Arztfehler-Recherche Zwei OZ-Reporter gehören zu den Journalisten des Jahres

| 18.12.2024 15:58 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Daniel Noglik und Ute Nobel wurden für ihre Arbeit im Jahr 2024 ausgezeichnet.
Daniel Noglik und Ute Nobel wurden für ihre Arbeit im Jahr 2024 ausgezeichnet.
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Monatelang haben Ute Nobel und Daniel Noglik den Tod der kleinen Ostfriesin Marlene rekonstruiert. Eine 100-köpfige Fachjury zählt die beiden deshalb zu den Journalisten des Jahres 2024.

Leer - Die OZ-Reporter Ute Nobel und Daniel Noglik sind unter den Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2024. Mit ihrer Recherche über den Tod der kleinen Ostfriesin Marlene Heitz haben es die 37-Jährige und der 31-Jährige auf den 8. Platz in der Kategorie „Reportage regional“ geschafft. In der Begründung der Jury heißt es: „Nach monatelanger Recherche machte das Duo den vermeidbaren Tod eines ostfriesischen Babys in Texten und einem Podcast öffentlich, was Wellen schlug und zur Nachverfolgung anderer Schicksale führte.“

Die Journalistinnen und Journalisten des Jahres werden seit 2004 von der Branchen-Zeitschrift „Medium Magazin“ gekürt. Die rund 100-köpfige Jury besteht aus renommierten Personen der Medienlandschaft – darunter Journalisten, Leiter von Journalistenschulen und Professoren. Aus Hunderten Einsendungen werden in einem zweistufigen Verfahren die jeweils zehn Besten in zwölf Kategorien ausgezeichnet. Die Auszeichnungen sind undotiert, die Preisverleihung findet im Mai 2025 in Berlin statt.

In ihrer Recherche haben sich die ostfriesischen Reporter mit einem bedrückenden und erschreckenden Fall beschäftigt: Es ist 3.52 Uhr am 21. Dezember 2018, als Marlene Heitz in einem ostfriesischen Krankenhaus zur Welt kommt – ohne Herzschlag. Zwei Ärzte reanimieren das Baby, es wird auf die Intensivstation einer Uni-Klinik verlegt. Neun Tage später schlägt das Herz des Mädchens zum letzten Mal. Jahre später wird das Landgericht Aurich anhand von Gutachten feststellen: Grobe Arztfehler haben zu Marlenes Tod geführt.

Ute Nobel und Daniel Noglik haben Marlenes Geschichte in einem vierteiligen Podcast und in mehreren Artikeln aufbereitet.

„Tod nach 9 Tagen“ – der Podcast

Folge 1: Ein viel zu kurzes Leben

Die Ostfriesin Rebekka Heitz ist überglücklich – sie ist schwanger. Ihre Schwangerschaft verläuft ohne Beschwerden, sie freut sich auf die Geburt ihrer Tochter Marlene. Und als einige Tage nach dem errechneten Entbindungstermin die Wehen einsetzen, ahnt sie noch nicht, dass ihr und ihrer kleinen Familie die schlimmsten Tage ihres Lebens bevorstehen.

Folge 2: Eine Nacht voller Fehler

Die kleine Marlene ist nur wenige Tage nach ihrer Geburt gestorben. Rebekka Heitz, ihre Mutter, nimmt Kontakt zu einer Rechtsanwältin auf, eine Expertin auf diesem Gebiet. Zwei Gutachter analysieren die Krankenakte und die Geburtsprotokolle – und kommen zu einem dramatischen Ergebnis.

Folge 3: Ein Arzt und seine Anwälte

Zwar verurteilt das Landgericht Aurich den Arzt und das Krankenhaus wegen grober Behandlungsfehler zu einer Geldzahlung. Unklar bleibt aber, warum der Mediziner erst viel zu spät einen Not-Kaiserschnitt angeordnet hat. Außerdem gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass der Tod von Marlene kein Einzelfall gewesen sein könnte.

Folge 4: Eine intensive Recherche

Fünf Monate lang haben die Journalisten Ute Nobel und Daniel Noglik am Fall Marlene Heitz recherchiert. Jetzt sprechen sie über die Hintergründe, ihre Quellen und die Schwierigkeiten, denen sie während ihrer Arbeit begegnet sind. Und sie geben einen Ausblick auf das, was noch kommen wird.

Der Fall Marlene Heitz – Alle Artikel zum Nachlesen

Ostfriesisches Baby stirbt nach Behandlungsfehler: „Das ist die Geschichte von Marlene. Eine Geschichte über ein viel zu kurzes Leben. Über eine schreckliche Geburt in einem ostfriesischen Krankenhaus und über einen Tod, der wahrscheinlich hätte verhindert werden können. Eine Geschichte über grobe Behandlungsfehler und ein Gerichtsurteil. Über eine zerbrochene Seele, über nicht enden wollende Trauer und Suizidgedanken. Das ist eine Geschichte, die nur schwer zu ertragen ist – aber wir wollen sie dennoch erzählen.

So recherchierten wir den Fall des toten Babys : „Es war eine der intensivsten Recherchen in unserer Karriere: Der Fall Marlene Heitz. Ein kleines Baby, das gerade einmal neun Tage alt wurde, weil ein Arzt in einem ostfriesischen Krankenhaus während der Geburt folgenschwere Fehler gemacht hatte. Wir, die Redakteure Daniel Noglik und Ute Nobel, haben uns fünf Monate lang intensiv mit dem Fall beschäftigt.

Tod der kleinen Marlene beschäftigt Generalstaatsanwaltschaft : „Nachdem Rebekka Heitz, die Mutter der nach nur neun Lebenstagen verstorbenen Marlene, Strafantrag gegen ihren ostfriesischen Gynäkologen gestellt hatte, beschäftigt sich nun die Generalstaatsanwaltschaft Oldenburg mit dem Fall.“

Muss die Klinik den verurteilten Arzt wieder anstellen? – „Der Arzt, dessen grobe Behandlungsfehler unter der Geburt zum Tod der kleinen Ostfriesin Marlene geführt hatten und der zu einer Schmerzensgeldzahlung verurteilt wurde, ist aktuell von seinem Arbeitsplatz freigestellt – doch sein aktueller Arbeitgeber, ein Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen, könnte dazu gezwungen werden, den Gynäkologen wieder zu beschäftigen.“

Warum darf Arzt nach Tod von ostfriesischem Baby noch praktizieren? – „Weil seine Behandlungsfehler unter der Geburt 2018 zum Tod von Marlene, einem ostfriesischen Neugeborenen, geführt hatten, hat das Landgericht Aurich einen Arzt und das Krankenhaus, das ihn beschäftigt hatte, im vergangenen Jahr – 2023 – zur Zahlung von Schmerzensgeld- und Schadenersatz an die Eltern des toten Mädchens verurteilt.

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