Kritik an Borkumer Brauchtum Klaasohm – diese Fragen stellten sich der Redaktion

| | 03.12.2024 07:42 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Der Klaasohm-Brauch steht auf Borkum in der Kritik. Foto: Ferber/Archiv
Der Klaasohm-Brauch steht auf Borkum in der Kritik. Foto: Ferber/Archiv
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Auch in der Redaktion dieser Zeitung wurde über den Umgang mit Klaasohm auf Borkum diskutiert. Darüber zerbrachen sich die Redaktionsmitglieder den Kopf.

Borkum - Der Klaasohm-Brauch wird derzeit in den sozialen Netzwerken kontrovers diskutiert. Viele Menschen sind schockiert von den Bildern des ARD-Panorama-Beitrags über die Borkumer Tradition. Sie stellen auch an diese Zeitung Fragen und kritisieren, warum wir nicht berichtet hätten.

Darauf möchten wir reagieren und haben die Fragen, die sich ein Teil der Redaktion gerade stellt, aufgeschrieben.

Haben wir nicht über Klaasohm berichtet?

Doch, haben wir. Jedes Jahr am 5. Dezember ist seit Corona ein Kollege auf Borkum dabei gewesen und hat über das Volksfest der Insulaner berichtet. Zudem haben wir in einem Interview mit den Borkumer Jungens die Tradition des Schlagens kritisch hinterfragt. Es gibt auch zahlreiche historische Stücke über das Fest. Eine Linkliste haben wir dem Artikel angehängt.

Haben wir nicht kritisch genug berichtet?

Diese Frage stellen wir uns sehr intensiv – nicht erst seit dem aktuellen NDR-Bericht. In jedem Jahr hat die Redaktion darüber diskutiert, wie wir mir dem Brauchtum umgehen. Die Borkumer hätten es am liebsten, wenn gar nicht berichtet wird. Für sie ist der Klaasohm der höchste Feiertag und der einzige im Jahr, wo sie unter sich sind und nichts mit Touristen zu tun haben. Auf der anderen Seite sehen wir es auch als unsere Pflicht, über Ereignisse wie Klaasohm zu berichten, was wir dann auch getan haben.

Doch besonders der Punkt des Frauenschlagens ist dabei problematisch. Wir haben mehrfach geschrieben, dass es diese Tradition auf Borkum gibt. Nur ist an uns keine Frau herangetreten, die über die Auswirkungen des Brauchs sprechen wollte. Eine Stimme, wie im NDR-Bericht, lag uns nicht vor. Im Gegenteil, uns berichteten Frauen von Borkum immer wieder, wie viel Freude sie an Klaasohm haben. In der Redaktion wurde das natürlich diskutiert. Doch zu einer soliden Recherche gehören Quellen und die hatten wir nicht.

Waren wir denn nicht dabei, haben wir es denn nicht gesehen?

Die Wahrheit ist: Nein. Der heute zuständige Redakteur ist seit gut drei Jahren auf der Insel und hat zwei Klaasohms mitgemacht. Der Kollege vor Ort, der am Abend allein über das Geschehen auf der ganzen Insel berichtet, pendelt bis tief in die Nacht zwischen Redaktion und Festgesellschaft hin und her. Zudem ist er auf der Insel bekannt. Da die Schläge mit dem Kuhhorn ein kleiner Teil des Festes sind, hat er sich von dieser Tradition selbst kein Bild machen können.

Auf gar keinen Fall zweifeln wir jedoch an, dass es diese Tradition gibt und dass sie auch zu Verletzungen geführt hat. Doch uns gegenüber hat sich dazu niemand geäußert. Das hat sich nun geändert und wir werden auch dieses Thema mit Stimmen von Frauen berichten.

Werden wir dieses Jahr anders berichten?

Ja. Da das Fest eine so große mediale Aufmerksamkeit bekommen hat, werden wir mit zwei Kollegen von vor Ort berichten und auch einen Liveticker am Abend produzieren, sodass auch Menschen auf dem Festland sich ein Bild von der Lage auf Borkum machen können.

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