Historisches Emden Emder gräbt die Geschichte des Traditionsschiffes „Ems“ aus
Am Traditionsschiff „Ems“ beim Hafenhaus in Emden kommen täglich viele Spaziergänger vorbei. Zur Geschichte des einstigen Dampfers ist nicht viel bekannt – bis jetzt.
Emden - Über Emdens Museumsschiffe im Delft ist viel bekannt, ein Traditionsschiff im Alten Binnenhafen aber ist meist etwas außen vor: die „Ems“. Die „Ems“ ist mit ihrem Baujahr 1934 eines der ältesten noch in Fahrt befindlichen Seeschiffe Deutschlands, doch über ihre Geschichte – auch unter anderem während des Zweiten Weltkriegs – war bislang nicht viel bekannt. Das hat den Emder Alfred Schmidt gestört. Vor drei Jahren habe er mit seiner Frau die Goldene Hochzeit auf dem Schiff mit einer Ausfahrt nach Delfzijl gefeiert, sagt Schmidt bei einem Gespräch auf der „Ems“. „Mich hat das Schiff immer schon fasziniert, aber seit der Feier war ich ins Schiff verliebt.“
Was er bei der Fahrt auch erfahren habe: Das Traditionsschiff finanziere sich nur über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Veranstaltungen. Wenn beim regelmäßigen Dock-Besuch mal ein größerer Reparaturbedarf festgestellt würde, müsste sich der Trägerverein etwas überlegen, erklärt Kapitän Manfred Lauterjung. „Wir sind auf Spenden angewiesen“, sagt er. Und: Es werde dringend Nachwuchs gesucht – unter anderem ein Kapitän, ein Maschinist und andere Helfer für die Instandhaltung des Schiffes. Er selbst sei im fortgeschrittenen Alter und wisse nicht, wie lange er noch als Kapitän die Ausfahrten leiten könne, so Lauterjung. Alfred Schmidt möchte dabei helfen, dass die „Ems“ nicht nur mehr Aufmerksamkeit bekommt, sondern auch mehr Spenden. Daher hat der Hobby-Historiker zum Schiff recherchiert und jetzt eine Broschüre herausgegeben.
„Ems“ wurde vom Verein gerettet
Einfach sei die Recherche, die ihn unter anderem zum Deutschen Schifffahrtsmuseum nach Bremerhaven führte, nicht gewesen, so Schmidt. „Es gab viele Zufallsfunde“, sagt er. Gerne können sich Leute, die noch mehr Infos zum Schiff haben, bei ihm melden. 51 Seiten hat er schon jetzt mit der Historie des Schiffes und vielen Fotos gefüllt. Los geht es mit der ersten Erwähnung eines Regierungsdampfers „Ems“ im Jahr 1897. Das war der Vorgänger des heutigen Traditionsschiffes. Schmidt hat Zeitungsartikel, historische Fotos und Postkarten dazu gefunden. Das Schiff wurde 1934 abgewrackt. 1933 lief die neue „Ems“ bei der Papenburger Meyer Werft vom Stapel.
Fotos von 1952 nach dem Kriegseinsatz der „Ems“ zeigen auf, wie das Schiff wieder fit gemacht wurde für seine eigene Aufgabe. Der Einsatzbereich des für die Küstenfahrt zugelassenen Schiffes war die deutsche Nordseeküste bis zur Wesermündung, schreibt Schmidt in seinem Büchlein. Für das damalige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Emden (seit 2020 Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ems-Nordsee) war die „Ems“ für Kontrollen von Seezeichen, das Erstellen von Peilplänen, Versorgungsfahrten und anderes im Einsatz.
Aus Kostengründen wurde das Schiff 2012 außer Dienst gestellt. Um zu verhindern, dass die „Ems“ versteigert wird und womöglich Emden verlassen müsste, gründete sich der Verein rund um den Vorsitzenden Lauterjung. Das Schiff gehört weiterhin dem Amt, der Verein hat es gechartert und ist verantwortlich für die Instandhaltungen. Das Schiff hat die Zulassung, 50 Personen – einschließlich der Besatzung – zu befördern. Ab Mai fährt es wieder raus, beispielsweise für Hafenrundfahrten, Fahrten nach Eemshaven, zum Emssperrwerk oder Delfzijl. Das Schiff ist als Standesamt zugelassen.
→ Die Broschüre „Gruß vom Traditionsschiff Ems“ ist im Foyer der Reederei Lauterjung, Promenade Am Alten Binnenhafen 12, in der Woche von 8 bis 14 Uhr erhältlich (ausgenommen die Feiertage). Sie kostet fünf Euro. Das Geld soll den Erhalt des Traditionsschiffes unterstützen.