Emden So macht Wissenschaft Spaß

| 23.12.2024 07:45 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Maschinenbau-Studenten der Hochschule Emden/Leer lassen eine Modellyacht am Delft zu Wasser. Foto: privat
Maschinenbau-Studenten der Hochschule Emden/Leer lassen eine Modellyacht am Delft zu Wasser. Foto: privat
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Studierende der Fachrichtung Maschinenbau an der Hochschule Emden/Leer bauten Modellyachten aus Faser-Kunststoff-Verbünden und erprobten sie auf dem Delft.

Emden - Mehrere schnittige Modellyachten durchpflügen bei bestem Wetter mit gefüllten Segeln den Emder Ratsdelft. Was auf den ersten Blick nach einer ambitionierten Modellyacht-Regatta aussieht, ist in Wirklichkeit Teil angewandter Ingenieurwissenschaft: Studenten der Abteilung Maschinenbau der Hochschule Emden/Leer haben ihre schnellen, 165 Zentimeter langen Boote aus Hochleistungsverbundwerkstoffen am Binnenhafen erprobt.

Prof. Dr. Olaf Helms (hinten) lässt einer der Modellyachten gemeinsam mit Laboringenieur Dirk-Jan Bülthuis (2. von rechts) und Studierenden zu Wasser. Foto: privat
Prof. Dr. Olaf Helms (hinten) lässt einer der Modellyachten gemeinsam mit Laboringenieur Dirk-Jan Bülthuis (2. von rechts) und Studierenden zu Wasser. Foto: privat

Anwendungsnahe Lehre trifft auf Wettbewerb

Dass Studierende diesen Segelspaß erleben können, haben sie einem Angebot von Prof. Dr. Olaf Helms zu verdanken. Prof. Helms ist selbst leidenschaftlicher Segler und Modellbauer. Seit 2018 lehrt er an der Hochschule und verfolgt seither die Idee, anwendungsnahe Lehre und sportlichen Wettbewerb zu vereinen. Damit motiviert er Studierende, auch die Perspektive des Anwenders einzunehmen und praxistaugliche Ingenieurlösungen für den Einsatz bei Wind und Wetter zu erarbeiten.

Modellyachten: lang, leicht, schnittig

Die dahinterstehende Welt der Faser-Kunststoff-Verbunde (FKV) besetzt im Maschinenbau laut Helms eher ein Nischenthema. Stahl wird in deutlich größeren Mengen verbaut. Aber: „Vieles würde sich ohne Faserverbundmaterialien gar nicht realisieren lassen“, so Helms. Als Beispiele nennt er Rotorblätter von Windkraftanlagen und leichte Flugzeugteile. Und den Serienbootsbau.

Ahoi: Per Fernbedienung schippern die Studenten die Modellsegelyacht sicher durch den Hafen. Foto: privat
Ahoi: Per Fernbedienung schippern die Studenten die Modellsegelyacht sicher durch den Hafen. Foto: privat

Die zentrale Wirkungsstätte, an der Studierende solche Materialien sowie die zugehörige Bauweisen und Fertigungstechnologien kennenlernen und erproben können, ist das Leichtbau-Labor der Hochschule Emden/Leer. In diesem Labor wird das Faserverbund-Thema nicht auf werkstofftechnische und strukturmechanische Grundlagen reduziert. Vielmehr wird in entsprechenden Wahlpflichtfächern, die für Maschinenbaustudenten in Bachelor- und Master-Studiengängen angeboten werden, Anwendungsnähe am Beispiel der relativ großen Modellyachten hergestellt.

Industrie in der Region zeigt Interesse

Der Geist des Leichtbau-Labors wird auch bei den Industrieunternehmen der Region wahrgenommen und als unterstützenswert angesehen. So etwa fördert das Unternehmen Logaer Maschinenbau GmbH aus Leer im aktuellen Semester die praxisnahe Ausbildung mit einer Sachspende: Faserverbundmaterialien für die Herstellung von Leichtbaustrukturen mittels sogenanntem Prepreg-Autoklav-Verfahren. „Somit können am Beispiel der Modellyacht sogar luftfahrttypische Technologien durchgespielt werden“, sagt Helms.

Leicht und schnell: eine Modellyacht im Hafen. Foto: privat
Leicht und schnell: eine Modellyacht im Hafen. Foto: privat

Geht was zu Bruch, können Ingenieure lernen

Das Fazit der Modellyacht-Erprobung am Delft fällt bei allen Teilnehmern sehr positiv aus. Auch Segelneulinge haben schnell herausgefunden, wie sich die Boote mit Hilfe der Fernbedienung von Schoten und Rudern manövrieren lassen. Bei viel Wind darf aber auch mal etwa zu Bruch gehen: „Das Analysieren von Schäden bereichert erheblich den Erfahrungsschatz des Ingenieurs“, so Helms mit einem Schmunzeln.

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