Frau am Freitag Catcalling ist kein Kompliment
Das Land Niedersachsen will sexuelle und obszöne Äußerungen auf offener Straße strafbar machen. Ein Schritt in die richtige Richtung.
Hey Süße! Lächel doch mal!“ ruft der Mann, der mit ein paar Kumpels an der Straßenecke steht, als ich vorbeilaufe. Ich gehe weiter. „Hey, warum so schüchtern, dein Arsch sieht doch lecker aus!“, ruft er. Ein anderer macht merkwürdige Geräusche, als würde er ein Tier anlocken wollen.
Diese oder ähnliche Situationen kennen sicherlich die meisten Frauen. „Catcalling“ ist der Begriff für diese Art sexueller Belästigung. Und genau dieses Verhalten könnte künftig in Niedersachsen strafbar werden. Das Land will einen Gesetzesentwurf dazu in den Bundesrat einbringen.
Eine gute Nachricht und ein Schritt in die richtige Richtung. Das zeigen auch zahlreiche Facebook-Kommentare unter einem WDR-Beitrag zu dem Thema. „So lange flirten nicht verboten wird...“, schreibt ein Mann. Ein anderer fragt: „Also kann ich für ein Kompliment, was ich vulgär ausdrücke (...) bestraft werden???“ Weitere Kommentare lauten: „Ihr habt Probleme“ oder „Diese Verbotskultur (...) geht mir gewaltig auf die Nerven.“
Auch manche Frauen äußern sich negativ zu dem Thema: „Als Frau steht man da drüber und ignoriert es, sofern es nicht zu körperlichen Übergriffen kommt.“ Eine andere schreibt: „Haben die Gerichte nicht schon genug zu tun?“
Was diese Personen offensichtlich noch nicht verstanden haben: Catcalling ist kein Kompliment. Ein Kompliment ist eine respektvolle und aufrichtige Anerkennung auf Augenhöhe. Catcalling hingegen ist aufdringlich, primitiv und einseitig. Es reduziert die betroffene Person auf ein Objekt, das nach Belieben kommentiert werden kann – ungefragt und im öffentlichen Raum. Solche Erlebnisse tragen zu einem Klima der Angst und Unsicherheit bei. Wegen solcher Art von Belästigungen überlegen sich manche Frauen zweimal, ob sie bei Dunkelheit alleine nach Hause laufen. Ein entsprechendes Gesetz kann also ein Schritt für mehr Sicherheit und Respekt sein.