Alle Jahre wieder Zwölf Weihnachtsbaum-Persönlichkeiten, wie sie jeder kennt

| | 20.12.2024 17:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
Der Weihnachtsbaum ist nicht nur ein Deko-Objekt, sondern eine Lebenseinstellung. Und wie bei jeder Lebenseinstellung gibt es auch beim Thema Weihnachtsbaum klare Typen. DPA-Symbolfoto: Vennenbernd
Der Weihnachtsbaum ist nicht nur ein Deko-Objekt, sondern eine Lebenseinstellung. Und wie bei jeder Lebenseinstellung gibt es auch beim Thema Weihnachtsbaum klare Typen. DPA-Symbolfoto: Vennenbernd
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Von nostalgischen Lametta-Liebhabern über Minimalisten bis hin zu technikverliebten Smart-Tree-Fans – auch in Ostfriesland hat jeder seinen ganz eigenen Weihnachtsbaum-Stil. Finden Sie sich wieder?

Ostfriesland - All überall auf den Tannenspitzen, sehen wir gold‘ne Lichtlein blitzen. Wenn, ja wenn sich die Ostfriesen denn für einen Weihnachtsbaum entschieden haben. Denn so sicher wie das Amen in der Kirche, gehört zum hiesigen Weihnachtsbrauch: Diskussionen über den perfekten Weihnachtsbaum. Ist er groß genug, gerade gewachsen und hat er eine schöne Spitze? Soll er blinken oder lieber dezent schimmern? Und wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt, das nadelnde Prachtstück aus dem Wohnzimmer zu verbannen?

Fest steht: Der Weihnachtsbaum ist nicht nur ein Deko-Objekt, sondern eine Lebenseinstellung. Und wie bei jeder Lebenseinstellung gibt es auch beim Thema Weihnachtsbaum klare Typen: eine augenzwinkernde Typologie, bei der Sie sich bestimmt wiedererkennen – oder den Nachbarn.

1. Der Huch-Typ

Weihnachten kommt jedes Jahr so überraschend, gerade für den Huchler. Dieser Typ stellt den Baum erst am 24. Dezember auf. „Tradition!“ ruft er, während er hektisch die schon nadelnden Tannen in der Resteecke vor dem Baumarkt oder beim Weihnachtsbaumverkäufer durchwühlt. Die Deko? Eine Mischung aus Kindergartenbasteleien, Strohsternen und „Was der Bestand noch hergibt“. Wenn der Reste-Baum am 27. nicht mehr zu retten ist, wird er mit einem Seufzer rausgetragen – für diesen Typ ist die kurze Lebenszeit ein Feature, kein Bug.

2. Der Dauersteher

Der frühe Vogel fängt den Weihnachtsbaum: Dieser Typ kauft seinen Baum im November („Sonst sind alle guten weg!“) und lässt ihn bis Februar stehen. Dem frühzeitigen Nadelausfall wird im Zweifelsfall im Drei-Nadel-Taft oder anderen, meist nicht funktionierenden Hausmitteln begegnet. Egal, wie viele Nadeln schon am Boden liegen, er argumentiert: „Wir haben ihn ja bezahlt!“ Der Baum ist quasi ein Familienmitglied und bekommt wahrscheinlich eine eigene Weihnachtskarte.

3. Der Minimalist

Der Weihnachtsbaum dieser Art Menschen ist so dezent, dass er leicht mit einem Kunstobjekt im Museum verwechselt werden könnte. Drei Glaskugeln, ein einsamer Stern und eine Lichterkette, die mehrmals die Woche entstaubt wird. Wenn jemand fragt, ob der Baum nicht etwas leer aussieht, wird die Antwort schnippisch: „Das ist skandinavischer Stil! Ihr versteht das nur nicht.“

3a. Der nihilistische Minimalist

Traditionen sind dazu da, überwunden zu werden – zumindest, wenn es nach diesem Typ geht. Die Idee, sich einen Baum, egal ob aus Plastik oder noch mit echtem Harz ins Zimmer zu stehen, widerstrebt ihm. Dieser Typ nimmt die Idee des Minimalisten auf – und überdreht sie. Weihnachten stehen die minimalistischen Nihilisten äußerst kritisch gegenüber, machen aber trotzdem mit – auf ihre Weise. Der Baum ist eher ein Konzept als ein Baum: ein einzelner, kahler Ast in einer Vase, vielleicht mit einer einzigen Kugel daran. Oder er bastelt eine geometrische Baum-Skulptur aus Metall und nennt es Kunst.

4. Der Strahle!-Typ

Das Gegenteil des Minimalisten. Der Baum blinkt und schimmert in so vielen Farben, dass der Nachbar schon eine Sonnenbrille aufsetzt, wenn er aus dem Fenster schaut. Selbst Clark Griswold erblasst vor Neid, wenn der Baum erstrahlt und der Stromzähler sich in Überschallgeschwindigkeit dreht. Jede Kugel erzählt eine Geschichte, von „Mitbringsel aus dem Skiurlaub 1997“ bis „Strickprojekt in der Elternzeit“. Der Baum dieses Typs ist mehr als ein Schmuckstück – es ist ein 3D-Tagebuch. Für diesen Typ ist das alljährliche Weihnachtsbaumschmücken ein „höher, schneller, weiter“, denn nichts erstrahlt so schön, wie die nostalgische Erinnerung an die Bäume in der Kindheit.

4a. Der Thema-Typ

Verwandt mit dem „Früher war mehr Lametta“-Typ, ist der Baum für den Deko-Süchtigen eigentlich nur Mittel zum Zweck. Der Zweck: Deko-Shopping. Der Baum muss jedes Jahr ein anderes Thema haben – mal Nordpol, mal Maritimes Candyland, mal „Edles Gold“. Und wehe, eine Kugel ist nicht farblich abgestimmt!

5. Der schlimmste Freund der Feuerwehr

Echte Kerzen oder gar nichts. Dieser Typ lebt gefährlich – „aber stilvoll“, wie er immer betont. Der Baum ist eine potenzielle Feuersbrunst in Tannenform, aber dieser Typ schwört, dass nichts weihnachtlicher ist als das sanfte Flackern echter Flammen. Nur die Feuerwehr sieht das anders. Und wenn jemand elektrische Kerzen ins Spiel bringt, wird er mit einer Rede über „Authentizität“ belehrt, die länger dauert als das Aufstellen des Baums.

6. Der Technik-Freak

Smart Tree, Smart Life. Der Baum dieses Typs wird per App gesteuert. Die Lichterkette reagiert auf Musik, der Duftzerstäuber liefert Tannenaroma, und die Kugeln haben QR-Codes, die zu Videos führen. Tradition? Fehlanzeige. Aber die Technik-Freaks dieser Welt werden dafür sorgen, dass der Baum in den nächsten Jahren selbstständig via KI entscheidet, wann er abgebaut werden soll – und wahrscheinlich auch Auf- und Abbau sowie schmücken und entschmücken selbst erledigt.

7. Der Plastikbaum-Verfechter

Der Plastikbaum ist „so viel nachhaltiger“, sagt dieser Typ. Er hat ihn 2013 im Angebot gekauft und seitdem in jedem Jahr millimetergenau gleich geschmückt. Nadeln? Keine. Weihnachtsbaumduft? Fehlanzeige – oder wieder über Duftzerstäuber oder Aroma-Schälchen geliefert. Egal, wie oft dieser Typ ob seines mittlerweile sehr geschunden aussehenden Plastikbaumes aussieht: Er bleibt standhaft. Denn: „Es spart so viel Zeit!“ Zumindest, wenn man ignoriert, dass der Baum im Keller ein eigenes Regal mit Zubehör braucht.

8. Der Größenwahnsinnige

Für diesen Typ kann der Baum gar nicht groß genug sein. Gäbe es eine Tanne in der Größe des Pilsumer Leuchtturms: Er würde anbauen und sie aufstellen. Mindestens bis zur Decke, besser noch darüber hinaus – wer braucht schon eine funktionierende Zimmerlampe, wenn der Baum ein eigenes Ökosystem ist? Das Aufstellen wird zwar zur logistischen Meisterleistung, bei der mindestens zwei Nachbarn und eine Leiter helfen müssen. Aber: „Ein kleiner Baum wäre doch armselig“, sagt er, während er versucht, die Spitze zu schmücken, ohne den Kronleuchter abzureißen. Dass bei dem Größenwahnsinnigen nur Nordmann-Tannen ins Haus kommen, versteht sich von selbst.

9. Der Mit-Ballen-Typ

Dieser Typ entscheidet sich jedes Jahr für einen Baum mit Wurzelballen, weil er das Abholzen für eine „Sünde gegen die Natur“ hält. Nach Weihnachten wird der Baum natürlich eingepflanzt – zumindest theoretisch. In der Praxis stapeln sich im Garten längst halblebendige Tannen, die aussehen, als hätten sie den Baumarkt nie ganz verlassen. „Der lebt noch!“ schwört er, während er versucht, die nächste vertrocknete Tanne zu reanimieren. Nachhaltig? Vielleicht. Unkompliziert? Niemals.

10. Der Nostalgiker

„Früher war mehr Lametta“ – und dieser Typ lebt genau danach. Egal, ob das Glitterzeug mittlerweile verboten ist oder nicht: Der Vorrat wurde rechtzeitig angelegt und reicht für die nächsten Jahrzehnte. Neuer Baumschmuck? Kommt nicht in Frage! Seit Achtzehnhundert-und-Klump hat sich ein festes Schmück-Muster etabliert, das Jahr für Jahr penibel eingehalten wird. Aber so weit muss es erst einmal kommen, denn: Vom Stamm bis zur Spitze muss der Baum perfekt sein. Krumme Äste? Werden mit Draht begradigt. Die Spitze passt nicht? Kein Problem, sie wird durch eine schönere ersetzt – notfalls mit einer dezent angebrachten Schraube. Beim Nostalgiker ist der Baum kein Schmuckstück, sondern ein Denkmal vergangener Weihnachtstage.

Weihnachten ist, was Sie draus machen

Am Ende des Tages ist es egal, ob Ihr Baum echt ist oder aus Plastik, spärlich geschmückt oder eine Lichtorgel. Ob er am 26. Dezember bereits auf dem Kompost liegt oder bis Ostern die Couch bewacht. Wichtig ist nur, dass er für ein bisschen Glanz sorgt – und Sie an Weihnachten mit den Liebsten darüber lachen können, warum Sie dieses Jahr schon wieder eine Lichterkette zu wenig gekauft haben. In diesem Sinne: Frohes Schmücken, frohes Feiern und frohes Aufräumen danach!

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