Aurich Radwege-Konzept in der Diskussion
Nordhorns Bürgermeister Thomas Berling und der preisgekrönte Polizeirat Jan Nordhof aus Bielefeld waren die Hauptredner bei „Aufbruch Fahrrad“, einer Veranstaltung des ADFC.
Aurich - Die Ortsgruppe Aurich des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) hatte auch zur Neuauflage ihrer Veranstaltung „Aufbruch Fahrrad“ prominente Redner gewinnen können: So waren gleich zwei Bürgermeister vor Ort. Und Polizeirat Jan Nordhoff aus Bielefeld gab Einblicke in die Präventionsarbeit der Polizei. Für seine Untersuchung zum Thema „Framing der Verkehrsunfallberichterstattung“ war er gerade mit dem Förderpreis des Deutschen Verkehrssicherheitsrats ausgezeichnet worden. Moderiert wurde „Aufbruch Fahrrad“ von OZ-Reporter Daniel Noglik.
Aurichs Verwaltungschef Horst Feddermann begrüßte die zahlreichen Zuhörer und übergab dann an seinen Nordhorner Kollegen: Thomas Berling erläuterte das Verkehrswendekonzept seiner Stadt. Direkte und möglichst kreuzungsfreie Radwege seien ein Schlüssel zum Erfolg. In Nordhorn selbst seien viele wichtige Radrouten gegenüber kreuzenden Straßen vorfahrtberechtigt, so dass ein schnelles Vorankommen für Radler möglich sei. „Auch bei uns gab es Diskussionen, doch die Radverkehrsförderung wurde engagiert vorangetrieben. Mittlerweile gibt es eine große Zufriedenheit.“ Die hohe Aufenthaltsqualität habe die Attraktivität der Innenstadt erhöht, die wirtschaftliche Entwicklung sei positiv – auch weil viele Radtouristen Nordhorn zum Ziel nehmen.
Polizeirat Jan Nordhoff berichtete über seine ausgezeichnete Masterarbeit, in der er die polizeilichen Berichte über Verkehrsunfälle sprachlich untersucht hat. „Immer wieder werden verharmlosende Zusammenhänge hergestellt oder sogar eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben werde. So wurde beispielsweise über die Tatsache, dass ein Autofahrer schuldhaft beim Abbiegen ein Kind angefahren hatte mit den Worten berichtet: „Vierjähriger läuft gegen Auto“. Nordhoff appellierte an Polizeibehörden und Medien, stärker aus der Perspektive der Opfer zu berichten.
An der anschließenden Diskussionsrunde nahmen neben den beiden Hauptreferenten auch der Auricher Stadtbaurat Mirko Wento, der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Reinhold Mohr, sowie als Vertreter der Jugend Deniz Brinkmeier teil. Auch das Publikum wurde eingebunden. In der Debatte ging es verstärkt um Auricher Verkehrsthemen. Ein Resultat: Politik und Verwaltung befürworten die breite Beteiligung der Bevölkerung. Allerdings merkten Kritiker an, dass im Rathaus konkrete Ergebnisse nicht weiter verfolgt wurden oder – schlimmer noch – das Gegenteil des Bürgerwillens beschlossen wurde. Als Beispiel wurde die Bürgerbeteiligung zum Grünen Weg genannt.
Auch der Masterplan Radverkehr war in der Podiumsdiskussion Thema. Während die Vertreter der Stadt auf ein gutes Vorankommen verwiesen, machten andere Redner darauf aufmerksam, dass ganz wesentliche Projekte wie zum Beispiel Radschnellwege noch nicht einmal in die Planung der Stadt aufgenommen worden sind. Kritisiert wurde auch, dass die Vorgabe des Masterplans, Gehwege und Radwege jeweils eigenständig zu gestalten, gar nicht als Ziel der Auricher Verkehrspolitik umgesetzt werden.