Buchtipps Diese Bücher sollten Sie diesen Sommer lesen

| 14.07.2024 13:01 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 13 Minuten
Buch-Empfehlungen für den Sommer geben Redakteurinnen und Redakteure dieser Zeitung. Foto: Ortgies
Buch-Empfehlungen für den Sommer geben Redakteurinnen und Redakteure dieser Zeitung. Foto: Ortgies
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Klassiker, Komisches und Kritisches – die Redaktion dieser Zeitung empfiehlt die schönsten Bücher dieses Sommers und gibt gleich auch Tipps, wo sie am besten gelesen werden können.

Ostfriesland - Im Sommer wird die Handbremse angezogen: Die meisten Termine und Verpflichtungen pausieren in dieser Zeit, die Kinder haben Schulferien und die meisten Erwachsenen freuen sich auf den Urlaub. In dieser freien Zeit hat man endlich die Gelegenheit, mal wieder ein Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen. Und das Beste an Büchern: Völlig egal, ob man zu Hause auf dem Sofa in eine Kuscheldecke eingemummelt sitzt, weil der ostfriesische Sommer eher an Herbst erinnert, oder ob man in Bikini und Badehose auf einer Liege am Pool in Spanien, Griechenland, der Türkei oder Italien verweilt – Bücher passen immer.

Bücher gibt es allerdings auch wie Sand am Meer und wer sich nun fragt: Was soll ich bloß lesen? Für den haben Redakteurinnen und Redakteure dieser Zeitung ihre liebsten Bücher in diesem Sommer zusammengestellt. Damit man sich auch direkt passend ausstatten kann, geben sie noch Tipps, in welcher Urlaubsregion das Buch am besten gelesen werden kann, welches Getränk besonders gut passt und wo das Schmökern richtig Freude macht.

Auf der Suche nach der Wahrheit

Von Daniel Noglik

Daniel Noglik liest in „Melody“ von Martin Suter. Foto: Noglik
Daniel Noglik liest in „Melody“ von Martin Suter. Foto: Noglik
Martin Suter ist bekannt für Romane und Kurzgeschichten aus der Schweizer High Society – und auch dort spielt „Melody“, eines meiner Lieblingsbücher. Tom Elmer hat zwar zwei Jura-Master, aber keinen Job. Semi-motiviert bewirbt er sich auf die in der Zeitung inserierte Stelle als Nachlassverwalter und wird vom todkranken Ex-Nationalrat Dr. Stotz angestellt. Der wohnt in einer Villa am Zürichberg und lässt Tom direkt bei sich einziehen. Der junge Jurist ist plötzlich umgeben von teuren Weinen, gutem Essen – und auffällig vielen Bildern derselben jungen Frau. Melody, eine Buchhändlerin, war einst Stotz‘ Verlobte, bis sie kurz vor der Hochzeit für immer verschwand. Tom will herausfinden, welches Schicksal die junge Frau damals ereilte. Und plötzlich stellt sich die Frage: Wo endet die Wahrheit und wo beginnt die Fiktion?

„Melody“ ist dramatisch, an einigen Stellen urkomisch und am Ende komplett überraschend. Vor allem Suters teils ironischer Schreibstil macht die ernsten Themen des Romans verdaulicher, als man denken mag. Mein Lieblingssatz: „Ich danke Ihnen für die Wahrheit.“ Wer das Buch bis zum Ende liest, wird verstehen, warum.

Zu welchem Urlaubsort passt das Buch?

Ein Großteil von „Melody“ spielt in einer Villa am Fuße des Zürichbergs – und sowieso ist Zürich der erste Ort, der mir in den Sinn kommt, wenn ich an den Schweizer Suter denke. Ich habe tolle Sommer-Erinnerungen an die Stadt. Mein Tipp: Mieten Sie sich ein Tretboot – in der Schweiz heißen die Teile Pedalo –, schippern Sie raus auf den Zürichsee und springen Sie ins Wasser!

Welches Getränk empfiehlt sich bei der Lektüre?

In „Melody“ – und in eigentlich allen seinen Romanen – hält es Suter wie Ian Fleming in den James-Bond-Büchern: Das Essen und die Getränke werden ausgiebig beschrieben. Im Fall von „Melody“ sind es meist die Abendessen, die Suter detailliert bespricht. Zu den „Ravioli aus hauchdünnem Teig, gefüllt mit Sellerie, übergossen mit Olivenöl und großzügig bestreut mit Parmesan“ wird ein Rotwein kredenzt – und zwar ein Aglianico aus Apulien.

An welchem Platz kann man das Buch gut lesen?

Sollte eine Villa zur Verfügung stehen, dann wäre das der Ort der Wahl – im Sessel in der Bibliothek mit einem Drink auf dem Beistelltisch. Falls altehrwürdige Gemäuer nicht zur Verfügung stehen, geht aber auch das gemütliche Wohnzimmer.

  • Martin Suter: „Melody“, Diogenes Verlag, 26 Euro, ISBN: 978-3-257-07234-1

Ein Moment reicht, um das Leben zu verändern

Von Nikola Nording

Nikola Nording empfiehlt Saša Stanišić mit „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorn“. Foto: Nording
Nikola Nording empfiehlt Saša Stanišić mit „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorn“. Foto: Nording
Stellen Sie sich vor, Sie könnten in einer Maschine in Ihre Zukunft schauen. Wenn es Ihnen gefällt, zahlen Sie und leben dort weiter. Wenn nicht, zahlen Sie mehr und können eine andere Zukunft anschauen. Spannende Idee? Sie ist Ausgangspunkt des Erzählbands „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorn“ von Saša Stanišić. Ja, es ist wirklich ein etwas sperriger Titel, doch das Buch dahinter ist wunderbar. Es porträtiert viele unterschiedliche Menschen, die in Deutschland leben und denen nur ein Moment in ihrem Leben reicht, um es nachhaltig zu verändern – oder eben auch nicht. Vom fantasievollen Jugendlichen, der sich vor allem eine Urlaubsreise nach Helgoland ausdenkt, um nicht so doof vor seinen Freunden dazustehen. Bis zum Justiziar, der wegen einer Begegnung mit Miroslav Klose und einem Piraten-Memory-Spiel seines Sohnes sein ganzen Leben hinterfragt. Die Sprache, die Stanišić dabei findet, ist herrlich skurril, warmherzig, einfach und trotzdem tiefgründig. Man kann den Gefühlen und Gedanken der Protagonisten folgen und wird einfach Teil ihres Lebens.

Zu welchem Urlaubsort passt das Buch?

Bei der Lektüre habe ich ganz viel Lust auf einen Ausflug nach Helgoland bekommen. Zwar spielen die Geschichten auch viel in Heidelberg oder Bremen, aber Helgoland lässt dieses Buch nicht los.

Welches Getränk empfiehlt sich bei der Lektüre?

Ein fruchtiger Sommerwein passt sehr gut, aber auch ein türkischer Apfeltee könnte beim Lesen gut schmecken. In der Kneipe auf Helgoland darf es auch Schnaps und Bier sein.

An welchem Platz kann man das Buch gut lesen?

Auf einem Hochsitz, umgeben von ganz viel Ruhe und Einsamkeit. Oder in einer alten, dunklen Seemannskneipe, wobei man sich beim funzeligen Licht vermutlich die Augen kaputt macht.

  • Saša Stanišić: „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorn“, Luchterhand, 24 Euro, ISBN: 978-3-630-87768-6

Die Stasi lässt ein Leben aus den Fugen geraten

Von Florian Ferber

Florian Ferber empfiehlt den Roman „Gittersee“ von Charlotte Gneuß. Foto: Kauf
Florian Ferber empfiehlt den Roman „Gittersee“ von Charlotte Gneuß. Foto: Kauf
Darf eine Autorin, die erst 1992 in Ludwigsburg geboren wurde, einen Roman schreiben, der in der DDR spielt? Ist das von ihr beschriebene Leben in der Deutschen Demokratischen Republik wirklich bis ins letzte Detail authentisch wiedergegeben? Charlotte Gneuß hat mit ihrem 2023 erschienenen Debütroman „Gittersee“ im vergangenen Jahr eine hitzige Debatte im Feuilleton ausgelöst – der man, meiner Meinung nach, keine allzu große Beachtung schenken sollte. Denn lesenswert ist das 240 Seiten schlanke Werk – unter anderem ausgezeichnet mit dem „aspekte“-Literaturpreis 2023 – allemal.

„Gittersee“ spielt 1976 im gleichnamigen Dresdener Vorort und handelt von der 16-jährigen Karin Köhler, die sich um ihre kleine Schwester kümmern und sich mit der renitenten Großmutter arrangieren muss, während der Vater meistens trinkt und die Mutter sich ein anderes Leben wünscht. Karin ist verliebt in Paul. Doch als der von einem Ausflug nicht zurückkehrt, bekommt sie Besuch von Uniformierten. Die Stasi tritt in ihr junges Leben, alles gerät aus den Fugen.

Es ist faszinierend und erschreckend zugleich, mit welcher Beiläufigkeit es Charlotte Gneuß gelingt zu beschreiben, wie perfide die Staatssicherheit in das Leben normaler Menschen eindringt und wie sie diese – exemplarisch geschildert am Beispiel der Erzählerin Karin, der Freundin eines Republikflüchtlings – beeinflusst. Darüber hinaus bietet „Gittersee“ das spannende Porträt einer 16-Jährigen zwischen Familienfrust und Pubertät – eine freche, herausfordernde Protagonistin, deren Schicksal einem als Leser nicht egal ist.

Zu welchem Urlaubsort passt das Buch?

Zu jedem, wo man sich wohlfühlt.

Welches Getränk empfiehlt sich bei der Lektüre?

Nichts, was ablenkt, also am besten Wasser.

An welchem Platz kann man das Buch gut lesen?

Überall, wo man seine Ruhe hat. Dafür muss man nicht extra nach Dresden-Gittersee fahren.

  • Charlotte Gneuß: „Gittersee“, S. Fischer Verlag, 22 Euro, ISBN: 978-3-103-97088-3

Tiefgründige Einblicke ins Seelenleben eines Mörders

Von Tatjana Gettkowski

Lesetipp von Tatjana Gettkowski: „Schuld und Sühne“ von Fedor Dostojewski. Foto: Gettkowski
Lesetipp von Tatjana Gettkowski: „Schuld und Sühne“ von Fedor Dostojewski. Foto: Gettkowski
„Schuld und Sühne“ ist vielen vielleicht noch als Pflichtlektüre aus dem Deutsch-Leistungskurs bekannt. Zugegeben, der Literaturklassiker ist keine fluffig-leichte Urlaubslektüre. Egal, ob an einem sonnigen Tag im Strandkorb oder einem verregneten Sommerabend auf dem Sofa – selbst Skeptiker sollten diesen Meisterwerk eine Chance geben. Es lohnt sich. Denn der Roman ist fast 160 Jahre nach seinem ersten Erscheinen super spannend zu lesen. Krimi, Liebesgeschichte, Gesellschaftskritik sind darin vereint. Dostojewski gilt als einer der herausragenden Psychologen der Weltliteratur. „Schuld und Sühne“ gibt tiefgründige Einblicke ins Seelenleben eines Mörders. Es geht um den armen Studenten Raskolnikow. Nach einem Doppelmord plagen ihn Gewissensbisse. Er will den Mord sühnen und sehnt sich nach Strafe. Bis er mit sich und seiner Tat im Reinen ist, ist es ein langer Prozess. Die Prostituierte Sonja, seine große Liebe, wird schließlich zu seinem rettenden Engel. Mich hat der Roman und die Zeitreise ins St. Petersburg des 19. Jahrhunderts jedenfalls bis zur letzten Zeile gefesselt.

Zu welchem Urlaubsort passt das Buch?

Für jedes.

Welches Getränk empfiehlt sich bei der Lektüre?

Ein schwerer Rotwein.

An welchem Platz kann man das Buch gut lesen?

In einem Schaukelstuhl auf der Veranda.

  • Fjodor Michailowitsch Dostojewski: „Schuld und Sühne“, Insel Verlag, 16 Euro, ISBN 978-3-458-35213-6

Die DDR gibt es noch

Von Karin Lüppen

Eine spannende und lustige Lektüre empfiehlt Karin Lüppen mit dem Science-Fiction-Roman „Die letzte Kosmonautin“. Foto: Fiks
Eine spannende und lustige Lektüre empfiehlt Karin Lüppen mit dem Science-Fiction-Roman „Die letzte Kosmonautin“. Foto: Fiks
Wir schreiben das Jahr 2029: der Weltraum, endliche Weiten – das Buch von Brandon Q. Morris beamt seine Leser nämlich nicht auf die Enterprise, sondern in den real existierenden Sozialismus. Was? Ja, in seinem Roman „Die letzte Kosmonautin“ gibt es die DDR im Jahr 2029 noch. Staatsratsvorsitzender ist Egon Krenz, es gibt das Ministerium für Staatssicherheit noch genauso wie den Konsum. Man kommuniziert mit Hand- und Standtelefon, aber wenn man zu viele Gigabytes im „Kybernetz“ verbraucht, wird der Staat misstrauisch. Die DDR hat sogar eine eigene Raumstation namens „Völkerfreundschaft“. Dort arbeitet Kosmonautin Mandy Neumann mit einem Roboter namens Bummi und einer hochauflösenden Kamera. In Morris‘ Zukunft erzeugen die Volkseigenen Betriebe tatsächlich Hightech. Doch der Erfinder der Kamera ist in Dresden plötzlich verschwunden und seine Frau macht sich mit dem Abschnittsbevollmächtigten Tobias Wagner auf die Suche nach ihm. Wagner ist längst nicht so korrekt und staatstreu wie er sich gibt. Die Handlung nimmt manche schräge Wendung, während Mandy in der Raumstation um ihr Leben kämpft.

Zu welchem Urlaubsort passt das Buch?

Es bieten sich die Lausitz und Dresden an.

Welches Getränk empfiehlt sich bei der Lektüre?

Ein kaltes Radeberger – wer es ganz original will, kann sich Charly aus Club-Cola und Goldkrone mischen.

An welchem Platz kann man das Buch gut lesen?

Irgendwo, mit Blick auf den Sternenhimmel.

  • Brandon Q. Morris: „Die letzte Kosmonautin“, Fischer Tor, 17,50 Euro, ISBN: 978-3-596-70675-4

Situationskomik aus der finnischen Sauna

Von Deike Terhorst

Das Buch „Der wunderbare Massenselbstmord“ von Arto Paasilinna empfiehlt Deike Terhorst - und stellt fest: Trotz des Titels ist das Buch sehr komisch. Foto: Keller
Das Buch „Der wunderbare Massenselbstmord“ von Arto Paasilinna empfiehlt Deike Terhorst - und stellt fest: Trotz des Titels ist das Buch sehr komisch. Foto: Keller
Der unglücklich verheiratete Bauunternehmer, Fabrikant und Wäschereibesitzer Onni Rellonen hat mit seinem Leben abgeschlossen. Während ganz Finnland Mittsommer feiert, sucht er eine Scheune auf, um sich dort ungestört erschießen zu können. Das gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht, denn dort trifft Rellonen auf einen weiteren Suizidkandidaten. In letzter Sekunde rettet er den verwitweten Hermanni Kemppainen vor dem selbstgeknüpften Strick. Auf den Schreck gehen die beiden erst einmal einen trinken und in die Sauna. Sie beschließen, per Zeitungsanzeige nach Gleichgesinnten zu suchen, um gemeinsam Massensuizid zu begehen. Auf ihr Inserat antworten über 600 freitodbereite Finnen und es wird ein Plan geschmiedet, der die Suizidalen durch halb Europa führt.

Einerseits steht Finnland schon seit Jahren an der Spitze der glücklichsten Länder der Welt, andererseits ist hier auch die Suizidrate eine der höchsten. Diesen Widerspruch greift Arto Passilinna in „Der wunderbare Massenselbstmord“ auf und schlägt damit dem Fass der skurrilsten Geschichten den Boden aus. Der Roman strotzt vor Situationskomik und schwarzem Humor. Besonderes Augenmerk richtet der in Lappland geborene Passilinna dabei auf seine Landsleute und ihre Eigenarten.

Wer bei Jonas Jonassons „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ Tränen lacht, wird dieses Buch lieben! Highlights: Eine Massenschlägerei mit bayrischen Hooligans in Walsrode und eine Übernachtung in Zürichs Drogenszene. Mit 288 Seiten ist „Der wunderbare Massenselbstmord“ zudem ideal für leichtes Reisegepäck.

Zu welchem Urlaubsort passt das Buch?

Finnland natürlich.

Welches Getränk empfiehlt sich bei der Lektüre?

Koskenkorva Salmiakki (Lakritzlikör mit 30 Umdrehungen)

An welchem Platz kann man das Buch gut lesen?

Am besten irgendwo, wo man mit seinem Lachen keine anderen Urlauber stört.

  • Arto Paasilinna: „Der wunderbare Massenselbstmord“, Bastei Lübbe, 12 Euro, ISBN: 978-3-4049-2168-3 / Print-Produkt vergriffen, jedoch gebraucht sowie als eBook und Hörbuch erhältlich

Die Suche nach dem Richtigen

Von Vera Vogt

Einen charmanten Klassiker hat sich Vera Vogt als Sommer-Tipp ausgesucht. Foto: Vogt
Einen charmanten Klassiker hat sich Vera Vogt als Sommer-Tipp ausgesucht. Foto: Vogt
„Glück in der Ehe ist allein eine Sache des Zufalls“ – das ist das wahrscheinlich bekannteste Zitat aus Jane Austens „Stolz und Vorurteil“. Der Originaltitel, unter dem der Roman 1813 erschien: „Pride and Prejudice“. Ja, 1813. Und trotzdem sollte sich davon niemand abschrecken lassen, der denkt, es sei angestaubt oder nicht unterhaltsam. Es geht um einige Familien, mehr oder weniger reich und teils adelig. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Familie Benett. Mr. und Mrs. Benett haben fünf Töchter, keinen männlichen Erben und deshalb ziemlichen Druck, zumindest eine ihrer Töchter erfolgreich unter die Haube zu bringen. Die Familie wäre nämlich sonst nach dem Tode von Mr. Benett so gut wie mittellos. Ein Familiengut wie Longbourn darf nämlich nur an männliche Nachkommen weitergegeben werden – wie sollte es auch anders sein?

Gerade bei der klugen und schlagfertigen Elizabeth gestaltet sich das Ganze gar nicht so einfach. Mr. Darcy jedenfalls ist bei ihr direkt unten durch. Stolz und Vorurteile hat aber nicht nur sie. Die Geschichte ist mit Witz und einem gewissen ironischen Unterton erzählt. Unterhaltsame Sommerlektüre – 1813 und 2024.

Zu welchem Urlaubsort passt das Buch?

Ganze eindeutig zu einem Landsitz in England. Wenn das nicht passt, weiß ich es auch nicht.

Welches Getränk empfiehlt sich bei der Lektüre?

Ein Earl-Grey oder ein schöner schwerer Rotwein. Eine kurze Recherche hat gezeigt, dass gar nicht so selten ganze „Stolz-und-Vorurteil“-Dinner veranstaltet werden. Den Beschreibungen der Dinner- und Teegesellschaften nachempfunden, die Austen im Buch niederschrieb.

An welchem Platz kann man das Buch gut lesen?

Auf einem alten Chesterfield-Sofa in der Bibliothek des Landguts. Wenn es nicht ganz so herrschaftlich sein soll, funktioniert das Buch auch hervorragend als leichte Balkon-Lektüre.

  • Jane Austen: „Stolz und Vorurteil“, dtv, 15 Euro, ISBN: 978-3-423-14160-4

Das Schöne mitten in der Krise

Von Pia Pentzlin

Pia Pentzlin ist begeistert von Caroline Wahls Buch „Windstärke 17“. Foto: Ortgies
Pia Pentzlin ist begeistert von Caroline Wahls Buch „Windstärke 17“. Foto: Ortgies
Alkoholsucht und Suizid – das sind keine leicht verdaulichen Themen. Und doch hat Caroline Wahl mit ihrem zweiten Roman „Windstärke 17“ das wohl schönste Buch des Jahres geschrieben. Nach ihrem Debüt und dem ersten Teil „22 Bahnen“ geht die Geschichte rund um die Geschwister Tilda und Ida weiter. Auf der größten Insel Deutschlands: Rügen. Um in die Welt von Ida abzutauchen, muss man die Vorgeschichte nicht gelesen haben. Auf 256 Seiten zerreißt einem der Roman das Herz und schafft es, die Wunden mit den kleinen und schönen Momenten des Alltags zu heilen. Am Ende bleibt kein Gefühl von Traurigkeit, sondern von Trost und der Lust, das Glück im Kleinen zu finden. Zwischen all den Schicksalsschlägen und Krisen, die einen im Leben ereilen können, verliert man nicht selten den Blick für das Schöne. Als Leser wächst man gemeinsam mit Hauptfigur Ida über sich hinaus.

Zu welchem Urlaubsort passt das Buch?

Es gibt wohl keinen passenderen Ort, als das Buch am Meer zu lesen.

Welches Getränk empfiehlt sich bei der Lektüre?

Wer der Romanfigur Ida noch näher sein will, sollte beim Lesen ein Botinchen essen – den Eisklassiker mit Kaugumminase.

An welchem Platz kann man das Buch gut lesen?

Es ist aufwühlend und friedlich zugleich. Die perfekte Urlaubslektüre für den Strandkorb. Vielleicht sogar auf Rügen?

  • Caroline Wahl: „Windstärke 17“, Dumont, 24 Euro, ISBN: 978-3-8321-6841-4
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