Mitsubishi 3000 GT Der rote Sportwagen, der kein Ferrari ist

Uwe Prins
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Von Uwe Prins
| 13.12.2024 12:48 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten
1992 ist Verkaufsstart für den Mitsubishi 3000 GT in Deutschland: Doch der Supersportwagen kann sich trotz vieler Innovationen nicht am Markt durchsetzen. Foto: GPS 56
1992 ist Verkaufsstart für den Mitsubishi 3000 GT in Deutschland: Doch der Supersportwagen kann sich trotz vieler Innovationen nicht am Markt durchsetzen. Foto: GPS 56
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Von 1990 bis 1994 wurde die erste Baureihe des japanischen Supersportwagens produziert. In Deutschland feierte der Nachfolger des Starion 1992 sein Debüt, setzte sich aber trotz innovativer Technik nie durch.

Ostfriesland - Sechszylindermotor, drei Liter Hubraum, zwei Turbolader und 286 PS. Heute mögen Automobile mit so einem Datenblatt die Poser und Tuner vielleicht nicht mehr sonderlich beeindrucken können. Vor 30 Jahren aber war das noch anders gewesen. Und so drückten sich damals kleine und große Jungs bei ausgewählten Mitsubishi-Autohäusern die Nasen an den Schaufenstern platt. Mit dem 3000 GT hatten die Japaner einen Supersportwagen entwickelt. War der 2+2-Sitzer noch in knalligem Rot lackiert, mag der eine oder andere tatsächlich an Ferrari gedacht haben.

Traditionalisten winken da natürlich ab. Einen Japaner mit einen Klassiker aus Maranello auf eine Stufe stellen. Ja, geht‘s noch? Sicher, was das Prestige angeht, da liegt die italienische Sportwagen-Manufaktur vorne. Aber die damalige Leistung der asiatischen Ingenieure war beeindruckend. Der 3000 GT ist nicht nur mit Allradantrieb und Vierradlenkung ausgestattet, sondern auch mit einer elektronischen Dämpfererkennung. Das mitdenkende Fahrwerk hält den Wagen in der Spur, sorgt für sicheren Geradeauslauf und ein stabiles Kurvenverhalten.

Der Vorgänger: Der Starion besaß in seiner letzten Ausbaustufe einen Vierzylinder-Benzinmotor mit 2,6 Litern Hubraum – und einen Kat, der die Leistung auf vergleichsweise brave 155 PS schrumpfen ließ. Foto: Prins
Der Vorgänger: Der Starion besaß in seiner letzten Ausbaustufe einen Vierzylinder-Benzinmotor mit 2,6 Litern Hubraum – und einen Kat, der die Leistung auf vergleichsweise brave 155 PS schrumpfen ließ. Foto: Prins
Zusätzlich hat der offizielle Nachfolger des vergleichsweise braven Mitsubishi Starion ein für damalige Verhältnisse hochmodernes Aerodynamikpaket an Bord. Der Frontspoiler senkt sich automatisch bei 80 km/h ab und sorgt für mehr Windschlüpfigkeit, der Heckspoiler verstellt sich ebenfalls, so dass mehr Anpressdruck auf die Hinterräder wirkt.

Kritiker loben bis heute die Innovationen, trotz des Technikfeuerwerks sprang damals der Funke aber nicht auf die Autonation Deutschland über. Von der ersten Baureihe (1990 bis 1994, in Deutschland ab 1992) werden bundesweit keine 300 Fahrzeuge verkauft. Die direkte Konkurrenz von Nissan (300 ZX), Toyota (Supra) und Honda (NSX) hat zwar auch mit Akzeptanz zu kämpfen, liegt in den Absatzzahlen aber vorne. Der Listenpreis des 3000 GT liegt über 100.000 DM – wer die Kohle hat, verzichtet offenbar lieber auf Vollausstattung und technische Innovationen denn auf Image. In dieser Liga ist Mitsubishi Außenseiter.

Auch mit der Hilfe von Kaiser Franz gelingt es nicht, den Diamanten (das ist Logo des Autobauers) aufzupolieren. 1994 legt Mitsubishi eine limitierte, 400 PS starke „Beckenbauer-Edition“ auf. Der gelbe Lack ist von Lamborghini, die Auspuffanlage von Remus, die Edelstahlfelgen aus der Rädermanufaktur OZ. Außerdem gibt es ein Schildchen mit Fahrzeug-Nummer und Unterschrift des Kaisers.

Aber auch die 30 Sondermodelle – einen bekam Beckenbauer selber –ändern nichts an der Kaufzurückhaltung. Grund zum Jubeln hat im Mai 1994 nur der Franz selber: Im Winter hatte er den schwächelnden FC Bayern als Trainer übernommen. Nun feierten die Münchener ihre 13. Meisterschaft.

Die zweite Baureihe des 3000 GT (ab 1995) war unter anderem an der neugestalteten Front zu erkennen. Auf die Klappscheinwerfer war bei der Neuauflage verzichtet worden. Foto: Alexander 92
Die zweite Baureihe des 3000 GT (ab 1995) war unter anderem an der neugestalteten Front zu erkennen. Auf die Klappscheinwerfer war bei der Neuauflage verzichtet worden. Foto: Alexander 92

Und heute? Die meisten 3000 GT der ersten Serie dürfen das H-Kennzeichen tragen – auch der Großteil der Beckenbauer-Edition hat die dafür nötigen 30 Jahre auf dem Buckel (oder besser ausgedrückt: auf dem Heckspoiler). Laut Kraftfahrtbundesamt sind in Deutschland nur noch knapp 200 Exemplare zugelassen. Das Angebot auf den Verkaufsplattformen ist entsprechend überschaubar – für einen gepflegten 3000 GT Twin Turbo mit nicht zu vielen Kilometern auf dem Tacho werden mindestens 30.000 Euro aufgerufen. Das Autohaus Schröder in Barßel hatte 1994 ein rotes Exemplar in Zahlung genommen. Der Kurs war ähnlich: Gut 60.000 DM wollte Firmenchef Hans Schröder damals haben. Zu viel Kohle für den autoverrückten Redakteur – trotz einer beeindruckenden und bis heute unvergessenen Probefahrt.