Serie „Fehntjer Geschichte(n)“ Eine 70 Jahre alte Brücke muss nun einem Neubau weichen

Hinrich Trauernicht
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Von Hinrich Trauernicht
| 10.08.2024 13:25 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Der Einmündungsbereich des Spetzerfehn-Voßbarg-Kanals in die Süderwieke ist derzeit eine Großbaustelle. Brücke und Stauwehr werden komplett neu gebaut. Foto: Trauernicht
Der Einmündungsbereich des Spetzerfehn-Voßbarg-Kanals in die Süderwieke ist derzeit eine Großbaustelle. Brücke und Stauwehr werden komplett neu gebaut. Foto: Trauernicht
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Die Brücke an der Süderwieke in Spetzerfehn ist für Bauarbeiten gesperrt und wird erneuert. Der Spetzerfehn-Voßbarg-Kanal wurde 1879 fertiggestellt und erfüllt mehrere Aufgaben.

Spetzerfehn - Seit einigen Wochen ist die Brücke an der Süderwieke Süd, die in Richtung Dwarsende oder Kanalstraße nach Wiesmoor führt, gesperrt. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) führt dort noch bis in den Herbst hinein Bauarbeiten durch. Ziel der Behörde mit Hauptsitz in Norden ist es, das Brückenbauwerk zu erneuern und zugleich das Stauwehr neu zu errichten. Letzteres erfüllt einen wichtigen Beitrag zum Regulieren des Wasserstandes.

Der Kanal samt Wehr ist für die Entwässerung und somit den Schutz vor Hochwasser in den Siedlungen entlang des Spetzerfehn-Voßbarg-Kanals von großer Bedeutung, erläutert Carsten Lippe vom NLWKN. Der vorhandene Rahmendurchlass unter der Straße werde komplett erneuert. Ersetzt werde zudem die vorhandene, als sogenanntes Hubschütz ausgeführte Wehranlage. Stattdessen soll eine schrägstehende Wehrklappe die Pegelstände künftig automatisiert regeln. Die bietet laut NLWKN gleich mehrere Vorteile. Beispielsweise sei sie weniger anfällig für Störeinwirkungen, wie etwa Treibgut.

Kolonate waren einst begehrtes Land

Beim Landesbetrieb hat man mit dieser Bauweise bereits gute Erfahrungen gesammelt. Zuletzt sei die am Wehr Mariensiel eingebaut worden. Insgesamt wird die Maßnahme am Spetzerfehn-Voßbarg-Kanal das Land Niedersachsen geschätzte 900.000 Euro kosten. Es handelt sich um ein landeseigenes Gewässer. Denn neben der Wehranlage muss auch die Brücke erneuert werden, da eine Reparatur sich nicht lohnt. Lippe: „Die 70 Jahre alte Brücke ist im Rahmen der regelmäßig durchgeführten Bauwerksprüfungen als sanierungsbedürftig eingestuft worden. Eine Sanierung ist unwirtschaftlich, deshalb ist ein Ersatzneubau vorgesehen.“ Der Spetzerfehnkanal wird von der Gemeinde Großefehn unterhalten; die Brücke wird nach Fertigstellung von der Gemeinde übernommen.

Die Schleuse V, im Volksmund de Buhr, als Verbindung der Süderwieke mit dem Spetzerfehn-Voßbarg-Kanal um 1900. Foto: Archiv Hinrich Trauernicht
Die Schleuse V, im Volksmund de Buhr, als Verbindung der Süderwieke mit dem Spetzerfehn-Voßbarg-Kanal um 1900. Foto: Archiv Hinrich Trauernicht

Der Spetzerfehn-Voßbarg-Kanal wurde im Jahr 1879 nach mehrjähriger Bauzeit fertiggestellt. Um den Wasserstand zu sichern, wurde in Höhe der Süderwieke eine Schleuse gebaut. Schleusenwärter war über viele Jahre Jakob de Buhr – weshalb die im Volksmund oft auch in einem Zug mit diesem Namen genannt wird. Die angrenzende Gastwirtschaft wurde 70 Jahre lang von seiner Tochter Gesche geführt, die vielen besser unter dem Namen „Tant‘ Eki“ bekannt war. In Richtung Voßbarg entstand ein neues Fehn, das Auricher Wiesmoor II. Es wurde vom Staat angelegt und entwickelte sich schnell.

Schon vor Fertigstellung des Kanals gab es ab 1874 eine starke Nachfrage nach Kolonaten. Die meisten der 48 Kolonate, die vier bis sechs Hektar groß waren, sicherten sich Einwohner aus Spetzerfehn (22) und Voßbarg (15). Die Pläne von Preußen sahen vor, dass der Kanal bis Neudorf gebaut werden sollte und in den Nordgeorgsfehnkanal münden sollte. Diese Pläne wurden nie verwirklicht. Schiffbar war der Kanal bis nach Voßbarg. Heute noch führt die Wasserstraße, die immer mehr zu einem Graben wird, entlang des Ginsterweges Richtung Hinrichsfehn und Großoldendorf.

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