. Von außen kommt wenig aktive Hilfe“, fühlte sich die 37-Jährige damals allein gelassen.

Damit andere Eltern nicht allein da stehen

Jennifer Winzen machte sich schlau – und möchte nun verhindern, dass andere Eltern von Kindern mit dem Down-Syndrom ebenso dumm da stehen wie sie damals. Die Osteelerin ist dabei, unter dem Namen Bunte Socke eine Selbsthilfegruppe, zunächst für den Landkreis Aurich, zu gründen. Und sie möchte Müttern, die in der Schwangerschaft erfahren, dass sie ein Kind mit Trisomie 21 erwarten, Mut machen, das Baby auszutragen und groß zu ziehen, sich für das Leben zu entscheiden. „Die Leute sagen immer, mit einem behinderten Kind stehst du vor einer lebenslangen Herausforderung. Aber ist ein Kind zu bekommen nicht immer eine Herausforderung? Und ist sie für die Eltern nicht immer lebenslang?“, fragt Jennifer Winzen. Andere Kinder hätten vielleicht Neurodermitis oder ADHS. „Sie haben dann doch auch einen erhöhten Betreuungsbedarf.“

Ein Netzwerk für Kinder, Eltern und Geschwister

Von der Selbsthilfegruppe Bunte Socke verspricht sie sich ein Netzwerk, zunächst für Eltern und Geschwister, später auch für die dann erwachsenen Kinder mit Trisomie 21. „Es scheint so zu sein, dass ,Downies‘ ein ganz anderes Verständnis füreinander haben.“

Zu fünf Müttern hat sie bereits Kontakt, drei von ihnen haben ebenfalls noch kleine Kinder. „Wir können von den Erfahrungen der anderen profitieren, uns gegenseitig beraten und helfen: Wo gibt es finanzielle Unterstützung, Rechtsberatung, gute Ärzte und Physiotherapeuten, welche Kindergärten eignen sich?“ Für schnellen Rat und rasche Hilfe soll eine Whatsapp-Gruppe gegründet werden.

Zum anderen seien Aktivitäten, beispielsweise Ausflüge, geplant. „Jetzt schon treffen wir uns gelegentlich zu Spaziergängen.“ Im Familienzentrum Osteel können Räume für Treffen genutzt werden. „Da muss man mal schauen, wie oft wir das hinkriegen. Mit kleinen Kindern sind Zusammenkünfte nicht so einfach“, meint Jennifer Winzen. Es gehe auch darum, die Scheu vor der Außenwelt zu verlieren. „Ich habe von Müttern erfahren, die sich mit ihrem behinderten Kind nicht nach draußen trauen. Dabei sind Integration und Inklusion so wichtig.“ Sie selbst macht fast täglich mit Tochter im Tragetuch Spaziergänge durch Osteel. „In der Eisdiele kennen sie uns inzwischen mit Namen, und die Kleine wechselt erst mal auf den Arm der Besitzerin, um sich die Eissorten anzuschauen.“

Selbsthilfegruppe: Flyer sind in Arbeit

Nicht aus dem Blick verlieren will Jennifer Winzen die Geschwisterkinder. „Die müssen ja auch mit der Situation klarkommen und auf die Außenwelt reagieren lernen.“

Derzeit bastelt Jennifer Winzen an einem Flyer, den sie bei Kinder- und Frauenärzten, Hebammen und Frühförderstellen auslegen will. „Ich mache das alles für meine Tochter“, sagt Jennifer Winzen und ist sich ganz sicher: „Nichts tun ist keine Option.“

Wer Kontakt zur Selbsthilfegruppe Bunte Socke aufnehmen möchte, kann Jennifer Winzen unter der Telefonnummer 0 157 / 51 17 11 98 anrufen oder eine E-Mail an shg.buntesocke@gmail.com schreiben.

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