Jubiläum für den Audi 50: Der Luxuswagen der Kompaktklasse

Uwe Prins
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Von Uwe Prins
| 25.11.2024 08:48 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Audi 50 GL mit 73.000 Kilometern: Der Wagen stammt aus einer Sammlung und wurde von der Classic Garage Celle nach Luxemburg verkauft. Fahrzeuge in solch einem Topzustand sind mittlerweile kaum noch zu finden. In den gängigen Portalen gibt es aktuell keine vergleichbaren Angebote. Foto: Fahrzeugfotografie Andi Sommer (www.andi-sommer.de)
Audi 50 GL mit 73.000 Kilometern: Der Wagen stammt aus einer Sammlung und wurde von der Classic Garage Celle nach Luxemburg verkauft. Fahrzeuge in solch einem Topzustand sind mittlerweile kaum noch zu finden. In den gängigen Portalen gibt es aktuell keine vergleichbaren Angebote. Foto: Fahrzeugfotografie Andi Sommer (www.andi-sommer.de)
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Vor einem halben Jahrhundert rollten die ersten Exemplare vom Band. Der Geburtstag weckt Erinnerungen an den eigenen, fast baugleichen VW Polo der ersten Serie.

Ostfriesland - Rostfraß gehört zu den gefährlichsten Krankheiten klassischer Automobile. Auch der Audi 50 hat von Anfang an unter der Gammel-Seuche gelitten. So haben nur wenige Fahrzeuge das 50-jährige Jubiläum im Oktober erlebt. Bereits 2005 hatte es bundesweit lediglich noch knapp 600 Exemplare gegeben. Und das ist ja auch schon wieder 19 Jahre her.

Der Audi 50 wurde den Vertragshändlern am 26. Oktober 1974 als „Luxuswagen der Kompaktklasse“ vorgestellt. Komfortable Sitze, gute Verarbeitung im Innenraum, Teppiche und ein trotz kompakter Abmessungen üppiges Platzangebot waren gute Kaufargumente.

Und der kleine Vierzylinder mit 1,1 Litern Hubraum mit seinen 50 oder 60 PS sorgte für ordentlich Vortrieb, denn der Audi 50 gehörte mit seinen nicht einmal 700 Kilo zu den Leichtgewichten. Von 0 auf 100 in 13,5 Sekunden! Ja, so ein Wert mag heute eher in die Kategorie „Entschleunigung“ gehören, aber vor einem halben Jahrhundert hat der Audi 50 mit diesen Sprintqualitäten tatsächlich sogar Sechszylinder-Limousinen wie dem Ford Granada 2.3 an der Stoßstange geklebt.

Baugleich, aber schlechter ausgestattet als der Audi 50, war die erste Baureihe des VW Polo. Aber auch der kleine Volkswagen sorgte damals für das Gefühl, in einem richtigen Auto zu sitzen, was ja kein Wunder war, wenn zuvor jahrelang Käfer gefahren worden war. Der Schreiber dieser Zeilen spricht da aus eigener Erfahrung.

Kein Rost, glänzendes Chrom, Originalzustand: „Eine Zeitkapsel“, schwärmt Händler Martin Lutterberg.
Kein Rost, glänzendes Chrom, Originalzustand: „Eine Zeitkapsel“, schwärmt Händler Martin Lutterberg.
Die Erinnerungen an den ursprünglich knallroten Flitzer sorgen noch heute für ein Lächeln im Gesicht. Das Blechkleid war früh porös – insbesondere an den Radkästen und unter der Heckklappe war die Gammel-Seuche trotz großflächiger Behandlung mit einem Rostumwandler nicht zu stoppen. In der Garage des Vermieters versuchte es ein befreundeter Malergeselle mit Spachtel und einer Neulackierung in Mattschwarz. Schon wenige Wochen später bröckelte es wieder. Der Polo wechselte schließlich mit vier Monaten TÜV für einen gebrauchten Videorekorder den Besitzer. Es war ein Tauschgeschäft, mit dem beide Seiten am Ende nicht zufrieden waren. Der Polo bestand die nächste Hauptuntersuchung nicht, der Videorekorder produzierte immer nur Bandsalat.

Mit Rostfraß hatten ja viele Modelle der 70er Jahre zu tun. Zu oft wurde der Korrosionsschutz bei der Produktion vernachlässigt. Audi 50 und Polo aber hatten ein zusätzliches Problem, denn für die Kleinwagen wurde ebenso wie für die erste Baureihe von Golf und Passat teilweise Recycling-Stahlblech verwendet. Eigentlich toll – Stichwort Nachhaltigkeit. Allerdings hatten diese Bleche einen recht hohen Kupferanteil, womit eine sogenannte interkristalline Korrosion begünstigt wurde.

Statt Handschuhfach gab es eine separate Ablage. Platz für die Stereoanlage – wenn das Radio nicht reicht.
Statt Handschuhfach gab es eine separate Ablage. Platz für die Stereoanlage – wenn das Radio nicht reicht.
„Deshalb existieren heute kaum noch Modelle in Top-Zustand“, sagt Martin Lutterberg. Der Inhaber der Classic Garage Celle hatte so ein Exemplar in der Halle. „Eine wahre Zeitkapsel.“ Der Audi 50 GL mit original 73.000 Kilometern auf der Uhr stammt von einem Bekannten, der seine Sammlung verkleinern wollte. „Neue Autos haben keine Seele“ – das ist der Firmenslogan des 50-Jährigen. Am liebsten hätte er das 76er Modell gar nicht verkauft, sondern in der Scheune stehen gelassen. „Aber der Autoverkauf ist ja auch mein Beruf“, sagt er lachend. Nun ist er weg, der Audi 50. 11.900 Euro hat der Käufer aus Luxemburg hingeblättert. Der Neupreis lag 1976 übrigens bei 8900 D-Mark.