21 Einsätze auf Nord- und Ostsee Seenotretter hatten am Wochenende viel zu tun

| 06.10.2024 19:13 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Der Seenotrettungskreuzer „Anneliese Kramer“ hat ein Motorboot mit starkem Wassereinbruch längsseits genommen, um es leerzupumpen. Foto: Die Seenotretter – DGzRS
Der Seenotrettungskreuzer „Anneliese Kramer“ hat ein Motorboot mit starkem Wassereinbruch längsseits genommen, um es leerzupumpen. Foto: Die Seenotretter – DGzRS
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Sie mussten vermisste Boote suchen, Wasser aus einer Motoryacht pumpen, einer Familie helfen – die Seenotretter waren am langen Wochenende 21 Mal im Einsatz und geben einen Einblick.

Bremen - Für die Seenotretter war das verlängerte erste Oktober-Wochenende, 3. bis 6. Oktober 2024, besonders arbeitsreich. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGRzS) waren die Seenotrettungskreuzer und -boote in ihren Revieren von Nord- und Ostsee bis Sonntagmittag 21 Mal für die Berufs- wie für die Freizeitschifffahrt im Einsatz. Dabei halfen sie insgesamt 58 Menschen. Von folgenden Einsätzen berichtet die DGzRS ausführlicher:

Rauchentwicklung auf Motoryacht

Eine Familie auf einer Motoryacht alarmierte die Seenotretter am Samstagnachmittag, 5. Oktober 2024, über Funk per „Mayday“-Ruf, das weist auf unmittelbare Lebensgefahr hin.. Nach starker Rauchentwicklung an Bord etwa 1,5 Seemeilen vor Wendtorf/Kieler Förde bestand der Verdacht auf einen Maschinenraumbrand. Die Freiwilligen-Besatzung des Seenotrettungsbootes „Jürgen Horst“ (Station Schilksee) übernahm die Mutter und die beiden etwa fünf und acht Jahre alten Kinder. Ein Seenotretter stieg auf die Motoryacht, um den Skipper zu unterstützen. Zum Glück war lediglich eine Kühlwasserleitung geplatzt, schreibt die DGzRS. Begleitet von einem Seenotrettungsboot lief der Havarist dank seiner zweiten Maschine eigenständig einen nahen Hafen an.

Starker Wassereinbruch auf der Elbe

Ebenfalls vier Menschen benötigten am Samstag, 5. Oktober 2024, auf der Außenelbe die Hilfe der Seenotretter. Gegen 19.45 Uhr meldeten sie starken Wassereinbruch auf ihrer etwa zehn Meter langen Motoryacht. Der Lotsentender „Groden“ und das Versetzboot „Elbe 4“ waren als erste vor Ort. Mit Eimern schöpften die Lotsen Wasser aus dem Boot. Der Seenotrettungskreuzer „Anneliese Kramer“ aus Cuxhaven legte beim Havaristen an und pumpte das Wasser mit einer starken Pumpe ab. Im Einsatz waren auch der Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“ und ein SAR-Hubschrauber der Marineflieger. Die „Annelies Kramer“ schleppte das Motorboot samt Besatzung sicher nach Cuxhaven, so die DGzRS. Das Hamburger Wasserschutzpolizeiboot „Bürgermeister Weichmann“ sicherte den Schleppverband.

Überfälliges Boot auf der Kieler Förde

Nach einer Segelregatta auf der Ostsee am Ausgang der Kieler Förde erfuhren die Seenotretter am Samstagabend, 5. Oktober 2024, gegen 20.50 Uhr von einem überfälligen Boot. Das offene Segelboot ohne Motor war nicht zurückgekehrt, seine dreiköpfige Crew der Witterung bei neun Grad Celsius Lufttemperatur schutzlos ausgesetzt. Aufgrund eines Defekts an der Funkanlage war die Position nur bruchstückhaft bekannt.

Das Seenotrettungsboot „Jürgen Horst“ hat ein überfälliges Segelboot auf der Ostsee gefunden und in Schlepp genommen. Foto: Die Seenotretter – DGzRS
Das Seenotrettungsboot „Jürgen Horst“ hat ein überfälliges Segelboot auf der Ostsee gefunden und in Schlepp genommen. Foto: Die Seenotretter – DGzRS

Die freiwilligen Seenotretter der Station Schilksee fanden das rund zehn Meter lange Boot gegen 22.20 Uhr am nordwestlichen Rand des Sperrgebietes Todendorf in Höhe Kiel Leuchtturm. Mit Handscheinwerfern machten sich die Segler bemerkbar, als sie das Blaulicht der Seenotretter sahen. Das Seenotrettungsboot „Jürgen Horst“ schleppte Boot und Besatzung sicher in einen Hafen.

Große Suche nach Seenotsignalen vor Bremerhaven

Nördlich von Bremerhaven meldeten mehrere Beobachter an Land am späten Samstagabend, 5. Oktober 2024, den Seenotrettern rote Leuchtraketen über dem Fahrwasser – ein international bekanntes Seenotsignal. Die Rettungsleitstelle See der DGzRS koordinierte eine großangelegte Suche mit zwei Seenotrettungskreuzern. Lotsenbooten, dem Tonnenleger „Nordergründe“ der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung und weiteren Schiffen sowie einem Such- und Rettungshubschrauber der Marineflieger. Außerdem am Einsatz beteiligt waren in Ufernähe die Feuerwehren Bremerhaven und Wulsdorf, die DLRG und das Technische Hilfswerk. Einsatzleiter vor Ort war der Seenotrettungskreuzer „Hermann Rudolf Meyer“ aus Bremerhaven. Gegen 2.45 Uhr wurde die Suche ohne Ergebnis eingestellt, man warte aud neue Erkenntnisse.

Mann über Bord vor Damp

Bereits am Freitagnachmittag, 4. Oktober 2024, waren die freiwilligen Seenotretter der Station Damp im Einsatz. Vor der schleswig-holsteinischen Ostseeküste war ein 67-jähriger Skipper über Bord seines Motorbootes gefallen. Die Besatzung einer zufällig vorbeikommenden Segelyacht rettete ihn stark unterkühlt aus Seenot. Ein Seenotrettungsboot schleppte das herrenlose Boot des Verunglückten in den Hafen.

Blackout auf Vermessungsschiff

In der Nacht zum Freitag, 4. Oktober 2024, hatte sich ein Vermessungsschiff nördlich von Borkum mit Maschinenproblemen bei den Seenotrettern gemeldet. Wiederholt fiel deshalb an Bord auch der Strom aus – eine große Gefahr für das Schiff selbst, aber auch für die allgemeine Schifffahrt im Revier, so die DGzRS. Der Seenotrettungskreuzer „Hamburg“schleppte das 24 Meter lange Schiff mit sechs Besatzungsmitgliedern sicher in den Hafen der Insel.

Frachtschiff und Segelyacht zusammengestoßen

Am Morgen des Tags der Deutschen Einheit, 3. Oktober 2024, waren ein Frachtschiff und eine Segelyacht in der Deutschen Bucht, west-nordwestlich der kleinen unbewohnten Insel Scharhörn, zusammengestoßen. Die Seenotrettungskreuzer „Anneliese Kramer“ aus Cuxhaven und „Hermann Merwede“ (Station Deutsche Bucht/Helgoland) waren den Angaben nach stundenlang im Einsatz. Die Seenotretter schleppten die schwer beschädigte Segelyacht nach Cuxhaven. Menschen wurden bei der Kollision nicht verletzt.

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