Frau am Freitag Immer ins Gespräch vertieft

Petra Herterich
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Eine Kolumne von Petra Herterich
| 16.08.2024 08:17 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
In Kap Arkona auf Rügen gibt es sogar ein Telefon für Selbstgespräche. Foto: MAGO / Andre Gschweng
In Kap Arkona auf Rügen gibt es sogar ein Telefon für Selbstgespräche. Foto: MAGO / Andre Gschweng
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Selbstgespräche sind eine wunderbare Form der Unterhaltung, findet die Frau am Freitag. Auf Außenstehende wirkt das aber oft verstörend. Warum nur?

Die Frau am Freitag quatscht ja gerne. Reden ist für sie Gold, schweigen können gerne andere. In letzter Zeit aber plappert sie auch fröhlich vor sich hin, wenn niemand da ist. Sie führt Selbstgespräche – eine wunderbare Form der Unterhaltung. Man stellt eine Frage und bekommt immer die richtige Antwort. Außerdem ist sie damit immer in Gesellschaft – wer Selbstgespräche führt, ist ja irgendwie nie allein. Man kann sich selbst fragen, was wohl die Mutter zu diesem oder jenem gesagt hätte, und kann sich auch gleich die Antwort geben – auch wenn die Mutter schon zehn Jahre tot ist, weiß man ja genau, was sie jetzt dazu wieder gesagt hätte. Und selbst wenn man es früher nicht hören wollte, sagt man es sich heute selbst. Ja, manchmal sind Selbstgespräche echt anstrengend.

Manchmal verstören sie auch – aber nur die anderen. Wenn die Frau am Freitag beispielsweise durch die Klamotten-Abteilung im Kaufhaus läuft und vor sich hin sabbelt – was man ja wohl auf keinen Fall anziehen könne und was farblich am besten passen würde und ob das wohl der echte Preis sein soll – dann schauen einen die Menschen um einen herum schon mal ziemlich skeptisch – oder mitleidig? – an. Die junge Kollegin hatte da jetzt einen guten Tipp: „Steck dir einfach Kopfhörer in die Ohren, dann denken alle, du telefonierst.“ Gute Idee – dass da gar kein Anschluss unter dieser Nummer ist, weiß ja niemand.

Die Frau am Freitag weiß ja auch selber gar nicht so genau, warum sie im Alter anfängt, ständig mit sich selbst zu quatschen. Vielleicht liegt das aber auch am Kerl, der dazu neigt, beim Stadtbummel einfach immer mal irgendwo stehen zu bleiben, während unsereiner weiterschlendert und natürlich weiterhin mit ihm spricht. Der hört aber ja schon längst nicht mehr zu – also führt man wieder ein Selbstgespräch. Da kann man den Kerl dann auch gleich zuhause lassen.

Wer ins Selbstgespräch vertieft ist, bekommt übrigens auch von dem Wahnsinn rundherum nicht so viel mit und muss seltener –  tapfer bleiben.

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