Auktion Kunst aus Syrien für die Kirchenfenster in Greetsiel
Die syrische Künstlerin Helda Kutish versteigert eines ihrer Bilder für die Sanierung der Greetsieler Kirche. In Deutschland hat sie viel Hilfe erfahren und hofft, so etwas zurückgeben zu können.
Greetsiel - Die syrische Malerin Helda Kutish versteigert eines ihrer Bilder zugunsten der Sanierung der Greetsieler Kirche. Kutish hatte ihre Bilder 2023 bei der Greetsieler Woche ausgestellt und damals Greetsiel kennen und lieben gelernt. „Meine Heimatstadt Latakia liegt am Meer. Als ich in Greetsiel war, habe ich mich an meine Heimat erinnert und ich war glücklich, auch wenn man das Mittelmeer und die Nordsee nicht vergleichen kann“, so Kutish.
Die 41-Jährige ist Muslima, besucht aber sehr gerne Kirchen. Zur Greetsieler Woche hatte sie damals beim Eröffnungsgottesdienst über ihre Erlebnisse der Flucht aus Syrien berichtet. Dabei war sie von der Art und Weise, wie Pastor Hartmut Lübben den Gottesdienst gestaltete, beeindruckt. „So etwas kenne ich aus der Moschee nicht. Ich fand es schön, dass Pastor Lübben die Leute auch mal zum Lachen gebracht hat.“
In Deutschland viel Hilfe erfahren
Sie habe seit ihrer Ankunft in Deutschland viel Hilfe erfahren und hoffe, jetzt etwas zurückgeben zu können. Die Idee zu der Versteigerungsaktion hatte Manfred Evers, der wie Helda Kutish in Ratingen (Nordrhein-Westfalen) wohnt, aber seit über 40 Jahren fast jedes Jahr Urlaub in der Krummhörn macht. Besonders gern besucht er die Heimspiele von Kickers Emden. Dann hängt die Zaunfahne „Kickers-Fans Ratingen“ im Stadion.
Evers sagt, er sei zwar Atheist, Hartmut Lübben trage aber „Schuld“ daran, dass er nach über 50 Jahren wieder Gottesdienste besuche, wenn er in der Nähe von Greetsiel sei und Lübben den Gottesdienst leite. „Ich war mit meiner Frau anlässlich des Eröffnungsgottesdienstes der Greetsieler Woche 2023 in der Kirche, weil wir Helda Kutish begleitet haben. Auch, wenn ich mit Religion nichts am Hut habe, konnte ich mich mit dem Kern der Predigt identifizieren. Besonders den Ablauf des Gottesdienstes fanden wir locker und nicht steif und festgefahren“, so Evers. Er setze sich bei seinen Besuchen gerne in die letzte Reihe und nutze die Ruhe zu einer Art innerer Einkehr.
Flucht mit Kunst verarbeitet
Das Ölgemälde von Helda Kutish zeigt die Heiligen Drei Könige vor der Krippe in Bethlehem. Jede auf dem Gemälde zu sehende Figur wurde von ihr in der Paul-Gerhardt-Kirche in Ratingen-Tiefenbroich mit dem Handy fotografiert und dann detailgetreu nachgemalt. Es sei eine sehr schwierige und komplizierte Arbeit gewesen, die Figuren so auf die Leinwand zu übertragen, dass ein stimmiges Bild entstand, sagt sie.
Mit ihrer Kunst verarbeitet Helda Kutish auch ihre eigenen Erfahrungen. 2015 musste sie wegen des Bürgerkriegs in ihrem Heimatland nach Europa fliehen und dabei ihren Mann und ihre Kinder zurücklassen. Die Familie lebte in einem Küstenort namens Latakia, einem der Schauplätze des Krieges. In Syrien hatte die 41-Jährige zuvor Modedesign und Kunst studiert, später dann bis zu ihrer Flucht an einer Schule Kunst unterrichtet. Ihr Mann arbeitete als Anwalt.
Versteigerung geht am 1. Dezember los
Ihre Flucht führte sie aus Syrien nach Ratingen. Ihre Erlebnisse, die sich in ihr Gedächtnis gebrannt haben, kann sie dort heute aber nicht vergessen. Viele ihrer Bilder zeigen Kinder auf der Flucht, deren Schicksal sie mit ihren Bildern erzählen will. Vor dem Krieg hatte Kutish vor allem Blumen, Bäume und alte Häuser gemalt. Mit dem Malen der Kinder fing sie dann an, als sie nach drei langen Jahren endlich mit ihren eigenen Kindern vereint war.
Die Versteigerung des Bildes beginnt am Sonntag, 1. Dezember 2024, auf eBay und endet am Dienstag, 10. Dezember 2024. Der Erlös kommt vollumfänglich der Sanierung der Kirchenfenster in Greetsiel zugute. Das Bild wird beim Gottesdienst am 1. Dezember ab 10.15 Uhr zu sehen sein. Helda Kutish und Manfred Evers werden anwesend sein.