Das besondere Rezept Steckrübe - da freut sich nicht nur das Meerschweinchen

Uwe Prins
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Von Uwe Prins
| 26.11.2024 08:14 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Von wegen Tierfutter! Der Steckrübeneintopf gehört zu den Klassikern in der norddeutschen Küche. Foto: Timo Lutz Werbefotografie
Von wegen Tierfutter! Der Steckrübeneintopf gehört zu den Klassikern in der norddeutschen Küche. Foto: Timo Lutz Werbefotografie
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Die Rübe, die gar keine Rübe ist, diente früher in erster Linie als Tierfutter. Was für eine Verschwendung! Wer einen Eintopf mit dem Wintergemüse als „Arme-Leute-Essen“ degradiert, der hat keinen Geschmackssinn!

Leer - Der kleine Uwe war schwer beschäftigt. Mit dem stumpfen Messer - aus Sicherheitsgründen hatte er kein anderes Werkzeug bekommen - bearbeitete er die Steckrübe und brach einzelne Stücke heraus. Fridolin quiekte, wahrscheinlich war es die Vorfreude. Das Geschrei des Langhaar-Meerschweinchens wich jedenfalls ganz schnell einer irren Knabberei. Die Fütterung des kleinen Nagers gehört zu den Erinnerungen einer glücklichen Kindheit. Der kleine Uwe wusste damals nicht, dass Mamas Eintopf am Mittag ebenfalls zum Großteil aus diesem Meerschweinchenfutter bestand. Ob er es sonst wohl überhaupt gegessen hätte?

Im Sommer war Fridolin mit seinen Kumpels im Freigehege. In der kalten Jahreszeit ging es in den Stall. Hier war Einkuscheln im Heu war angesagt - und oftmals der Genuss von Steckrübe. Das Meerschweinchen auf diesem Archivbild ähnelt Fridolin sehr. Foto: Pixabay
Im Sommer war Fridolin mit seinen Kumpels im Freigehege. In der kalten Jahreszeit ging es in den Stall. Hier war Einkuscheln im Heu war angesagt - und oftmals der Genuss von Steckrübe. Das Meerschweinchen auf diesem Archivbild ähnelt Fridolin sehr. Foto: Pixabay
Sicher ist: Der Steckrüben-Eintopf gehört auch heute noch zu den Lieblingsgerichten des inzwischen um mehr als ein halbes Jahrhundert gealterten Uwe. Auch der Steckrüben-Faktencheck kann den Appetit nicht verderben. So sei an dieser Stelle geklugscheißert, dass diese Rübe gar keine Rübe ist. Es handelt sich vielmehr um eine Raps-Unterart, die zur Gattung des Kohls gehört. Und die wurde früher von Schweinebauern angebaut, denn die Steckrübe war nichts anderes als Tierfutter. Allerdings: In Notzeiten - im Ersten Weltkrieg zum Beispiel und nach dem Zweiten Weltkrieg - dienten Steckrüben als Kartoffelersatz.

Insbesondere in der norddeutschen Küche ist der Steckrübeneintopf ein Klassiker. Das Rezept darf im Kochbuch „Deftige Eintöpfe und Suppen“ der Uplengener Landfrauen also nicht fehlen. Eins noch vorweg: Wer einen Eintopf mit dem Wintergemüse als „Arme-Leute-Essen“ degradiert, der hat keinen Geschmackssinn!

Zutaten (für vier Personen):

  • 1 kg Steckrüben
  • 750 g Kartoffeln
  • 300 ml Brühe
  • 1 Stück Rippe (Schwein oder Rind)
  • 4 geräucherte Mettenden
  • 5 EL Milch
  • 1 EL Butter
  • Salz, Pfeffer, Muskat
Die Zubereitung ist sozusagen kinderleicht. Zunächst gilt es, der Beschäftigung nachzugehen, die einst auch den kleinen Uwe im Meerschweinchenstall viel Kraft und Konzentration abverlangte. Die (ziemlich) harte Möchtegern-Rübe muss zerkleinert werden. Vorteil in der Küche: Hier gibt es scharfe Messer. Wichtig: Schweine und Meerschweinchen und Kaninchen mampfen die Steckrübe, die unter anderem auch Runkelrübe genannt wird, mit Schale. Der Mensch nicht. Also: Vor dem Würfeln abschälen! Das gilt auch für die Kartoffeln.

Die ganze Würfelei wird dann zusammen mit der Brühe in einen großen Topf gegeben. Die Landfrauen legen Mettenden und eine Rippe von Schwein oder Rind obendrauf. Mamas Alternative zur Rippe waren Pinkelwürste - die gehen eben nicht nur zu Grünkohl.

Farbenfoh: Die Steckrübe hat eine lilafarbende Schale, das Fleisch ist orange. Foto: Rainer Zenz
Farbenfoh: Die Steckrübe hat eine lilafarbende Schale, das Fleisch ist orange. Foto: Rainer Zenz
Kartoffeln, Steckrübe und Fleisch dürfen nun bei mittlerer Hitze etwa eine Stunde lang vor sich hin köcheln. Das Fleisch nach dem Garen herausnehmen und warm stellen. Wenn noch viel Brühe vorhanden ist, einmal vorsichtig abgießen. Es gibt schließlich Eintopf und keine Suppe. Nun kommen Milch und Butter in den Topf, und dann wird gestampft. Dann muss alles nur noch mit Salz, Pfeffer und Muskat abgeschmeckt werden.

Der kleine Uwe war begeistert, der große Uwe ist begeistert. Der Fleischesser kommt durch. Es darf ruhig eine Wurst mehr sein - und zwar ohne schlechtes Kalorien-Gewissen: Steckrüben enthalten viele Proteine und Mineralstoffe, bestehen aber zu fast 90 Prozent aus Wasser.

Das Rezept stammt aus dem Kochbuch „Deftige Eintöpfe und Suppen“ der Uplengener Landfrauen. Es ist bei LV.Buch erschienen (ISBN 978-3-7843-5623-5) und im Buchhandel erhältlich.

Der Vorstand der Uplengener Landfrauen: Hannah Korth, Edith Hanken, Frieda Fecht, Gisela de Buhr, Marianne Frieling, Christa Grüßing und Marianne Saathoff. Foto: Timo Lutz Werbefotografie
Der Vorstand der Uplengener Landfrauen: Hannah Korth, Edith Hanken, Frieda Fecht, Gisela de Buhr, Marianne Frieling, Christa Grüßing und Marianne Saathoff. Foto: Timo Lutz Werbefotografie