Vierschanzentournee beginnt Erst Selters, dann Sekt? Skispringer „ready“ für Oberstdorf
Überragendes Wetter, traumhafte Bedingungen, volles Stadion: Der Rahmen für die Vierschanzentournee erscheint ideal. Die ewige Flaute des deutschen Skisprung-Teams soll nach 23 Jahren enden.
Pius Paschke und Andreas Wellinger waren bester Laune und präsentierten sich voller Vorfreude. Im idyllischen Wellness-Hotel genoss das deutsche Skisprung-Duo noch einmal die Ruhe, bevor ab dem Wochenende zehn Tage Trubel bei der Vierschanzentournee warten.
„Mit dieser Veranstaltung ist unser Sport groß geworden. Von daher ist es als Skispringer eine der größten Sachen, die man gewinnen kann“, sagte Paschke, der als Gesamtführender einer der Mitfavoriten auf den goldenen Adler ist.
Paschke war bei Hannawald Zuschauer
Die beiden Top-Athleten und Bundestrainer Stefan Horngacher tranken inmitten des Winter-Wunderlandes, wo in Fischen im Allgäu am Freitag nicht eine einzige Wolke zu sehen war, Selters. In eineinhalb Wochen in Bischofshofen soll es dann im besten Falle Siegersekt sein. „Wir sind ready“, kündigte Olympiasieger Wellinger vor dem Auftakt am Sonntag (16.30 Uhr/ZDF und Eurosport) in Oberstdorf selbstbewusst an. Top-Bedingungen sind auch für die nächsten Tage angekündigt.
23 Jahre des quälenden Wartens seit dem Triumph von Sven Hannawald sollen am 6. Januar 2025 endlich enden. Und nach vielen erfolglosen Versuchen von unter anderem Severin Freund, Karl Geiger und Markus Eisenbichler könnte nun ausgerechnet der über lange Jahre unscheinbare Paschke zum Helden werden. Hannawalds historischen Coup bekam er damals live mit.
Ungeöffnete Geschenke unter dem Baum
„Das war ein Highlight für mich. Ich war in Innsbruck und habe Sven damals gewinnen sehen. Als Elfjähriger habe ich das noch nicht so ganz mitgeschnitten. Für mich war das mehr Skispringen im Stadion genießen“, berichtete Paschke auf dem Pressepodium neben dem noch immer geschmückten Weihnachtsbaum, unter dem sich auch ein paar ungeöffnete Geschenke befanden.
Diesmal kommt der 34-Jährige im Gelben Trikot und mit der Vorleistung von fünf Einzelsiegen zur Tournee. In seiner langen Karriere hatte er bis November 2024 nur einmal gewonnen. Doch die Konkurrenz ist stark und kommt vor allem von Co-Gastgeber Österreich. Der ehemalige Tournee-Sieger Stefan Kraft, Jan Hörl und Daniel Tschofenig waren in Engelberg zuletzt prächtig in Form.
„Die Springer sind immer ihre eigenen Konkurrenten. Die Österreicher haben bewiesen, dass sie ein irrsinnig starkes Team sind“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher, der selbst aus Österreich kommt. Auf einen Siegertipp wollte er sich nicht festlegen, stattdessen sagte er nur: „Der Heung-chul Choi wird die Tournee nicht gewinnen.“
Durch das lange Warten der Deutschen ist fast etwas in Vergessenheit geraten, dass auch Österreich schon knapp 10 Jahre ohne Triumph beim Traditionsevent ist. Seither siegten unter anderem je dreimal der Pole Kamil Stoch und der Japaner Ryoyu Kobayashi. Auf die Frage, welchen der drei starken Österreicher er für am gefährlichsten halte, antwortete Wellinger demonstrativ kurz: „Wellinger/Paschke.“
„Der Gejagte ist der Pius“
Für das Team von Cheftrainer Andreas Widhölzl geht es erst am Samstag nach Deutschland. Ihr Teamhotel beziehen Kraft und Co. in Riezlern im Kleinwalsertal. Während die deutsche Medienrunde am Freitag nach knapp einer halben Stunde beendet war, planten die Österreicher am Tag vor der ersten Qualifikation gleich zwei Stunden ein.
„Der Gejagte ist der Pius, ganz klar. Er ist der Favorit“, sagte Widhölzl in aller Gelassenheit. Abseits von Deutschen und Österreichern zählen der Schweizer Gregor Deschwanden sowie Anze Lanisek aus Slowenien zum erweiterten Favoritenkreis. Titelverteidiger Kobayashi ist zwar Tournee-Spezialist, blieb aber im bisherigen Saisonverlauf so weit hinter seiner Topform zurück, dass er nicht zu den Favoriten zählt.