Leer Mahnende Worte zum ersten Jahrestag
An den Ort der ersten Ansiedlung von Roma und Sinti in Leer erinnert ein großer Findling. Bei einer Gedenkfeier rief Bürgermeister Claus-Peter Horst zu Respekt und Toleranz auf.
Leer / BWO - Vor einem Jahr war in Leer ein rund sieben Tonnen schwerer Findling am Königskamp, Ecke Olthaverstraße und Wendekamp, aufgestellt worden.
Hier befand sich einst eine der ersten Ansiedlungen von deutschen Sinti, die den Nationalsozialismus und die Konzentrationslager in Deutschland überlebt hatten. Daran und an die mehr als 500.000 Sinti und Roma, die Opfer der Nazis wurden, soll der Stein erinnern.
Zum Jahrestag der Einweihung des Mahnmals wurde jetzt eine Gedenkfeier abgehalten, bei der Bürgermeister Claus-Peter Horst, Stadtpastor Ralph Knöfler und der zweite Vorsitzende des Sinti-Vereins Ostfriesland, Ingo Linnemann, mit nachdenklichen Worten an diesen Teil der Leeraner Stadtgeschichte erinnerten. Schülerinnen und Schüler der Gutenbergschule, etliche Bürger und einige Stadträte hörten ihnen zu.
„Wendepunkt in der Stadtgeschichte“
Die Stadt Leer hatte nach Ende des Zweiten Weltkriegs überlebenden Sinti und Roma gestattet, sich ansiedeln. Bürgermeister Claus-Peter Horst sprach von einem damaligen „Wendepunkt in der Stadtgeschichte“, einem Zeichen des Neuanfangs für diese, bisher ausgegrenzte Gemeinschaft, „die so viel Leid und Verfolgung erfahren hatte“. Heute sei Leer eine der Kommunen in Niedersachsen mit dem höchsten prozentualen Anteil von Sinti, bezogen auf die Einwohnerzahl.
Horst betonte, dass es nicht zuletzt angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung mit immer mehr Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung wichtig sei, Zeichen für Toleranz, Respekt, Gleichberechtigung und Integration zu setzen. Gemeinsam mit Stadtpastor Ralph Knöfler sowie den beiden Vorsitzenden des Sinti-Vereins, Michael Wagner und Ingo Linnemann, legte der Bürgermeister Blumen am Gedenkstein nieder.
Die Vielfalt feiern
Leider gebe es politische Kräfte, die immer lauter würden und geradezu damit drohten, genau das zu verändern, wofür der Stein symbolisch stehe, warnte Ralph Knöfler. Nie wieder sei jetzt. In Leer müsse man zusammenhalten und aufeinander achten. Es gelte ein „Wi mitnanner“, so Leers Stadtpastor.
Ingo Linnemann rief dazu auf, Werte wie Anstand, Respekt und Nächstenliebe zu leben. Die Gesellschaft müsse sich gegenseitig unterstützen. „Wir sollten die Vielfalt feiern“, sagte der 2. Vorsitzende des Sinti-Vereins Ostfriesland. Denn die sei ein Schatz, den man hüten müsse.