Hermann Schauten Dieser Mann brachte die Kunst nach Greetsiel

| | 06.07.2024 08:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Hermann Schauten malte vor allem die ostfriesische Landschaft. Foto: MutualArt
Hermann Schauten malte vor allem die ostfriesische Landschaft. Foto: MutualArt
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In Greetsiel finden an diesem Wochenende die letzten Tage der Greetsieler Woche mit. Deren Gründer Hermann Schauten war weit über die Grenzen Ostfrieslands hinaus bekannt.

Greetsiel - Dass Greetsiel nicht nur bei Urlaubern und Touristen beliebt ist, sondern auch bei Künstlern, zeigt unter anderem die Greetsieler Woche, die noch bis Sonntag, 7. Juli 2024, in der Greetsieler Grundschule stattfindet. Zahlreiche Werke von regionalen und überregionalen Künstlerinnen und Künstler werden ausgestellt. Mit dabei sind die Bereiche Malerei, Keramik, Fotografie, Goldschmiede und Bildhauerei. Vater der Greetsieler Woche ist der Künstler Hermann Schauten, der viele Jahre in Greetsiel lebte. Seine Werke und sein Wirken sind über die Grenzen Ostfrieslands bekannt. Wer war der Mann?

Hermann Schauten war Künstler und Mitbegründer der Greetsieler Woche. Foto: Bildarchiv der Ostfriesischen Landschaft
Hermann Schauten war Künstler und Mitbegründer der Greetsieler Woche. Foto: Bildarchiv der Ostfriesischen Landschaft

Nach Auskunft von Aiko Schmidt wurde Hermann Schauten 1905 als erstes Kind seines gleichnamigen Vaters und dessen Ehefrau Mary in Düsseldorf geboren. Aiko Schmidt hat den Artikel über Hermann Schauten im vierten Band des Biographischen Lexikons für Ostfriesland geschrieben. Demnach wurde Hermann Schauten im Alter von 20 Jahren an der damaligen Kunstgewerbeschule in Essen aufgenommen und erhielt seinen ersten Unterricht im (Akt-) Zeichnen und Malen. 1929 immatrikulierte er an der Akademie der bildenden Künste in Düsseldorf, wo er sich unter anderem im Porträtieren, aber auch in der Landschaftsmalerei ausbilden ließ.

Die erste Reise nach Ostfriesland

Von seinen dortigen Lehrern, unter anderem Max Clarenbach, übernahm Hermann Schauten „die feintonige, durchaus impressionistisch angehauchte Wiedergabe seiner Umgebung, die teilweise aber auch expressionistische Züge aufwies“, schreibt Aiko Schmidt in dem Biographischen Lexikon.

Im April 1937 hatte Schauten zum ersten Mal Ostfriesland und Greetsiel besucht und war für ein halbes Jahr dort geblieben. Während seiner Akademiezeit in Düsseldorf war er durch Erzählungen, aber wahrscheinlich auch durch Studien und Gemälde anderer Künstler, auf Ostfriesland aufmerksam geworden. Sein Lehrer Clarenbach, der Schautens Begabung für die Landschaftsmalerei erkannt hatte, dürfte ihn sicher angestoßen haben, sich persönlich mit der Küstenlandschaft an der Nordsee bekannt zu machen.

Als Soldat in den Krieg

Es folgten Reisen in die USA, nach Japan, China und in die Sowjetunion. 1941 bis 1945 diente Hermann Schauten als Soldat im Zweiten Weltkrieg und musste seine künstlerische Laufbahn in dieser Zeit unterbrechen. Während des Krieges lernte er in den Niederlanden Betty Riepma kennen, die er am 30. März 1945 heiratete. Die beiden wurden später Eltern einer Tochter.

Nach Auskunft von Aiko Schmidt wurde Greetsiel ab 1947 zunehmend zu Schautens künstlerischer Heimat. Aber erst 1971 bauten sich er und seine Frau in Greetsiel ein Haus. Bis dahin war sein Wohnsitz in Wittlaer am Niederrhein, wo er sich an diversen Ausstellungen, vor allem denen des „Düsseldorfer Malkastens“, dessen Mitglied Schauten seit 1948 war, mit Bildern von der Küste beteiligt hatte.

Gründer der Greetsieler Woche

Schauten blieb Zeit seines Lebens ein Vertreter der gegenständlichen Kunst und der Landschaftsmalerei. Im Grunde war er ein später Naturalist und Impressionist, der sich von den aktuellen Strömungen seiner Zeit fern und seinem Lehrer Max Clarenbach künstlerisch die Treue hielt. Neben seinen Landschaftsbildern schuf er auch eine nicht unerhebliche Anzahl von sehr plastisch wirkenden Porträts, die teilweise expressionistische Tendenzen erkennen lassen.

Schauten hatte mit seiner Art der malerischen Darstellung Ostfrieslands und seiner Bewohner überzeugenden Erfolg. 1964 verlieh ihm die Ostfriesische Landschaft das Indigenat. Wenige Jahre später entwickelte er gemeinsam mit Georg Fleßner und anderen das Konzept für die heutige Greetsieler Woche. Die Idee war, den Greetsielern, die seit Jahrzehnten den bildenden Künstlern bei der Entstehung der Ansichten von der Nordseeküste über die Schulter geschaut hatten, auch die fertiggestellten Werke zu präsentieren, die sie seltener zu sehen bekamen. 1969 zeigte Schauten erstmals seine Gemälde in der Greetsieler Filiale der Kreis- und Stadtsparkasse Norden.

Beerdigt in Greetsiel

Laut Biographischem Lexikon der Ostfriesischen Landschaft riss ein Schlaganfall Hermann Schauten 1972 aus seinem künstlerischen Schaffen. Seine rechte Malhand war fortan gelähmt. Am 12. November 1974 starb der Künstler in Greetsiel, wo er auch beerdigt wurde. „In Schautens Fahrwasser zog es auch andere Maler aus dem Niederrheinischen nach Ostfriesland“, schreibt Aiko Schmidt. So fand 1977 eine Ausstellung mit seinen Werken in Düsseldorf statt, die vom „Düsseldorfer Malkasten“ ausgerichtet wurde. Und zehn Jahre später – 50 Jahre nach Schautens erstem Besuch in Ostfriesland – richtete das Ostfriesische Landesmuseum eine Ausstellung zum Gedenken an ihn aus.

Die Greetsieler Woche ist an diesem Wochenende, 6. und 7. Juli noch von 11 bis 18 Uhr, beziehungsweise 11 bis 17 Uhr am Sonntag, geöffnet. Weitere Informationen und das Programm gibt es unter www.greetsieler-woche.de.

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