Leer Jede ist ein Unikat: Vom Banner zur Tasche
Im Leeraner Zollhaus sorgt eine Nähgruppe dafür, das Werbeplakate nicht auf dem Müll landen. Die schicken Taschen werden auch auf Bestellung gefertigt.
Leer - Klappern gehört zum Handwerk, sagt der Volksmund. Einfach nur Lärm zu machen, um Aufmerksamkeit zu bekommen, reicht heutzutage aber nicht mehr aus. Unternehmen, Vereine und Institutionen nutzen dafür andere Mittel.
Oft sind es großformatige und langlebige Werbebanner aus Mesh, einem leichten und wetterfesten Kunststoffgewebe, die an Bauzäunen und Gebäuden aufgehängt werden. Auch das Zollhaus in Leer macht auf diese Weise auf sein Veranstaltungsprogramm aufmerksam.
Werbebanner machen Müll
Was bei der Banner-Werbung entsteht, ist jede Menge Müll. Ein Dilemma, das den Zollhaus-Mitglieder schon länger Kopfzerbrechen bereitete. Zwar wurden etliche ausgediente Plakate für Graffiti-Workshops zur Verfügung gestellt und einige als Andenken an Konzerte verkauft, es waren aber immer noch viele übrig, für die es keine Verwendung gab. Um das unverwüstliche Material nicht einfach zu entsorgen, entwickelten findige Zollhaus-Mitglieder im März letzten Jahres ein nachhaltiges Näh-Projekt.
Zehn bis zwölf Ehrenamtliche kommen regelmäßig zusammen, greifen zu Schere und Maßband und setzten sich an die Nähmaschine. Mit Fantasie und Geschick entstehen unter den Händen der Banner-Bande Taschen in unterschiedlichen Größen, jede ist ein Unikat. Einige tragen das Konterfei eines Künstlers, der im Zollhaus aufgetreten ist, andere Namen und Daten vergangener Veranstaltungen.
Die Mitglieder arbeiten Hand in Hand. „Einige schneiden lieber zu, andere beherrschen bestimmte Nähte sehr gut“, berichtet Gabi Marks, die Ansprechpartnerin für die Gruppe ist. Aus einem Plakat entstünden bis zu sieben Taschen, je nach Größe und Wahl der Motive.
Das Upcycling-Projekt begeistert nicht nur Fans, die ein sehr spezielles Erinnerungsstück erwerben möchten, es kommt auch bei den Künstlern gut an. Beim Gastspiel von Götz Alsmann im Oktober in Leer war die Banner-Bande besonders fix. Ein vorzeitig abgehängtes Plakat wurde so schnell verarbeitet, dass der Sänger und Entertainer „seine“ Taschen noch am Konzertabend signieren konnte.
Manche nähen in Heimarbeit
Damit die Nähgruppe, ihre Ideen professionell umsetzten kann, wurden mithilfe einer Spende der Johann-Bünting-Stiftung drei Nähmaschinen, Tragegurte und Labels, die auf das Zollhaus hinweisen, gekauft. „Einige Mitglieder bringen auch ihre eigene Maschine mit oder nähen in Heimarbeit“, sagt Gabi Marks.
Die Taschen werden bei Veranstaltungen gegen eine Spende von wenigstens 20 Euro unter die Leute gebracht. Was an Shopping- und Lunchbags übrig ist, ist online auf der Website www.zollhaus-leer.com/die-banner-bande-vom-banner-zur-tasche zu sehen und zu bestellen.
Tasche auf Bestellung
Die Banner-Bande sorgt ständig für Nachschub. Damit das klappt, werden ehrenamtliche Mitstreiter gesucht. Gruppentreffen sind vierzehntägig donnerstags im Zollhaus, das nächste Mal am 9. Januar. Kontakt gibt es auch per E-Mail an bannerbande@zollhaus-leer.com.
Übrigens wird auch auf Bestellung gearbeitet. Wer ein Motiv auf einem Zollhausbanner entdeckt, dass er sich zur Erinnerung an einen schönen Abend als Tasche erhalten möchte, kann sich an die Banner-Bande wenden.