Die Redaktion empfiehlt Sechs unterhaltsame Podcasts für den Sommer

| 21.07.2024 11:58 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Am Strand, am Badesee oder auf dem Sofa: Podcasts kann man überall hören. Foto: Trimarchi/Stock.adobe.com
Am Strand, am Badesee oder auf dem Sofa: Podcasts kann man überall hören. Foto: Trimarchi/Stock.adobe.com
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Nach Buch-Tipps gibt es jetzt etwas auf die Ohren. Die Redaktion empfiehlt ihre liebsten Podcasts für den Strand oder die Liege im Garten.

Ostfriesland - Eine Decke am Badesee, Sonne und Kopfhörer – es braucht nicht viel für das perfekte Podcast-Hörerlebnis. Doch was soll man da hören?

Die Redaktion hat ihre Lieblingspodcasts zusammengestellt.

Selbstkritisch und skurril

Von Nikola Nording

Das Magazin „Stern“ arbeitet in zehn Folgen sein Trauma rund um die falschen Hitler-Tagebücher auf. Foto: Stern
Das Magazin „Stern“ arbeitet in zehn Folgen sein Trauma rund um die falschen Hitler-Tagebücher auf. Foto: Stern
Diese Entdeckung sollte weltweit das Nachrichtenmagazin „Stern“ unsterblich machen. Als erstes Medium überhaupt war es den Journalisten gelungen, die Hitler-Tagebücher zu finden und zu veröffentlichen. Es machte den „Stern“ auch unsterblich, nur leider nicht so, wie es Verleger, Chefredakteure und vor allem Journalist Gerd Heidemann gern gehabt hätten. Die Tagebücher waren falsch. Nachdem beim „Stern“ über Jahrzehnte diese Wunde nicht angerührt wurde, haben Journalisten dieses Trauma nun aufgearbeitet in einem grandiosen Podcast. In „Faking Hitler“ gibt es die originalen Tonaufnahmen der Telefonate zwischen Journalist Gerd Heidemann und dem Fälscher Konrad Kujau zu hören und noch viele mehr. Ich bin weit nach dem Dilemma um die Tagebücher geboren, aber dieses Thema hat mich trotzdem von der ersten Sekunde des Podcasts gefesselt. Es sind nicht nur der tiefe Fall von Heidemann und die Gewitztheit von Kujau, die es unterhaltsam machen. Es sind auch die vielen kleinen Einblicke in die Arbeit eines Journalisten der 1980er-Jahre.

Erreichbar sind alle zehn Folgen bei den gängigen Podcast-Plattformen.

Proten und Schnaps

Von Deike Terhorst

Marco, Markus und Ralf sprechen in ihrem Podcast Platt. Foto: Platt-Cast
Marco, Markus und Ralf sprechen in ihrem Podcast Platt. Foto: Platt-Cast
Wenn Marco, Markus und Ralf auf Sendung gehen, schalten Fans aus ganz Deutschland ein – sogar im Ausland ist das Trio aus dem emsländischen Haren bekannt. Denn: Ihr „Platt-Cast“ ist einer der ersten Podcasts in plattdeutscher Sprache. Seit mittlerweile viereinhalb Jahren kommen die drei Freunde alle drei Wochen in einer Partyhütte in Haren-Wesuwe zusammen und proten bei dem ein oder anderen alkoholischen Getränk (wir sind immerhin im Emsland) über aktuelle Themen aus den Bereichen Politik, Gesellschaft und Kultur im Emsland, Deutschland und der Welt. Und das mit sehr viel Witz und Charme!

So geht es in der aktuellen Folge um das bisher eher bescheidene Sommerwetter, die Fußball-EM und das bundesweite Problem mit Waschbären. In der Rubrik „Wat de Buur nich kennt…“ kredenzt Ralf zudem süßes Gebäck aus Osteuropa und Vorderasien.

Zu hören gibt es die jeweils rund einstündigen „Platt-Cast“-Episoden bei allen gängigen Podcast-Plattformen.

Mord und Totschlag

Von Vera Vogt

Die Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers sprechen über wahre Kriminalfälle. Foto: https://mordlust-podcast.podigee.io/
Die Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers sprechen über wahre Kriminalfälle. Foto: https://mordlust-podcast.podigee.io/
Es gibt eigentlich zu viele gute Podcasts, als dass man nur einen empfehlen könnte. Recht neu, aber fantastisch ist „Was bisher geschah“ von Wondery. Geschichtsjournalist Joachim Telgenbüscher und Historiker Nils Minkmar sprechen über die Dramen, Triumphe, Ereignisse und Persönlichkeiten der Geschichte. Von Hannibal bis Agatha Christie.

Wer allerdings mehr Folgen zur Auswahl haben möchte – sei es für Stunden am Strand oder eine lange Reise – dem sei „Mordlust - Verbrechen und ihre Hintergründe“ ans Herz gelegt. Natürlich nur denjenigen, die True-Crime-Formate mögen. Denn eines ist klar: Der Inhalt der Folgen ist nicht immer leicht verdaulich. Die Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers reden über wahre Kriminalfälle, meist zwei zu einem Oberbegriff. Aber es geht auch tiefer: In jeder Folge diskutieren sie strafrechtliche und psychologische Aspekte. Sie begleiten Gerichtsprozesse und führen Interviews mit Expertinnen und Experten. Bei „Mordlust“ wird die Stimmung zwischendurch auch mal aufgelockert – das dient den beiden Reporterinnen, aber sicherlich auch den Zuhörenden als „comic relief“, als Spannungsabbau. „Ist aber nicht despektierlich gemeint.“

Zu hören gibt es beide Podcasts auf den gängigen Plattformen.

Tantra und True Crime

Von Karin Lüppen

In „Toxic Tantra“ geht es um Frauen, die Yogakurse belegt haben und dann in ein Geflecht aus Missbrauch und Manipulation geraten sind. Foto: BR
In „Toxic Tantra“ geht es um Frauen, die Yogakurse belegt haben und dann in ein Geflecht aus Missbrauch und Manipulation geraten sind. Foto: BR
Als es hieß, wir empfehlen Podcasts, sagte ich spontan: Ich bin raus. Mit dieser Materie kann ich wenig anfangen. Vor allem nicht mit Formaten, die inhaltlich so gut strukturiert sind, als hätte man im Restaurant am Nebentisch ein Tonband mitlaufen lassen. Aber dann fiel mir eine Reihe ein, von der habe sogar ich schon anderthalb Folgen geschafft: „Toxic Tantra“ aus der Serie Seelenfänger von Bayern 2. Eine Vorschau hatte ich im Radio gehört. Es geht um Frauen, die bei der Suche nach ihrer inneren Mitte auf einen Yoga-Guru hereingefallen sind. Denen wurde übelst mitgespielt, bis hin zu Zwangsprostitution. Gegen den Guru wird noch ermittelt. Die Autorinnen Christiane Hawranek und Katja Paysen-Petersen sind für Recherchen bis nach Bukarest gereist, es ist wirklich spannend. Ein wenig True Crime, ein wenig Esoterik, ein wenig Thriller. Ich verstehe zwar nicht, warum es – untermalt von Tütengeraschel – erwähnt werden muss, dass sich die Frauen in einer Pause einen Döner holen. Die Handlung bringt das nicht voran. Trotzdem: Ich glaube, die restlichen sechs Folgen höre ich mir noch an.

Alle Folgen (insgesamt vier Staffeln mit weiteren Themen) gibt es in der ARD-Audiothek.

Tod und Tatsachen

Von Kristina Groeneveld

Für den Podcast „NDA: Die Akte Kasia Lenhardt“ wurden mehr als 25 Stunden Sprachnachrichten ausgewertet. Foto: Spiegel
Für den Podcast „NDA: Die Akte Kasia Lenhardt“ wurden mehr als 25 Stunden Sprachnachrichten ausgewertet. Foto: Spiegel
Die Auswahl fällt schwer – aber ein Podcast ist mir in den vergangenen Monaten besonders im Gedächtnis geblieben: „NDA: Die Akte Kasia Lenhardt“. Darin erzählen Spiegel-Reporterin Nora Gantenbrink und Investigativjournalistin Maike Backhaus den Fall Kasia Lenhardt. Es geht um Intrigen, Medien, häusliche Gewalt, Einschüchterung und Verzweiflung.

Kasia Lenhardt war – bevor sie sich mit 25 Jahren das Leben nahm – mit Fußballer Jérôme Boateng zusammen. Die Trennung verlief öffentlich, die Medien stürzten sich auf die junge Mutter, die zu den öffentlichen Aussagen Boatengs nichts sagen durfte. Sie hatte noch kurz vor ihrem Tod einen NDA unterzeichnet, also einen Geheimhaltungsvertrag. Die Journalistinnen Gantenbrink und Backhaus werteten für diesen Podcast mehr als 25 Stunden Sprachnachrichten sowie die Todesakte aus, um die Geschichte von Kasia Lenhardt zu erzählen.

Der insgesamt sechsteilige Podcast beleuchtet den undurchsichtigen Fall und ist harte Kost und nichts für schwache Nerven. Der Podcast ist bei allen gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Laufen und Quatschen

Von Dirk Hellmers

Jan Fitschen quatscht in „Laufen ist einfach“ über seinen liebsten Sport: das Laufen. Foto: Laufen ist einfach
Jan Fitschen quatscht in „Laufen ist einfach“ über seinen liebsten Sport: das Laufen. Foto: Laufen ist einfach
Was haben Kai Pflaume und Mickie Krause gemeinsam? Sie sind beide begeisterte Läufer und waren zu Gast im Podcast von Jan Fitschen. Unter dem Titel „Laufen ist einfach“ nimmt der frühere Europameister alle zwei Wochen ein neues Laufthema in den Fokus. Oft hat er interessante Gäste dabei, die über ihr Training und ihre Ziele berichten. Besonders launisch sind die Folgen, in denen der ehemalige Profisportler auf die Unterhaltungsprominenz trifft. Eine Autopanne hat Ballermann-Sänger Mickie Krause zum Laufsport gebracht. Beeindruckend: Er schafft die 42 Kilometer beim Marathon in 3,15 Stunden. Interessant ist, wie akribisch Kai Pflaume seinen Marathon vorbereitet hat. Man merkt Fitschen die Begeisterung an, mit der er seine Promis interviewt. Manchmal überschlägt sich seine Stimme dabei. Aber das macht den Podcast sympathisch und menschlich. Außerdem hat er auch regelmäßig die Laufprominenz zu Gast. Laufen ist einfach – und unterhaltsam. Der Podcast ist bei allen gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

In eigener Sache

Auch die Zeitungsgruppe Ostfriesland hat mittlerweile eine Reihe Podcasts am Start. Hier können Sie kostenlos eine Vielzahl davon hören. Zum Beispiel: „Ein Glas mit Lars“, in dem Chefredakteur Lars Reckermann sich mit Menschen aus der Region unterhält. Bei „Inside Kickers Emden“ schaut die Sportredaktion hinter die Kulissen des Oberliga-Aufsteigers. In „Tod nach 9 Tagen“ habe die Redakteure Ute Nobel und Daniel Noglik den Tod der kleinen Marlene aufgearbeitet. Und für True-Crime-Podcast-Fans gibt es „Aktenzeichen Ostfriesland“. Wer mit dem Laufen starten möchte, sollte bei „Dirk läuft mit“ reinhören.

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