Champions League „Wir sind stark“: Große Prüfungswoche für die Bayern
Paris, Dortmund, Leverkusen: Nach sechs Zu-Null-Siegen wartet ein heißer Topspiel-Block auf die Bayern. Wie stabil ist der angepasste Kompany-Stil? Der Kapitän startet einen Einschüchterungsversuch.
Harry Kane stimmte sich in bester Torlaune auf „eine große Woche“ ein. Beim Training in der wärmenden Münchner November-Sonne holte sich der Goalgetter gemeinsam mit seinen Bayern-Kollegen die ultimative Gier für die Topspiel-Prüfungen in der Champions League gegen Paris Saint-Germain, in der Fußball-Bundesliga bei der Heimmacht Borussia Dortmund und im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen. „Es ist eine Topmöglichkeit, unseren Fans etwas zu zeigen“, sagte Trainer Vincent Kompany voller Vorfreude.
Von „Highlight-Spielen“ sprach Sportvorstand Max Eberl. Und Kapitän Manuel Neuer gönnte sich nach sechs Zu-Null-Siegen nacheinander sogar mit breiter Mia-san-mia-Brust einen Einschüchterungsversuch. „Wir haben schon viel gezeigt in dieser Saison. Und wir spielen gerne gegen die Besten. Paris, Dortmund und Leverkusen sind hochkarätige Gegner. Aber jede Mannschaft weiß auch, wie stark wir momentan sind. Ich glaube, dass keine der drei Mannschaften sich freut, jetzt auf uns zu treffen“, tönte der Bayern-Kapitän.
Aber wie stark sind die Bayern wirklich? Das ist die Frage, auf die Trainer Vincent Kompany und sein Starensemble um Kane innerhalb von acht Tagen Antworten geben müssen - und das in allen drei Wettbewerben. Sind Triple-Träume im Premierenjahr von Kompany realistisch? Oder ist in einer Woche eine erste Titeloption im DFB-Pokal schon futsch?
Irre Tabelle: Bayern auf Platz 17, Paris auf 25
Los geht’s am Dienstag (21.00 Uhr/Amazon Prime) aber in Europas Königsklasse. Und das in der Allianz Arena gegen ein immer noch namhaftes PSG-Team, das für Kompany auch ohne den zu Real Madrid gewechselten Stürmerstar Kylian Mbappé immer noch „zu den Top-Ten-Vereinen“ in Europa zähle. „Ich würde nicht erwarten, dass dieses Spiel langweilig wird“, sagte Kompany. Denn die Tabellensituation verdammt beide Mannschaften zum Erfolg.
Zur Halbzeit der Ligaphase liegt das PSG-Team von Starcoach Luis Enrique mit mickrigen vier Punkten auf Platz 25. Der würde am Ende das frühe Ausscheiden bedeuten. Aber auch die Bayern (6 Punkte) brauchen den dritten (Heim-)Sieg im fünften Spiel, um nach ihrem Fehlstart von Platz 17 weiter nach oben zu klettern. „Wir sind es nicht gewohnt, so weit unten zu stehen“, sagte Kane zum Ranking: „Wir wissen, dass wir jedes Spiel gewinnen müssen, um in die Top 8 zu kommen - und PSG auch. Darum wird es ein großer Abend.“
Kompany: „Haben Selbstvertrauen aufgebaut“
Coach Kompany ist vor der Woche der Wahrheit optimistisch gestimmt. „Wir haben Selbstvertrauen aufgebaut für diese Spiele“, sagte er. Und nach dem Augen öffnenden 1:4 beim FC Barcelona vor fünf Wochen hat er mit einigen Stabilitäts-Anpassungen die Risiken und Nebenwirkungen in seinem vorher zu waghalsigen Hurra-Stil reduziert.
„Wir sind nach Barcelona ruhig geblieben, haben gearbeitet und aus diesen Momenten gelernt“, bemerkte Kompany. Die letzte Verteidigungslinie ist nicht mehr so extrem hoch platziert. Und die Pressing-Aktionen wirken kontrollierter und besser abgesichert.
Davon profitieren besonders die Innenverteidiger Dayot Upamecano und Minjae Kim sowie Neuer, der seit 574 Spielminuten keinen Ball mehr aus seinem Tor holen musste. Neuer lobt ausdrücklich „das Verteidigen im Verbund“, die Lust aller, das eigene Tor zu schützen.
Stabilität statt Spektakel-Fußball
Auch Nationalspieler Joshua Kimmich ist im Nachhinein „ganz froh“, dass nach Barcelona intern keine grundsätzlichen Zweifel am Kompany-Stil aufkamen. „Wir haben in die Art und Weise, wie wir spielen, vertraut“, sagte er. Nun dürfe man aber keinesfalls nachlassen.
Eberl spricht von „Stabilität, die wir uns erarbeitet haben“. Und der Sportvorstand reagierte nach dem 3:0 gegen Augsburg amüsiert, aber auch kopfschüttelnd auf Vorbehalte, dass die kontrolliertere Bayern-Spielweise weniger Glanz und Spektakel biete. „Vor einigen Wochen mussten wir uns noch erklären, warum wir Spektakel-Fußball spielen und nicht besser verteidigen.“ Auch gegen PSG, BVB und Bayer geht es vor allem um Ergebnis-Fußball.